Jorge González wird im Zug angefeindet – und lobt Zivilcourage der Mitreisenden
Der gebürtige Kubaner bekam auch Unterstützung vom Personal
In einem Interview erzählt der «Let's Dance»-Juror Jorge González von einem rassistischen Vorfall in einem Zug. Einschüchtern lassen will er sich nicht.
Der Entertainer und Choreograph Jorge González ist eigenen Berichten zufolge gemeinsam mit seiner Nichte bei einer Zugfahrt rassistisch beleidigt worden. Der Vorfall habe sich vor zwei Jahren auf einer ICE-Fahrt von Hamburg nach Berlin ereignet, hiess es von seinem Management auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In einem RTL-Interview hatte der «Let's Dance»-Juror zuvor von dem Vorfall berichtet.
Ein Mann habe auf dem Platz gesessen, den González reserviert gehabt habe, und sich geweigert, aufzustehen, wird González von RTL zitiert. «Er hat meine Nichte angeguckt und gesagt: ,Und du, du sprichst nicht, geh zurück, von woher du kommst.'» Seine Nichte habe schlagfertig reagiert und gesagt, sie komme aus Nienburg an der Weser, erzählte González, der in Kuba geboren wurde.
González: Mitreisende und Zugbegleiterin halfen Der dpa teilt er auf Anfrage mit, der Mann habe ihm einfach nur leidgetan, «weil er offenbar verbittert und weltfremd schien». González weiter: «Was mich besonders berührt hatte, war die Unterstützung der Mitreisenden und der Zugbegleiterin an dem Tag. Einige Menschen, vor allem Frauen, standen auf und wiesen den Mann zurecht.» Die Zugbegleiterin habe ihn ausserdem von dem Platz verwiesen und damit gedroht, am nächsten Halt die Polizei zu rufen, wenn er sich nicht mäßige. «Ich habe da viel Sympathie und Zivilcourage gespürt.»
Einem Sprecher der Deutschen Bahn (DB) war der Vorfall auf dpa-Anfrage am Dienstag zunächst nicht bekannt, er teilte aber allgemein mit: «Rassismus hat in unseren Zügen keinen Platz – weder gegenüber unseren Kund*innen noch gegenüber unseren Mitarbeitenden.» Die Schilderung von González mache betroffen, «so etwas sollte kein Fahrgast auf einer Bahnfahrt erleben müssen - und auch sonst nirgendwo im öffentlichen Raum». Das Management von González erklärte, er habe damals darauf verzichtet, den Vorfall zu melden.
Anfeindungen aufgrund seiner Hautfarbe, Sprache oder Homosexualität erlebe er in der Öffentlichkeit recht selten, äusserte González auf dpa-Anfrage. «Ich stelle aber fest, dass solche Anfeindungen und Drohungen in meinem Bekanntenkreis tatsächlich häufiger auftreten als früher.» In den sozialen Medien gebe es immer wieder Menschen, die ihn beleidigten oder drohten. «Wenn so etwas passiert, melde ich einen solchen Account - das war's aber auch schon.»
Manche Freund*innen und sein Team nähmen das etwas ernster als er und wollten ihn stärker abschirmen. «Aber das will ich nicht. Ich will mich nicht wegen irgendwelcher feigen Leute verstecken oder verstellen.»
«Ich bin alles, was die AfD hasst: ein Homosexueller, ein Mulato, ein Migrant – und noch dazu erfolgreich. Aber ich habe keine Angst», hatte er im vergangenen Jahr erklärt. Es gebe in Deutschland Platz für viele Menschen und auch mehr als genug Arbeit. Er ist überzeugt: «Die Rechten erstarken hier wie in der ganzen Welt, aber die Mehrheit denkt anders.» (MANNSCHAFT berichtete).
Seinem Vater habe er nicht von seiner Homosexualität erzählt. «Weil ich meine Familie schützen wollte», erklärt González. «Der Machismo in der kubanischen Kultur ist so dominant. Es wäre nicht nur mein Problem gewesen, sondern das Problem meiner ganzen Familie. Ich habe deshalb einen Teil meines Ichs abgespalten und versteckt. Und ich habe mir gesagt: Du musst einen Weg hier raus finden.»
González ist wegen seines Stils und seiner lebensfrohen Natur mittlerweile in vielen Ländern bekannt und erfolgreich. Als Rollenvorbild für die LGBTIQ-Szene sieht er sich indes nicht (MANNSCHAFT berichtete).