Verzicht auf Kondome: HIV-Neuinfektionen in Salzburg auf Rekordhoch
In Salzburg wurden so viele neue HIV-Infektionen gemeldet wie noch nie. Die Aids-Hilfe warnt vor einem sorglosen Umgang mit Schutz und verweist auf veränderte Risikowahrnehmung, besonders bei jungen Menschen.
In Salzburg ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen auf einem historischen Höchststand. Im vergangenen Jahr wurden 52 neue Infektionen gemeldet. Das sind doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Darauf macht die Salzburger Aids-Hilfe aufmerksam.
Als einen zentralen Grund nennt die Organisation den zunehmenden Verzicht auf Kondome. Vor allem junge Menschen würden Risiken unterschätzen. Der Geschäftsführer der Aids-Hilfe Salzburg, Willi Maier, spricht von einer Verharmlosung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Das führe dazu, dass inbesondere junge Menschen immer seltener Kondome verwenden.
Ein weiterer Faktor ist laut Aids-Hilfe der medizinische Fortschritt. Die Wahrnehmung der Krankheit habe sich stark verändert. «Früher ist man ziemlich fix daran gestorben. In den 1990er-Jahren gab es erste Therapien. Heute haben wir Medikamente, die verhindern, dass das Virus überhaupt noch übertragen wird – sobald mit der Therapie begonnen wird», sagt Maier gegenüber dem ORF. Diese Entwicklung könne dazu führen, dass HIV nicht mehr als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen werde.
Die Aids-Hilfe beobachtet zudem Wissenslücken und eine geringe Risikowahrnehmung in der Präventionsarbeit. Der Begriff «Kondom-Muffel» sei insbesondere unter Jugendlichen keine Ausnahme mehr.
Österreichweit infizieren sich laut Schätzungen derzeit bis zu zwei Menschen pro Tag mit HIV. Das ist mehr als in früheren Jahrzehnten. Der Anstieg hängt jedoch nicht nur mit verändertem Verhalten zusammen. Auch die höhere Zahl an Tests spielt eine Rolle. Ein Teil dieser Zunahme lasse sich auch durch eine gestiegene Zahl an Tests erklären, so Maier weiter. Mehr Tests führten zu mehr Diagnosen. «Jede Infektion ist ein eigenes Schicksal. Aber insgesamt ist es gut, dass viel getestet wird. Weil wir so die Infektionsketten unterbrechen können.»
Menschen mit einer HIV-Infektion erhalten heute rasch Zugang zu wirksamen Therapien. Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Ziel der Behandlung ist es, die Viruslast so zu senken, dass keine Übertragung mehr möglich ist.
Die Salzburger Aids-Hilfe ruft dazu auf, sich regelmässig testen zu lassen und beim Sex konsequent Schutz zu verwenden. Nur so könne die Zahl der Neuinfektionen wieder gesenkt werden.
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