Rupert Everett als Pornoproduzent in «Adult Material»
Der schwule Schauspieler kann sich Hoffnungen auf den britischen Fernsehpreis BAFTA machen
«Nur Für Erwachsene», oder im Original «Adult Material», ist ein vierteiliges Drama, dass von Hayley Burrows handelt – eine der erfolgreichsten Pornodarstellerinnen Grossbritanniens. Ihr langjähriger Produzent wird gespielt von Rupert Everett.
Spass bei der Arbeit und immer gute Laune? Für Pornodarstellerin Hayley Burrows (Hayley Squires), Künsterinnenname: Jolene Dollar, offenkundig kein Problem. Am Set ist sie everybody’s darling und absoluter Vollprofi mit jahrelanger Erfahrung, setzt aber trotzdem selbstbewusst ihre Grenzen (kein Anal!). Und wenn sie dann mit ihrem pinken Flitzer von der Arbeit nach Hause fährt, wartet da ein eigentlich ganz normaler Familienalltag auf sie, mit drei Kindern (von denen zumindest die Älteste auch weiss, womit Mama das Eigenheim und die Privatschule finanziert) und einem Ehemann, der sich um Jolene Dollars Social Media-Kanäle und Merchandise kümmert.
Doch ganz so rosig, wie Hayley sich es auch selbst weiszumachen versucht, ist womöglich doch nicht alles – und das nicht nur, weil in der Pornoindustrie allgemein die goldenen Zeiten längst vorbei sind. Die Newcomerin Amy (Siena Kelly), die sie am Set unter ihre Fittiche nimmt, macht gleich beim ersten Dreh eine ungute Erfahrung, und Teenage-Tochter Phoebe (Alex Jarrett) wird wegen des Jobs ihrer Mutter in der Schule immer mehr gebullyt.
Auch die eheliche Leidenschaft lässt eher zu wünschen übrig, und als dann ihr langjähriger Produzent und Wegbegleiter Carroll Quinn (Rupert Everett) sich ausgerechnet mit einem amerikanischen Pornostar zusammentut, mit dem Hayley eine traumatische Erfahrung hatte, gerät der vermeintlich routinierte Alltag allmählich aus den Fugen.
Wie genau und auf welchen Ebenen das Leben der Protagonistin in der britischen Serie «Nur für Erwachsene –Adult Material» (ab dem 1. Mai bei TVnow, wo auch bald die lesbische Datingshow «Princess Charming» läuft) dann in sich zusammenfällt und wieder neu zusammensetzt ist einigermassen überraschend. Nichts entwickelt sich in den vier Folgen immer gleich so, wie man es erwartet; regelmässig tun sich neue Abgründe auf und ergänzen interessante Nebenfiguren (etwa eine sich als lesbisch outende Politikerin und Anwältin, gespielt von Kerry Godliman) das Bild.
Besonders erstaunlich ist es, wie es der Autorin Lucy Kirkwood (die auch schon für die Serie «Skins» schrieb) in Zusammenarbeit mit Regisseurin Dawn Shadforth, die jede Menge Videos für Kylie Minogue oder Björk inszenierte, gelingt, einen ganz speziellen Tonfall zu finden. Immer wieder hat «Nur für Erwachsene» enormen Witz und Raum für abgründigen Humor, verhandelt insgesamt aber sehr ernste, komplexe und durchaus bittere Themen.
Matt Hughes alias Danny D stand als Berater zur Verfügung «Nur für Erwachsene –Adult Material» ist dabei weder eine Verharmlosung noch eine Verteufelung der Porno-Industrie, sondern ein facettenreicher, sehr ehrlicher Blick aus weiblicher Perspektive auf Sexarbeit vor und auch hinter der Kamera, der keine Schattenseiten ausblendet. Mit Rebecca Moore sowie dem auch aus Gay Pornos bekannten Matt Hughes alias Danny D standen Berater mit Erfahrungen aus erster Hand zur Verfügung. Wohl auch deswegen wird hier mit einigen Klischeevorstellungen und Phantasien aufgeräumt. Und sei es auch nur der, dass Sexarbeit das älteste Gewerbe der Welt sei. Das sei nämlich die Landwirtschaft, beteuert Hayley gerne mal.
Wer aus voyeuristischen Gründen einschaltet, ist bei dieser Serie – die es im übrigen leider nur in der synchronisierten Fassung zu sehen gibt – natürlich fehl am Platz. Aber wer an glaubwürdigen Figuren und vor allem exzellenten Schauspielleistungen interessiert ist, ist hier genau richtig. Hauptdarstellerin Hayley Squires, bekannt geworden durch Ken Loachs Sozialdrama «Ich, Daniel Blake», ist fantastisch und wurde für ihre Rolle soeben für den britischen Fernsehpreis BAFTA nominiert. Genauso übrigens wie die Serie selbst – und Rupert Everett (der vor ein paar Jahren als Oscar Wilde zu sehen war) als Bester Nebendarsteller. Vollkommen zu recht, denn als desillusionierter Pornodarsteller, der noch vom Glamour vergangener Tage zehrt, beweist der Brite mal wieder, dass seine dritte Karrierephase jenseits der 55 Jahre ohne Frage seine spannendste ist.
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