Queers gedenken der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen
Im NS-Vernichtungslager in Oberösterreich waren viele LGBTIQ interniert
Die Homosexuellen Initiativen Wien und Linz nehmen am 11. Mai an der Internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen teil.
Am 11. Mai wird in Österreich der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen vor 80 Jahren gedacht. An der Veranstaltung werden tausende Menschen aus der ganzen Welt teilnehmen. Auf Einladung von Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen haben auch der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia ihr Kommen zugesagt.
Im KZ Mauthausen wurden rund 200‘000 Menschen aus über 40 Ländern gewaltsam festgehalten. Davon wurden 90‘000 Personen ermordet.
Im Vernichtungslager Mauthausen in Oberösterreich gab es auch homosexuelle Menschen, die von den Nazis mit einem rosa Winkel gekennzeichnet wurden. Um an sie zu erinnern, werden die Homosexuellen Initiativen (Hosi) Wien und Linz am 11. Mai an der Gedenkfeier teilnehmen.
Kostenlose Busfahrten
Sie organisieren kostenlose Busfahrten nach Mauthausen. Den queeren Organisationen ist es wichtig, dass die Erinnerung an die queeren Menschen im Vernichtungslager hochgehalten werden. Nach einer Kranzniederlegung wird es in der Gedenkstätte Mauthausen einen Gedenkzug mit Teilnehmer*innen verschiedener Delegationen geben.
Die Hosi Wien und Linz werden sich daran mit Pride-Flaggen beteiligen. Sie setzen damit auch in der Öffentlichkeit ein klares Zeichen der Sichtbarkeit. Die Gedenkfeier wird im österreichischen Fernsehen live übertragen.
«Gedenken wir derer, deren Leid wir nicht verhindern konnten und erinnern uns stets daran, wie wichtig es ist, dass es sich nicht wiederholen darf. Niemals vergessen!», sagt Markus Steup, Leiter Antifaschistisches Komitee der Homosexuellen Initiative (Hosi) Wien.
«Niemals wieder»
«Als Hosi Linz stehen wir für eine diverse und freie Gesellschaft. 80 Jahre nach der Befreiung Mauthausens bleibt Gedenken essenziell - gegen Hass und Ausgrenzung, für ein ‹Niemals wieder› mit Verantwortung», sagt Michael Müller, Vereinssprecher von Hosi Linz.
Das Schicksal von queeren Personen in den Vernichtungslagern war besonders schlimm. So ist bislang bekannt, dass während der NS-Zeit allein aus Wien 100 queere Personen in ein Konzentrationslager gebracht wurden. Von ihnen überlebten nicht einmal 30 Prozent.
Doch auch jene Menschen, die den Horror der NS-Zeit überlebten, hatten es danach schwer. Denn in Österreich und in Deutschland wurden homosexuelle Menschen auch nach 1945 strafrechtlich verfolgt und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt (MANNSCHAFT berichtete über einen neuen Roman zum Thema).
Keine Unterstützung vom Staat
Erst 1984 wurde in der Gedenkstätte Mauthausen eine Gedenktafel für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus enthüllt. Die Homosexuellen Initiativen Österreichs und Privatpersonen übernahmen dafür die Kosten. Vom österreichischen Staat gab es dafür keine Unterstützung.
Und erst im Jahr 2005 wurden homosexuelle Personen, die von den Nazis verfolgt wurden, vom österreichischen Staat im Opferfürsorgegesetz offiziell als Opfer anerkannt. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Betroffenen schon tot. Auch unter Historiker*innen galt die Beschäftigung mit homosexuellen Opfern lange Zeit als Tabuthema.
Das Beispiel Liddy Bacroff
Es ist schwierig, die tatsächliche Zahl der queeren Personen im Vernichtungslager Mauthausen herauszufinden, weil viele queere Menschen nicht mit dem «rosa Winkel», sondern unter anderen Haftkategorien registriert waren.
Auch Liddy Bacroff war in Mauthausen gewaltsam untergebracht. Aus ihren Selbstzeugnissen geht hervor, dass sie sich als «Transvestit» bezeichnete. Dies war damals eine übliche Selbst- und Fremdbezeichnung für trans Personen. Liddy Bacroff (1908 in Ludwigshafen geboren) wurde am 6. Jänner 1943 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.
Erfolg für eine nicht-binäre Person: Es gab keine geschlechtsneutrale Anrede bei Ryanair. Die Klage endete nun mit einer Einigung (MANNSCHAFT berichtete).
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