Wie queer ist ... Cate Blanchett?

Cate Blanchett in Venedig
Cate Blanchett (Bild: Cinzia Camela/LPS via ZUMA Press Wire/dpa)

Cate Blanchett spielt immer wieder lesbische oder queere Figuren und setzt sich dafür ein, dass vor und hinter der Kamera queere Perspektiven gefördert werden.

#1 Ehe für Alle in Australien

Cate Blanchett hat sich 2017 in ihrem Heimatland Australien für die Einführung der Ehe für alle eingesetzt. Sie sprach sich, ähnlich wie andere prominente Menschen aus Australien, für die Gleichberechtigung bei der Ehe aus. «Bitte stimmt mit Ja, Liebe ist Liebe, egal in welcher Farbe, Form oder mit welcher Überzeugung sie daher kommt, und Liebe tut niemandem weh», sagte sie vor dem Volksentscheid. Am Ende stimmte Australien dann für die Einführung der Ehe für alle in Blanchetts Heimatland. «Ich finde es erstaunlich, dass wir über so etwas im Jahr 2017 noch sprechen müssen, es sollte einfach selbstverständlich sein», sagt Cate damals rückblickend.

#2 Mehr Sichtbarkeit im Film

Queere Geschichten und Figuren sollten nicht nur als Nebenrollen auftreten, findet Cate Blanchett. Und schon gar nicht solle es dabei um Klischees gehen. Cate wies immer wieder darauf hin, dass Geschichten über LGBTIQ-Charaktere genauso viel Tiefe und Vielfalt haben können wie heterosexuelle Erzählungen - eine Selbstverständlichkeit, aber sie sah sich genötigt, dies trotzdem immer wieder anzusprechen. «Ich glaube, dass wir eine weitaus grössere Vielfalt an menschlichen Beziehungen auf der Leinwand zeigen müssen», sagte Cate einmal, «es gibt so viele verschiedene Wege, wie Menschen Liebe erleben, und diese Geschichten müssen erzählt werden, nicht nur als Randnotizen, sondern als zentrale Erzählungen.»  

Blanchett unterstützt zudem queere Filmfestivals und Organisationen - so etwa das Melbourne Queer Film Festival in ihrer Heimat Australien. Blanchett nutzt auch ihre Produktionsfirma Dirty Films um Projekte zu unterstützen, die häufig progressive und inklusive Inhalte haben. Zuletzt rief sie sogar ein Programm ins Leben, das weiblichen, trans und nicht-binären Regisseur*innen bei ihrer Arbeit helfen soll (MANNSCHAFT berichtete).

FILED - 21 September 2024, Spain, San Sebastian: Australian actress Cate Blanchett receives the Donostia Award during the 72nd San Sebastian Film Festival.
21 September 2024: Cate Blanchett erhält den Donostia Award beim San Sebastian Film Festival (Bild: (c) Europa Press/dpa)

#3 Fliessendes Konzept von Sexualität

In einem Interview mit dem Magazin Variety 2015, wurde sie gefragt, ob sie in ihrem eigenen Leben Beziehungen mit Frauen gehabt habe. Blanchett antwortete darauf mit «Ja, viele Male», ohne ins Detail zu gehen. Später stellte sie klar, dass sie nicht explizit gemeint habe, dass sie romantische Beziehungen mit Frauen hatte. Sie wollte damit vielmehr sagen, dass sie Sexualität und zwischenmenschliche Beziehungen als fliessend und vielschichtig ansehe. 

«Ich denke nicht über meine Sexualität oder mein Geschlecht nach», sagte Cate Blanchett einmal in einem anderen Interview. Dies sei aber für sie auch einfach, denn sie sei ja eine heterosexuelle cis-Frau. Für fliessende Geschlechterrollen habe sie schon als Kind angefangen, sich zu interessiert. So sei sie schon in ihrer Schulzeit Fan von David Bowie und Annie Lennox gewesen.

#4 Überschreiten von Geschlechtergrenzen im Schauspiel

Blanchett betont oft, dass sie Filmrollen jenseits traditioneller Grenzen und Stereotype interessant findet und sich nicht über strikte Labels definiert sehen will. «Geschlecht sollte kein Hindernis sein, sondern eine Möglichkeit, verschiedene Perspektiven zu verstehen und darzustellen. Die interessantesten Geschichten entstehen oft, wenn wir diese Grenzen überschreiten und uns nicht von ihnen einschränken lassen», meinte sie zu diesem Thema einmal. So weist Cate damit darauf hin, dass ihr besonders als Schauspielerin dieses Wandeln zwischen den klassischen Rollenerwartungen grosse Freude bereitet und dies die Arbeit mit Filmcharakteren für sie erst richtig interessant macht.

#5 Carol

In dem Film «Carol» spielt Blanchett eine elegante und komplexe Frau, die in den 1950er Jahren in eine romantische Beziehung mit einer jüngeren Frau, Therese (Rooney Mara), eingeht. Der Film basiert auf dem Roman «The Price of Salt» von Patricia Highsmith. Die Kritik feierte die Darstellung von Cate als besonders gelungen. Später sprach Cate aber auch darüber, wie schwer dieser Film zu finanzieren war, weil sich viele Produktionsfirmen wegen des lesbischen Themas offenbar nicht getraut hatten, Geld für dieses Projekt zu geben (MANNSCHAFT berichtete).

#6 Lou

In «Ocean’s 8» von 2018 spielt Cate die Figur Lou, die mit ihrer Partnerin in Crime, Debbie, einen Raub planen soll. Lou wird nie offen als queer beschrieben, aber ihre enge Beziehung zu Debbie Ocean (Sandra Bullock) und ihre androgyne, nonkonforme Ausstrahlung wurden von vielen Fans als queer gelesen.

Gerade diese subtile Ausstrahlung macht ja gerade den Reiz dieser typischen Blanchett-Rolle aus und dem Publikum ist ohnehin klar, was dort zwischen den beiden Frauen abläuft. Passend dazu auch dieses Zitat von ihr: «Es ist wichtig, dass wir uns nicht in Schubladen stecken lassen, die auf dem Geschlecht basieren. Kunst und Schauspiel erlauben es uns, Identitäten zu erforschen, die über das hinausgehen, was die Gesellschaft von uns erwartet.»

#7 Phyllis

Ganz anders tritt Cate in der Serie «Mrs. America» von 2020 auf. Diese Serie thematisiert den Kampf um Gleichberechtigung in den USA. Dabei kommen auch viele queere Charaktere vor, die um ihre Rechte kämpfen. Cate Blanchett steht in dieser Rolle jedoch auf der anderen Seite. Die konservative Politikerin Phyllis Schlafly tut alles, um ein Gesetz in den USA zu verhindern, dass Gleichberechtigung ermöglichen soll. Man sieht in dieser Serie, wie sich queere Figuren an dieser Politikerin abarbeiten. Cate Blanchett zeigt die ganzen negativen Folgen solcher Figuren und macht so klar, welchen Mut die Kämpfer*innen für Gleichberechtigung in dieser Zeit hatten.

#8 Alida

Und natürlich darf ihre Darstellung der Alida Valli in «Tár» (2022) nicht fehlen. In diesem Film spielt Blanchett die renommierte lesbische Dirigentin Lydia Tár, die in der klassischen Musikszene Karriere gemacht hat (MANNSCHAFT berichtete). Es geht um lesbische Liebe, um männerdominierte Bereiche der Gesellschaft und um sexualisierten Machtmissbrauch. Cates Figur ist in diesem Film Heldin und Antiheldin zugleich.

Cate Blanchett (Foto: Florian Hoffmeister/Focus Features/Universal Pictures /dpa)

#9 Mode als Statement

Cate Blanchett hat in Interviews immer wieder betont, wie wichtig es für sie ist, über ihre Mode mit Geschlechtergrenzen zu spielen und sich über traditionelle Normen hinaus auszudrücken. «Mode sollte eine Möglichkeit sein, Identitäten zu erkunden und zu zeigen, dass wir alle mehr sind als nur das, was die Gesellschaft uns in Bezug auf Geschlecht und Aussehen vorschreibt», sagte Cate einmal. «Ich liebe es, in der Mode mit Grenzen zu spielen und mich jenseits von traditionellen Geschlechterrollen zu bewegen.»

#10 Lesbische Ikone? «Yeah - das ist super»

Nach ihrer Rolle in «Carol», aber auch nach nach ihrer Darstellung der Rolle der Alida Valli in «Tár», wurde Cate immer wieder gesagt, dass sie doch eine lesbische Ikone sei. Sie reagierte darauf mit: «Yeah, baby! Das ist super!».

29 August 2024, Italy, venice: Australian actress Cate Blanchett attends the photo call of her movie 'Disclaimer' during the 81st Venice International Film Festival
Cate Blanchett in Venedig, 2024 (Bild: Alberto Terenghi/Pool Even/IPA via ZUMA Press/dpa)

Sie freue sich darüber, weil ihr die Figur der Alida Valli ganz besonders gefallen habe. Drehbuchautor Todd Field habe es geschafft, die Figur vielschichtig zu gestalten und Stereotype zu vermeiden, sagt Cater später. Was allerdings es bedeute, eine lesbische Ikone zu sein, wisse Cate nun aber auch nicht so ganz, sagte Cate ganz verwundert - «aber es ist super, yeah, cool, ich nehme das gerne an!»

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