FPÖ-ÖVP-Regierung streicht Förderung für queere Organisation

Betroffen ist u.a. gesellschaftspolitische Arbeit an Schulen

Pride Regenbogenfahne
(Bild: iStockphoto)

FPÖ-ÖVP-Regierung streicht die Förderung: Der grösste queere Verein in der Steiermark, die Rosalila PantherInnen, warnt vor dramatischen Folgen und spricht von einem «existenziellen Einschnitt».

Die Steiermark ist das einzige österreichische Bundesland, in der die queerfeindliche und rechtsextreme FPÖ mit Mario Kunasek einen Landeshauptmann stellt (MANNSCHAFT berichete). In der steirischen Landesregierung arbeitet die FPÖ mit der konservativen ÖVP zusammen. Beide Parteien haben nun beschlossen, Fördergelder für wichtige Organisationen zu streichen. Betroffen davon ist auch der Verein Rosalila PantherInnen, die grösste und älteste queere Organisation in der Steiermark. Der Verein initiiert jedes Jahr den CSD in Graz, der zweitgrössten Stadt Österreichs, und betreibt ein queeres Jugend- und Communitycenter. Weiters werden psychosoziale Beratungen und Workshops für Jugendliche in Schulen angeboten.

Die Unterstützung für den queeren Verein erfolgte ohne Vorwarnung und ohne Begründung. «Für uns als kleinen Verein bedeuten 40'000 Euro weniger an Förderungen einen existenziellen Einschnitt», betont Joe Niedermayer, Obmann der Rosalila PantherInnen. Die Massnahme soll schon am 1. Juli in Kraft treten. Dies sorgt nun in der Zivilgesellschaft für einen Aufschrei. Zahlreiche Menschen laufen dagegen Sturm. «Unsere Basisförderung in Höhe von rund 30'000 Euro wurde ersatzlos gestrichen – ebenso wie 10'000 Euro für gesellschaftspolitische Arbeit an Schulen. Wir sind erschüttert über diese radikale Streichung», so Niedermayer.

Der Vereinsobmann ist davon überzeugt, dass sich die Kürzungen rächen werden. «Wenn wir durch Workshops zur Extremismusprävention an Schulen, durch queere Stammtische oder Selbsthilfegruppen Menschen auffangen, dann ist das nicht nur wichtig für das soziale Klima, sondern spart dem Staat langfristig immense Folgekosten – etwa in psychischer Gesundheitsversorgung.»

Studien zeigen, dass queere Jugendliche ein höheres Suizidrisiko haben und überdurchschnittlich oft Gewalt erleben. Eine verlässliche psychosoziale Begleitung, queere Sensibilisierungsarbeit in Schulen und queere Community-Angebote seien daher keine «Nice-to-haves», sondern lebensnotwendig, sagt Niedermayer. Die Rosalila PantherInnen erhalten die Förderung seit 1996. «Seitdem sichern diese Mittel unsere grundlegenden Ausgaben wie Infrastruktur, Miete und den Bürobetrieb. Erst dadurch können Projekte in den Bereichen Bildung, Selbsthilfe und Gewaltprävention umgesetzt werden», betont der grösste queere Verein in der Steiermark.

«Wir können Menschen nicht zum Gericht begleiten und keine Hasspostings mehr melden.»

Antidiskriminierungsstelle Steiermark

Auch andere Organisationen in der Steiermark sind vom radikalen Sparkurs betroffen. Dazu gehört die Aids-Hilfe. Die Caritas Steiermark spricht von einem «schwarzen Tag». Die Auswirkungen sind gravierend. «Wir können ab 1. Juli keine Beratungen mehr leisten», betont Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark. «Wir können Menschen nicht zum Gericht begleiten und keine Hasspostings mehr melden».

Alexandra Köck vom interkulturellen Beratungs- und Therapiezentrum Zebra sagt: «Bei uns geht es um rund 3000 Menschen, die wir in Zukunft nicht mehr psychologisch betreuen und begleiten können.»

Die drastischen Einsparungen wurden wenige Tage nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule bekannt. Bei dem Amoklauf wurden neun Schüler*innen und eine Lehrerin ermordet (MANNSCHAFT berichtete).

Beschäftigte der Verwaltung des Deutschen Bundestages dürfen nicht zum Berliner CSD. Die Entscheidung sorgt für Kritik (MANNSCHAFT berichtete).

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