++ Homophob beleidigt und bedroht ++ Vom Teddy zum Oscar? ++

LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland

Symbolbild

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.

Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 22. Oktober 2024.

++ Homophob beleidigt und bedroht ++

In Berlin-Schöneberg soll ein Mann (19) in der vergangenen Nacht zwei Personen (23, 29) homophob beleidigt und bedroht haben. Nach ersten Erkenntnissen standen die beiden auf dem Gehweg der Kreuzung Bülowstraße Ecke Frobenstrasse, als sie beleidigt und bedroht wurden. Einsatzkräfte konnten den Tatverdächtigen kurz darauf festnehmen. Sie stellten seine Personalien fest und führten einen freiwilligen Atemalkoholtest mit ihm durch, der einen Wert von mehr als 1,7 Promille ergab. Anschließend durfte er seinen Weg fortsetzen.

++ Vom Teddy zum Oscar? ++

Ab kommenden Jahr berechtigt auch der Teddy Award zur Teilnahme am Wettbewerb um einen Oscar, wie die Berlinale jetzt mitteilte. Dies ist der dritte bei der Berlinale verliehene Preis, der für die Longlist des Oscars qualifiziert ist. Zusätzlich können auch weiterhin die Gewinnerfilme des Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm und des Berlinale Dokumentarfilmpreises für den Academy Award eingereicht werden.

Der Teddy, der erste queere Preis bei einem A-Festival, wird seit 1987 während des Festivals verliehen. Er geht in verschiedenen Kategorien an Filme aller Sektionen, die LGBTIQ-Themen auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene kommunizieren und somit einen Beitrag für mehr Toleranz, Akzeptanz, Solidarität und Gleichstellung in der Gesellschaft leisten.

++ Viele wollen Geschlechtseintrag ändern ++

Zahlreiche Menschen in Berlin wollen ihren Vornamen und ihr Geschlecht behördlich ändern lassen. Vor Inkrafttreten des neuen Selbstbestimmungsgesetzes sind mehr als 1'200 Anmeldungen bei den Standesämtern eingegangen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

In München haben mehr als 330 Menschen einen Antrag eingereicht, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. In Nürnberg 141, in Regensburg gingen bisher 61 Anträge ein. Der Geschlechtseintrag und der Vorname lassen sich ab 1. bzw. 4. November bei Standesämtern ändern. Seit August können Anträge dafür gestellt werden.

++ Queer Network Awards verliehen ++

Bereits zum siebten Mal wurden von der «Prout at Work»-Foundation die QNA für den Einsatz für queere Vielfalt am Arbeitsplatz verliehen. Preise gingen diesmal an: Dito, das queere Netzwerk der Rewe Group in der Kategorie «Big Impact Initiative». Als «Rising Star» wurde Proud, das queere Netzwerk von Novelis Europe geehrt und als «Global Leader Network» wurde Equal at McKinsey, das queere Netzwerk von McKinsey ausgezeichnet. Den Sonderpreis erhielt die Initiative #OutInChurch e.V.

«Unternehmen müssen ein klares Zeichen setzen und sich für Queer Diversity positionieren. Mit bestem Beispiel voran gehen unsere diesjährigen Gewinner*innen-Netzwerke. Durch kreative Aktionen und strategische Netzwerkarbeit schaffen sie Vorbilder im Unternehmen und zeigen, dass ein Coming Out am Arbeitsplatz das Team bereichert», sagte Albert Kehrer, Vorstand der «Prout at Work»-Foundation.

++ Mpox-Patient hatte Sex in Ruanda ++

Der erste deutsche Patient (33) mit der neuen Variante des Mpox-Virus hatte vor seiner Erkrankung heterosexuellen Sex. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte, hielt sich der Mann von September bis Anfang Oktober in Ruanda auf. Einige Tage nach seiner Rückkehr nach Deutschland habe er Mpox-typische Symptome entwickelt und einen Arzt aufgesucht. Danach wurde das Mpox-Virus der sogenannten Klade Ib in Köln nachgewiesen.

Alle Kontaktpersonen hätten nur ein geringes Ansteckungsrisiko. Insgesamt werde das Risiko einer weiteren Übertragung des Erregers innerhalb Deutschlands als gering bewertet. Für die Übertragung von Mpox - früher Affenpocken genannt - ist demnach ein enger körperlicher Kontakt erforderlich. Zu den Mpox-Symptomen zählen ein typischer Hautausschlag, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen.

++ Regenbogen für Checkpoint Charlie? ++

Seit 24 Jahren ist die Kreuzung Friedrichstraße/Kochstrasse/Rudi-Dutschke-Straße am Checkpoint Charlie eine sogenannte Rundum-Grün-Kreuzung nach Vorbild der berühmten japanischen Shibuya-Kreuzung in Tokio. Damit ist sie seit einem Vierteljahrhundert Teil des Stadtbildes und ein Highlight für Tourist*innen, die diesen historischen Ort besuchen. Die Grüne Fraktion Berlin fordert den Senat auf, die Rundum-Grün-Ampel zu verstetigen und als Zeichen für ein weltoffenes Berlin die Zebrastreifen in Pride-Farben umzusetzen.

++ Ehrung für GNTM ++

Die Jury des Bayerischen Fernsehpreises lobte die 19. Staffel von «Germany’s Next Topmodel» (GNTM) für ihre Vorbildfunktion im Entertainment-TV, indem sie ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz setze. In einer pinken Abendrobe, umringt von Teilnehmer*innen der Show, nahm Heidi Klum den Preis entgegen und erklärte, dass sie bewusst einen diversen Cast wähle, um unterrepräsentierte Gruppen wie Plus-Size-Models und ältere Models sichtbar zu machen. Auch der langjährige GNTM-Juror Thomas Hayo betonte, wie sehr Klum sich für «Diversity» einsetze.

Insgesamt wurden nach Angaben der Veranstalter*innen 17 Trophäen verliehen. Träger*innen der vom Freistaat geförderten Auszeichnung sind die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Bayerische Rundfunk, das ZDF, 3sat, RTL Deutschland, Sky Deutschland, Netflix, Prime Video und die ProSiebenSat.1 Group.

++ Fast jede*r 5. Jugendliche erlebt Cybermobbing ++

Laut Bundesjugendministerium ist das «Beleidigung, Bedrohung, Blossstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien». Das entspricht mehr als 2 Millionen Kindern und Jugendlichen, wie aus der aktuellen «Cyberlife»-Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Barmer Krankenkasse hervorgeht. Demnach ist der Anteil der Schüler*innen zwischen 7 und 20, die nach eigenen Aussagen mindestens einmal Cybermobbing erlebt haben, wieder gestiegen. Im Jahr 2017 hatten noch 12,7 Prozent der Befragten entsprechende Angaben gemacht.

Das Bündnis fordert, bereits in den Grundschulen mit der Präventionsarbeit zu beginnen. Es brauche auch eine bessere Ausbildung von Lehrkräften und mehr Anlaufstellen, heißt es. Die Politik sei ausserdem gefordert, ein Gesetz zum Schutz vor Cybermobbing zu beschliessen. Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich und Österreich und trotz der hohen Betroffenenzahlen hat Deutschland ein solches Gesetz bislang nicht. (dpa)

++ LSVD kritisiert EU-Asylreform ++

Das Bundesinnenministerium hat den Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des nationalen Rechts an die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) der Zivilgesellschaft vorgelegt. Darin ist u.a. vorgesehen, dass die Polizei für die Erkennung besonderer Schutzbedarfe im Screening zuständig ist. «Viele queere Schutzsuchende werden sich niemals der Polizei gegenüber outen, da sie diese in ihren Herkunftsländern in erster Linie als Verfolgerin erlebt haben», heisst es in einer Mitteilung des LSVD.

Die geplante Umsetzung sei zudem «unnötig restriktiv» und habe «unzählige Verschärfungen». Zudem wird ein spezifisch queerer, finanzierter Rechtsbeistand und eine Absicherung vor Abschiebung in sogenannten sichere Drittstaaten gefordert, wenn diese LGBTIQ-feindliche Gesetze haben. «Es darf nicht sein, dass queere Asylsuchende schlimmstenfalls in Länder abgeschoben werden, in denen sie noch nie waren und in denen sie dann noch mit mehrjährigen Haftstrafen bedroht werden.»

++ NRW verteidigt Verbot queerer Lehrkräfte ++

An einigen evangelischen Bekenntnisschulen in Nordrhein-Westfalen besteht ein Verbot von nicht-heterosexuellen Lehrkräften. «Es handelt sich um genehmigte Ersatzschulen, die eine besondere pädagogische, religiöse oder weltanschauliche Prägung haben können», erklärte die schwarz-grüne Regierung. Anlass war eine Kritik seitens der FDP, da die Bildungseinrichtungen staatlich finanziert werden und ein solches Vorgehen gegen das 2006 beschlossene Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) verstösst.

«Es ist absurd, dass eine Landesregierung, die angeblich gegen jede Form der Diskriminierung vorgeht, keine Handhabe sieht, wenn es um den Schutz queerer Lehrkräfte geht», monierte Landtagsabgeordnete Franziska Müller-Rech, FDP-Fraktionssprecherin für Gleichstellung.

++ Erster Fall neuer Mpox-Variante in Deutschland ++

In Deutschland ist erstmals die neue Variante des Mpox-Virus nachgewiesen worden. Die Person habe sich im Ausland mit der sogenannten Klade Ib infiziert, teilte das Robert Koch-Institut mit. Der Erreger wurde schon am vergangenen Freitag in Köln nachgewiesen, wie das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium der dpa mitteilte. In Schweden war Mitte August der erste Fall mit dieser Mpox-Virus-Variante ausserhalb des afrikanischen Kontinents bestätigt worden (MANNSCHAFT berichtete). (dpa)

Der Patient sei 33 Jahre alt und habe die Infektion wahrscheinlich in einem ostafrikanischen Land erworben, hiess es weiter. Er befinde sich aufgrund anhaltender Beschwerden seit dem 12. Oktober in stationärer Behandlung und sei derzeit in Isolation. Am 17. Oktober habe ein PCR-Test Mpox festgestellt, am Folgetag habe das Konsiliarlabor für Pockenviren die Infektion mit der Klade Ib bestätigt. Behörden betonen, dass die Krankheit nicht leicht übertragbar ist. (dpa)

++ Erster Stolperstein für schwules Nazi-Opfer in Regensburg ++

Mit dem Stolperstein für Max Tröster wird der erste Mal an ein homosexuelles Nazi-Opfer in Regensburg erinnert. Das Datum zur Verlegung am Montag war mit Bedacht gewählt. In der Nacht von 20. auf 21. Oktober 1934, vor 90 Jahren, fand die erste Grossrazzia nach Homosexuellen in Bayern statt, so Susanne Feichtmayer-Arnold, Sprecherin der Initiative in Regensburg, in ihrer Eröffnung. Bürgermeisterin Astrid Freudenstein sagte in ihrem Grusswort, «dass sich so etwas in unserer Stadt nie wiederholen dürfe!».

Stolperstein
(Bild: Martin Stauder)

Stadtrat Alexander Irmisch (SPD), ging in seiner Rede als Co-Vorstand von Queeres Regensburg und Pate des Stolpersteins für Max Tröster, näher auf die NS-Verfolgung ein. «Mehr als 100'000 homosexuelle Männer wurden während der Nazi-Diktatur von den Behörden registriert, mehr als die Hälfte von ihnen wurde aufgrund des §175 StGB verurteilt. Zwischen 10'000 und 15'000 homosexuelle Männer wurden in Konzentrationslager deportiert. Dabei sei die Sterblichkeitsrate der mit rosa Winkel gekennzeichneten Männer sei im KZ besonders hoch gewesen.»

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