«Ein Angriff auf eine*n von uns ist ein Angriff auf uns alle»

Generationengespräch in Wien

Dogan Can M.
Dogan Can M. ist Mitglied im Verein Q:Wir, das erste queere Jugendzentrum Österreichs in Wien (Bild: Marlene Fröhlich)

Queere Geschichte ist nicht nur eine Erzählung von Leid und Unterdrückung, sondern auch von Liebe und Widerstand. Der 28-jährige Can und der 62-jährige Andreas blicken aus zwei Perspektiven auf eine Geschichte, die noch lange nicht auserzählt ist.

Andreas und Can. Queere Geschichte. Was bedeutet sie euch? Andreas: Als ich vor 40 Jahren mein Coming-out hatte, gab es keine sichtbare queere Geschichte, keine Vorbilder. Alles, was existierte, waren Klischees aus der Boulevardpresse – oft negativ und mit Verbrechen assoziiert.

Das war für mich der Anlass, mich mit unserer Geschichte zu beschäftigen, um uns selbst eine Stimme zu geben. Es war wichtig, eine Identität aufzubauen, die auf mehr basiert als auf Stereotypen.

«Queere Geschichte erinnert uns daran, dass es uns immer geben wird.»

Dogan Can M.

Can: Für mich ist queere Geschichte eine Geschichte des Kampfes und der Unterdrückung, aber auch des Überlebens und Erfolgs. Früher war es illegal, homosexuell zu sein, aber es hat uns immer gegeben. Die Frage ist oft, wer Geschichten aufschreibt und festhält. Vieles aus früheren Zeiten findet sich primär in Gerichtsakten, aber das heisst nicht, dass wir keine Geschichte hatten. Queere Geschichte zeigt auch, wie weit wir gekommen sind, und sie erinnert uns daran, dass es uns immer geben wird.

Andreas, queere Geschichte ist dein Job. Was machst du genau bei Qwien, um sie zu bewahren? Andreas: Im Januar war der 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau – ein Anlass, über die Verfolgung homosexueller Menschen in der NS-Zeit nachzudenken. In den 1990ern war darüber kaum etwas bekannt. Gemeinsam mit meinem Kollegen Hannes Sulzenbacher begann ich damals, Strafakten zu recherchieren und auszuwerten: Wer waren die Menschen? Was ist ihnen passiert? Unsere Geschichte ist oft durch Verfolgung geprägt, und die Quellen stammen fast ausschliesslich von Instanzen, die uns verfolgt haben – Strafgerichte, abwertende Medienberichte.

Trotzdem versuche ich, daraus Lebensgeschichten zu rekonstruieren. Ich suche nach queerer Selbstbehauptung und kleinen Momenten des Glücks, selbst in Zeiten der Unterdrückung. Oft wurden diese verdeckt, überschrieben oder tabuisiert.

Meine Arbeit besteht darin, diese Schleier zu entfernen, sei es durch Forschung in Archiven, das Schreiben von Büchern oder durch Stadtführungen, bei denen ich diese Geschichte lebendig mache.

Was waren solche kleinen Momente des Glücks? Andreas: Ein Beispiel sind Verhörprotokolle: Diese sind in der Sprache der Verfolgungsinstanzen verfasst und darauf ausgelegt, die Person zu überführen. Doch zwischen den Zeilen finden sich Aussagen wie «Ich habe ihn geliebt» – Momente, in denen Liebe und Begehren durchschimmern, entgegen der Absicht der Protokolle.

«Auch in den dunkelsten Zeiten schufen sich die Menschen Nischen, um sie selbst zu sein.»

Andreas Brunner

Ein anderes Beispiel: Ich habe von einem Emigranten gelesen, der von einer Schwulenparty erzählte, die sich zu einer ausgelassenen Orgie entwickelt hatte. Solche Berichte bezeugen eine lebensfrohe Community, die trotz Verfolgung Freude und Zusammenhalt fand. Natürlich hatten solche Ereignisse oft schwere Konsequenzen, aber sie zeigen, dass queeres Leben auch in den dunkelsten Zeiten existierte – in Nischen, die Menschen sich schufen, um einfach sie selbst zu sein.

Illustration: Kasia Zietek
(Bild: Kasia Zietek)

Can, wie nimmst du das bei der jüngeren Generation wahr? Gibt es noch einen bewussten Bezug zur queeren Geschichte – oder ist alles Erkämpfte inzwischen selbstverständlich? Can: Für mich ist es keineswegs selbstverständlich. Es stimmt nicht, dass wir alle Rechte erkämpft hätten oder dass Queerness vollständig akzeptiert wäre. Wir müssen immer noch sichtbar sein, laut sein und Platz einnehmen. Ich denke, für die jüngere Generation ist es wichtig, sich mit unserer Geschichte zu beschäftigen. Wir können uns heute gut einlesen und sehen, was vorherige Generationen erkämpft haben. Das hilft uns zu verstehen, woher wir kommen und wohin wir noch wollen.

Andreas: Ich merke auch, dass jüngere trans und nicht-binäre Personen ein starkes Bedürfnis haben, sich in der Geschichte zu verwurzeln. Sie suchen nach Figuren, die ihnen ähneln, auch wenn historische Zuschreibungen oft nicht direkt auf heutige Identitäten passen. Es ist nicht einfach, aber für viele ist es essenziell, ihre eigene Identität in der Geschichte wiederzufinden – sei es durch Forschung oder durch Interpretationen vergangener Lebensgeschichten. Ich finde es beeindruckend, dass Jugendliche heute oft schon mit 14 wissen, wer Marsha P. Johnson war, oder die Geschichte des Christopher Street Day kennen. 

Dogan Can M.
Dogan Can M. (Bild: Marlene Fröhlich)

Dogan Can M.

(Jahrgang 1996) ist Mitglied im Verein Q:Wir, das erste queere Jugendzentrum Österreichs in Wien. Er arbeitet dort als Jugendarbeiter. Zuvor studierte Can Politikwissenschaft und Psychologie und besuchte die Diplomatische Akademie in Wien.

Andreas, was waren die Schlüsselmomente der queeren Geschichte in Österreich? Andreas: Ein zentraler Wendepunkt war die NS-Zeit, die ein Extrem der Verfolgung darstellt – sowohl in der Gewalt als auch in den Zahlen. Danach war die Abschaffung des Totalverbots [von gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten; Anm. d. Red.] 1971 ein Meilenstein. Das gab erstmals Raum für die Entwicklung einer Community, auch wenn die vier Sonderparagrafen mit Werbe- und Versammlungsverbot weiter ein Hemmnis darstellten.

Die 80er- und 90er-Jahre waren geprägt von HIV und Aids, was gerade für meine Generation traumatisch war. Ich hatte mein Coming-out kurz vor der Aids-Krise und erlebte, wie diese Bedrohung unser Leben dominierte. Erst die medizinischen Fortschritte nahmen die Todesangst etwas zurück. Zuletzt kämpften wir um gleiche Rechte, wie die Ehe für alle 2019 oder den verfassungsrechtlich möglichen dritten Geschlechtseintrag. Aber es gibt Rückschritte – wie Widerstand von unteren Gerichten. Die Gleichstellung ist noch nicht vollständig erreicht. 

Can, wo steht die queere Bewegung heute? Can: Sie ist bunt und vielfältig. Es gibt viele Grassroots-Bewegungen und Organisationen, besonders in Wien. Unser Jugendzentrum ist ein gutes Beispiel. Es hat letztes Jahr eröffnet und ist ein wichtiger Raum für queere Jugendliche, der sehr gut angenommen wird. In meiner Kindheit war es ein grosses Erlebnis, queere Menschen öffentlich zu sehen – sei es bei Live-TV-Auftritten oder Pride-Veranstaltungen. Ein prägendes Ereignis war 2014, als Conchita Wurst den Eurovision Song Contest gewann. Auch die Ehe für alle 2019 war ein Meilenstein, ebenso wie die Entschuldigung von Justizministerin Alma Zadić für die Verfolgung Homosexueller in der Zweiten Republik.

Was macht ihr im Jugendzentrum? Can: Wir bieten einen Raum für Jugendliche von 12 bis 27 Jahren, aufgeteilt nach Altersgruppen. Freitags gibt es gemeinsames Kochen für alle. Die Jugendlichen kommen freiwillig, sie können sich zurückziehen oder an Aktivitäten teilnehmen – Tischfussball, Billard, Karaoke oder einfach Musik hören und tanzen. Ausserdem veranstalten wir Workshops oder zur Trans Visibility Week ein Generationen-Cafe. Dort laden wir ältere Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen ein, um einen intergenerationellen Austausch zu ermöglichen. Unsere Arbeit ist Freizeitpädagogik, aber auch einen sicheren Ort schaffen, wo die Jugendlichen einfach sie selbst sein können.

Andreas, hättest du dir als Jugendlicher so einen Ort gewünscht? Andreas: Ja, definitiv. Aber in meiner Jugend war so etwas unvorstellbar. Ich wusste nicht, wer oder was ich war – mein Coming-out kam erst mit über 20. In einer Kleinstadt aufzuwachsen, machte das nicht einfacher. Aber ein solcher Raum wäre sicher eine enorme Hilfe gewesen. Sexualität war etwas, das man für sich behielt. Erst als ich irgendwann ein Buch las, in dem Schwule vorkamen, dachte ich: «Hoppala, da ist was.»

Andreas Brunner
Andreas Brunner (Bild: Peter Hiller)

Andreas Brunner

(Jahrgang 1962) ist Co-Leiter des Zentrums für queere Geschichte in Wien, kurz Qwien. Er bezeichnet sich selbst als «altgedientes» Mitglied der Community: Seit etwa drei Jahrzehnten engagiert er sich aktiv, etwa im queeren Zentrum «Türkis Rosa Lila Villa», in der Buchhandlung Löwenherz, bei der Gründung der Regenbogenparade.

Queere Bewegung damals und heute – was ist anders? Andreas: Damals sprach man von «schwul» oder «schwul-lesbisch», der Begriff «queer» existierte im deutschsprachigen Raum noch nicht. Erst Mitte der 90er wurde die Trans-Bewegung sichtbarer. Ein Zeichen dafür war die erste Regenbogenparade 1996, die offiziell «LesBiSchwuler- und Transgender-Festzug» hiess. Trotz Fortschritten gab es schon damals Konflikte innerhalb der Community – Abgrenzungstendenzen zwischen Gruppen oder der Vorwurf, andere nicht ausreichend zu berücksichtigen. Zum Beispiel Schwule, die Lesben nicht mitdachten. Heute ist es bunter und vielfältiger, aber die Diskussionen und Konflikte haben sich nicht verändert – sie sind oft genauso leidenschaftlich wie damals.

Can, du hast eben geschmunzelt. Wie siehst du das? Can: Ich glaube, es liegt in der menschlichen Natur, in Schubladen zu denken und Stereotypen zu pflegen. Das war damals eine Herausforderung und ist es heute noch: Sich als queere Community auf gemeinsame Ziele zu konzentrieren, anstatt Konflikte zu haben, weil sich eine Gruppe von der anderen nicht ausreichend beachtet fühlt. Letztlich wollen wir doch alle das Gleiche – gesellschaftliche Gleichstellung.

Andreas: Genau. Aber wenn zum Beispiel eine Alice Weidel behauptet, sie sei zur Nationalsozialistin geworden, weil sie sich als queere Person von Migrant*innen bedroht fühlte, dann ist das ein Spaltungsversuch. Die rechte Szene biedert sich bestimmten Gruppen innerhalb der Community an – etwa schwulen Männern mit traditionellem Maskulinitätsideal – und signalisiert: «Ihr seid okay – die anderen aber nicht.» Das lenkt von gemeinsamen Zielen ab und richtet sich gegen Menschen mit anderer Hautfarbe, nicht-binäre Personen oder solche, die nicht ins klassische Geschlechterbild passen. Das sehe ich als extreme Gefahr. Es ist nicht mehr nur der kleine interne Streit oder die Meinungsverschiedenheit, die es immer schon gab – jetzt kommen bewusste Keile von aussen hinzu, oft durch politische Bewegungen. Sie spalten uns, und das besorgt mich.

Jubel-Juni: Qwien eröffnet erstes queeres Kulturzentrum Österreichs

Ein Meilenstein für die Wiener Kulturlandschaft: Am 11. Juni 2025 öffnet Qwien, das erste queere Kulturzentrum Österreichs, seine Tore in der Ramperstorffergasse 39 – mit einem bunten Programm von 14 bis 22 Uhr inklusive Führungen, Reden sowie Musik von DJ LucyMcEvil. Ein Höhepunkt ist Qwiens erste Ausstellung «Geschichte machen – Ein queeres Jahrtausend in 27 unglaublichen Objekten» – eine unterhaltsam recherchierte Zeitreise durch queeres Leben vom Mittelalter bis in die Nachkriegszeit.

Im Juni folgen u.a. Sabine Schwaighofers Fotoausstellung «Hom(e) Diaries» (ab 17. Juni) sowie Lesungen und Talks, etwa mit Dino Heicker (24. Juni) und Koschka Linkerhand (26. Juni). – qwien.at

Wie kann sich die Community dagegen wehren?  Can: Zusammen sind wir stärker als in kleinen Gruppen. Ich denke, es ist wichtig, intersektional zu denken und zu berücksichtigen, wo jemand herkommt, welche Religion, Geschlechtsidentität oder Sexualität die Person hat. Der Spruch «Ein Angriff auf eine*n von uns ist ein Angriff auf uns alle» bringt es auf den Punkt. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist essenziell, um Widerstand zu leisten.

Andreas: Ich stimme zu, aber ich frage mich, wie wir dem Dauerbombardement von aussen begegnen sollen. Die mediale Flut, die uns zugeschriebenen Narrative – das alles belastet mich sehr. Manchmal ziehe ich mich aus Selbstschutz aus Debatten zurück, weil ich Themen nicht zum hundertsten Mal diskutieren möchte. Gleichzeitig beobachte ich innerhalb der Community Trennlinien, die oft zu sehr im Fokus stehen. Es geht manchmal mehr um Partikularinteressen als um das grosse Ganze. Can hat recht: Wir können nur zusammen bestehen. Jeder für sich allein – das funktioniert nicht.

Illustration: Kasia Zietek
(Bild: Kasia Zietek)

Was können die Älteren von den Jüngeren lernen und umgekehrt? Can: Während meines Zivildiensts bei der Aids Hilfe Wien erzählte mir ein Klient, dass er ins Gefängnis musste, weil er mit seinem Partner zusammenlebte – damals war das illegal. Das hat mich sehr bewegt und motiviert, mich mehr mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Von der älteren Generation können wir vor allem Resilienz lernen – wie sie trotz Verfolgung überlebte, Räume für sich schuf und für unsere Rechte kämpfte. Umgekehrt bringen die Jüngeren mehr Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein mit. Sie trauen sich oft mehr, authentisch zu sein. Auch die Nutzung digitaler Räume, um sich zu vernetzen und zu organisieren, ist eine Stärke der jüngeren Generation.

«Viele Ältere haben gelernt, unsichtbar zu sein, und empfinden die Offenheit der Jüngeren als Provokation.»

Andreas Brunner

Andreas: Ich sehe die verstärkte Sichtbarkeit der Jüngeren auch, aber ich beobachte, dass sie manche Ältere überfordert. Viele haben gelernt, unsichtbar zu sein, und empfinden diese Offenheit als Provokation oder sogar Bedrohung für den sicheren Raum, den sie sich geschaffen haben. Das führt manchmal zu Irritationen und Konflikten zwischen den Generationen. Aber ich finde es grossartig, wie «pushy» die Jungen sind – das muss so sein! Auch wir waren damals laut und unbequem. Es ist wichtig, die Dynamiken der unterschiedlichen Generationen zu verstehen, um trotz Differenzen zusammenzukommen.

Can: Da stimme ich dir zu, Andreas. Eigentlich ist es doch typisch für Jugendliche, zu provozieren – ob queer oder nicht. Man denke an Punks, Hippies oder Langhaarige. Jede Generation hat ihre eigenen Formen des Aufbegehrens, und das ist gut so.

Braucht es mehr Austausch und Respekt zwischen den Generationen? Oder ist es okay, wenn jede ihr eigenes Ding macht? Can: Ich finde den Austausch total wichtig. Ich habe Freund*innen in allen Altersgruppen und schätze es, von allen etwas mitzunehmen. Ohne Austausch bleibt queere Geschichte nicht lebendig.

Andreas: Absolut. Oft kommen jungen Menschen zu uns ins Qwien, um zu forschen oder an Stadtspaziergängen teilzunehmen. Das ist unglaublich bereichernd. Es entstehen Diskussionen und auch Reibungspunkte, die wir mit Respekt austragen. Es macht mir Freude, mein Wissen zu teilen, das ich durch meine langjährige Arbeit angesammelt habe.

Welche Verantwortung tragen die Generationen für das Bewahren queerer Geschichte? Can: Die jüngere Generation hat heute mehr Zugang zu queerer Geschichte – durch Bücher, Internet und Social Media. Aber um die Geschichte lebendig zu halten, muss man sie publik machen. Das könnte über Tiktok oder Instagram geschehen oder auch durch Präsentationen in der Schule, etwa über queere Persönlichkeiten oder rechtliche Fortschritte. Von der älteren Generation wünsche ich mir, dass sie ihre Erlebnisse festhält – schriftlich, in Videos oder durch persönliche Gespräche. So können wir erfahren, was in den 60ern oder 70ern in Österreich passiert ist.

Andreas: Ich selbst trage dazu bei, indem ich queere Geschichte durch alte Dokumente, Interviews oder Dialoge sichtbar mache. Wir hatten kürzlich einen intergenerationellen Dialog im Wien Museum. Das persönliche Gespräch und der Austausch bei Führungen sind für mich wichtige Kanäle. TikTok ist nicht mein Medium – dafür braucht es die Jungen.

Andreas, was wünschst du dir von der jüngeren Generation? Andreas: Neugier. Neugier war in meinem Leben immer der Impuls, mehr wissen, verstehen und nachvollziehen zu wollen. Das wünsche ich mir von den Jungen – aber auch von den Alten! Manchmal nervt es mich, wenn ältere Leute mit ihren alten Weisheiten ankommen und kein Interesse für das haben, was die Jungen antreibt. Ich versuche, selbst neugierig zu bleiben, nachzufragen und offen zu sein. Aber: Ich gehe nicht mehr auf jede Party – es ist mir oft zu laut. Austausch muss nicht immer auf denselben Wegen passieren, aber er ist essenziell.

Serie «Generationengespräch»

Dieses Interview mit Dogan Can und Andreas ist der zweite Teil unserer dreiteiligen Serie «Generationengespräch», in der wir eine jüngere und eine ältere queere Person zusammenbringen. Gemeinsam beleuchten wir Perspektiven, Herausforderungen und Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen in der Community. Zum Teil 1 «Ost trifft West»

Can, welche Botschaft hast du an die älteren Queers? Can: Meine Botschaft lautet: Danke. Danke für euren Kampf, eure Stärke und Resilienz, und alles, was ihr geleistet habt, damit wir Jüngeren auf diesem Weg weitergehen können. Ich wünsche mir, dass ihr eure Geschichten aufschreibt, damit wir daraus lernen können.

Andreas: Das wünsche ich mir auch – dass die jüngeren Generationen uns fragen, solange wir noch da sind. Früher war es anders: Ich hätte mich nicht getraut, ältere Personen nach ihren Erfahrungen zu fragen. Die Kommunikation war eine andere, und die gesellschaftlichen Hemmungen waren grösser. Das zeigt sich schmerzlich bei der Geschichte der homosexuellen Männer, die in der NS-Zeit verfolgt wurden. Ihre Geschichten kennen wir fast nur aus den Verfolgungsakten, weil niemand damals auf sie zugehen konnte, um sie selbst zu fragen: «Wie war das damals?»

Deshalb wünsche ich mir, dass die Jugend heute offener ist, vielleicht sogar provokativ sagt: «Erzähl mal!»  

«Dragqueen zu sein klebt an mir wie Hundekot am Schuh» – Provokant, laut, kompromisslos: Nina Queer ist vieles – Drag-Ikone, Filmemacherin, Bestseller-Autorin. Im Interview spricht sie über Eitelkeit in der Dragszene, schlechte Schauspieler*innen und warum ihr schrilles Alter Ego sie nie ganz loslässt (MANNSCHAFT-Interview).

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