Eine Nacht mit … Rupert Everett

Vom schönsten Schüler Englands zum souveränsten Zyniker Hollywoods

Rupert Everett (r.) als Oscar Wilde neben Colin Morgan als Bosie in «The Happy Prince»
Rupert Everett (r.) als Oscar Wilde neben Colin Morgan als Bosie in «The Happy Prince» (Bild: Wilhelm Moser/dpa)

Begehrter Film-Schönling und Gelegenheits-Sexarbeiter, sich um Kopf und Kragen redende Lästerbacke und Madonnas bester Freund – Rupert Everett ist im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Karriere vieles gewesen.

Eines ist der 1959 geborene Brite bei allen Aufs und Abs, durch alle Erfolge und Misserfolge und auch trotz des frühen Coming-outs Ende der 1980er-Jahre stets geblieben: ein Schauspieler in Lohn und Brot. Entsprechend kann er heute auf ein ebenso üppiges wie abwechslungsreiches Werk zurückblicken, mit dem man sich mehr als nur eine Nacht um die Ohren schlagen könnte. Wir empfehlen ein paar Highlights.

«Another Country»

Als schwuler Internatsschüler im gleichnamigen Theaterstück von Julian Mitchell sorgt Everett 1981 (übrigens an der Seite von Kenneth Branagh) erstmals für Aufsehen. Die Rolle des späteren Spions Guy Bennett (basierend auf dem realen Guy Burgess), der sich zu Schulzeiten mit einem kommunistischen Mitschüler anfreundet und ausserdem seine Homosexualität auszuleben beginnt, übernimmt er dann auch ein paar Jahre später in der Verfilmung. Unter der Regie von Marek Kanievska steht auch Colin Firth vor der Kamera. Nach der Weltpremiere in Cannes wird Everett unter anderem für einen BAFTA nominiert und bekommt schnell weitere Filmrollen, etwa in «Dance With a Stranger» oder «Hearts of Fire» mit Bob Dylan.

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«My Best Friend’s Wedding» – Die Hochzeit meines besten Freundes

Während er sich auch als Popstar (mit dem Album «Generation of Loneliness») und Romanautor («Hello, Darling, Are You Working?») versucht, ist es – so sagt Everett selbst heute im Rückblick – sein öffentliches Coming-out, das seiner Schauspielkarriere vorübergehend schadet. Doch nach Nebenrollen in Robert Altmans Modefilm «Prêt-à-Porter» oder dem Oscar-nominierten «The Madness of King George» (verantwortet von schwulen Mitstreitern wie Regisseur Nicholas Hytner, Drehbuchautor Alan Bennett und Hauptdarsteller Nigel Hawthorne) wird auch Hollywood endlich auf Everett aufmerksam.

Als schwuler bester Freund in der romantischen Komödie «My Best Friend’s Wedding» stiehlt er Julia Roberts und Cameron Diaz die Show – und wird für den Golden Globe, den MTV Movie Award und beinahe auch den Oscar nominiert (MANNSCHAFT berichtete über eine mögliche Fortsetzung des Films).

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«An Ideal Husband» – Ein perfekter Ehemann

Nach dem kommerziellen Durchbruch mit «My Best Friend’s Wedding» reiht sich eine Weile lang eine grosse Rolle an die nächste. Im Familienabenteuer «Inspector Gadget» ist er der Bösewicht, in «The Next Best Thing» («Ein Freund zum Verlieben») haben Madonna und er einen betrunkenen One-Night-Stand mit (möglichen) Folgen. Und Regisseur Oliver Parker gibt ihm gleich zwei Hauptrollen in Oscar-Wilde-Verfilmungen.

Den Anfang – vor «The Importance of Being Earnest» – macht dabei «An Ideal Husband», der Everett eine weitere Golden-Globe-Nominierung einbringt. Mindestens so sehenswert wie er sind in der Kostümkomödie allerdings auch die Schauspielerinnen an seiner Seite: Julianne Moore, Cate Blanchett, Minnie Driver und Lindsay Duncan.

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«The Happy Prince»

Nach herrlichen Sprechrollen (etwa als Prinz Charming in den «Shrek»-Filmen), Drag-Auftritten in den «St. Trinian’s»-Komödien oder Nebenrollen in Historienfilmen wie «Hysteria – In guten Händen» (über die Erfindung des Vibrators) und «A Royal Night Out» erfüllt sich Everett 2018 mit «The Happy Prince» endlich den lang gehegten Traum vom Regieführen.

Basierend auf einem eigenen Drehbuch und mit sich selbst als Hauptdarsteller widmet er sich der Lebensgeschichte von Oscar Wilde – seinem grossen Vorbild –, insbesondere nach dessen Entlassung aus dem Gefängnis. Der ambitionierte Film, in dem auch Everetts alter Wegbegleiter Colin Firth zu sehen ist, beschert ihm einige der besten Kritiken seines Lebens sowie zahlreiche Nominierungen, darunter für den Europäischen Filmpreis.

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«Funny Woman»

Neben kleinen Filmrollen – etwa in der queeren Romanverfilmung «My Policeman» mit Harry Styles (MANNSCHAFT berichtete) oder Ridley Scotts «Napoleon» – ist Everett auch immer wieder in Serienproduktionen zu sehen. Schon früher spielte er in Miniserien wie «Les liaisons dangereuses» mit Catherine Deneuve oder «Parade’s End», wo er den Halbbruder von Benedict Cumberbatch verkörperte.

Rupert Everett (l.) mit  Morwenna Banks in Staffel 1 von «Funny Woman»
Rupert Everett (l.) mit Morwenna Banks in Staffel 1 von «Funny Woman» (Bild: Sky)

Zuletzt ist er in der Neuverfilmung von «The Name of the Rose» oder als Porno-Produzent in «Adult Material» zu sehen (MANNSCHAFT berichtete). Sein Auftritt in «Emily in Paris» beschränkt sich, zu Everetts Ärger, am Ende nur auf eine Episode. Dafür ist er in der ersten Staffel der charmanten (und am Rande durchaus queeren) Nick-Hornby-Adaption «Funny Woman» mit Gemma Arterton deutlich präsenter.

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Nach 15 Jahren: Rupert Everett hat heimlich geheiratet, dabei hatte der Brite Hochzeiten immer gehasst (MANNSCHAFT berichtete).

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