«The P Word»: Schwules Drama feiert in Wien Premiere
Ein Theaterstück über Rassismen in der schwulen Community und die verzweifelte Lage von queeren Asylbewerbern
Das Drama «The P Word» ist aktuell in Wien auf der Bühne zu sehen. Das Stück über Rassismen innerhalb der schwulen Community und die verzweifelte Lage von queeren Asylwerbern wird in der «Drachengasse» gezeigt.
«The P Word» ist ein viel beachtetes schwules Geflüchteten- und Liebesdrama, das im Vorjahr das Londoner Theaterpublikum begeisterte und nun erstmals in Österreich zu sehen ist. Das Stück des britischen Schauspielers und Autors Waleed Akhtar thematisiert die verzweifelte Lage von schwulen Asylwerbern, die Rassismen innerhalb der schwulen Community und die unmenschliche Behandlung von geflüchteten queeren Menschen. Trotz der tragischen Handlung kommt dabei der Humor nicht zu kurz.
Schon der Titel des Stücks «The P Word» macht deutlich, wie in einer Gesellschaft Menschengruppen als «exotisch» oder anders abgestempelt werden und damit vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt sind. Denn in Grossbritannien steht das «P Word» umgangssprachlich unter anderem für Paki – eine abwertende Bezeichnung für Personen aus Pakistan.
In dem Theaterstück geht es um zwei junge schwule Männer aus Pakistan, deren Lebensrealitäten völlig verschieden sind. Auf der einen Seite steht Bilal, der in Grossbritannien aufgewachsen ist und in der Schule wegen der Hautfarbe gemobbt wurde. Bilal wird lieber «Billy» genannt. Er entwickelte sich zu einem Grindr-süchtigen schwulen Mann, der im Fitness-Center seine Muskeln trainiert. Er sucht ständig nach spontanen und unkomplizierten Sex-Dates. Dabei trifft er sich ausschliesslich mit weissen schwulen Männern, obwohl er selbst nicht weiss ist.
Auf der anderen Seite steht Zafar, der von Pakistan nach Grossbritannien geflüchtet ist und dort um Asyl ersucht hat. Sein schwuler Freund in Pakistan wurde umgebracht. Bei einer Rückkehr in sein Heimatdorf droht ihm das gleiche Schicksal. Trotzdem wird er in Grossbritannien im Zuge des Asylverfahrens (MANNSCHAFT berichtete) wie ein Verbrecher behandelt.
Die Befragungen über seine Homosexualität sind erniedrigend und demütigend («are you top or bottom?»). Gleichzeitig bekommt Zafar zu hören, dass er gar nicht schwul aussehe. Die Ängste vor einer Abschiebung stürzen ihn in eine tiefe Verzweiflung. Auch in der britischen schwulen Community hat es Zafar nicht leicht. Er macht rassistische Erfahrungen. Ihm fehlt das Geld, um sich schick anzuziehen.
Bei ihrer ersten zufälligen Begegnung hat Billy für Zafar verachtende Blicke übrig. Auch Zafar sieht, dass er mit Billy wenig Gemeinsamkeiten hat («I am not in your Britain. I`m in another Britain»). Doch langsam nähern sich die beiden schwulen Männer an, was kein einfacher Prozess ist.
Das Stück in Wien ist zwar nicht identisch mit der Londoner Inszenierung, dennoch stehen auch in dieser Produktion mit Diljohn Singh und Raj Garcha zwei britisch-asiatische Schauspieler aus London auf der Bühne. Einer von ihnen gehört zur queeren Community, der andere hat sogar seine Staatsbürgerschaft geändert. Beiden Schauspielern gelingt es in den Hauptrollen, das Publikum mitzureissen. Bei der Premiere gab es Standing Ovations.
«Ich habe dieses Stück ausgewählt, weil es mich tief berührt hat und eine wichtige Botschaft hat», sagte die Regisseurin Joanna Godwin-Seidl im Gespräch mit MANNSCHAFT. Sie ist auch die Leiterin des «Vienna Theatre Project», dessen Ziel es ist, qualitativ hochwertige Theaterstücke in englischer Sprache auf die Bühne zu bringen.
Das Stück beleuchte «die Herausforderungen, mit denen Menschen konfrontiert sind, die in mehrfacher Hinsicht gegen Vorurteile und Diskriminierung kämpfen», betonte die Regisseurin. «Es ist eine bewegende Geschichte über Liebe, Tragödie und auch Humor. Es ist eine Geschichte, die erzählt werden muss.»
Das Wiener Theater «Drachengasse» befindet sich mitten in der Wiener Innenstadt, nicht weit vom Stephansdom entfernt. Bis zum 9. Dezember wird dort im Rahmen des «Vienna Theatre Project» das preisgekrönte schwule Drama «The P Word» aufgeführt.
Brandy Butler engagiert sich seit über 20 Jahren in der Schweiz, hat hier unter anderem die «Drag Story Time» ins Leben gerufen. Jetzt wurde sie von der Stadt Zürich für ihre «kulturellen Verdienste» ausgezeichnet (MANNSCHAFT berichtete).
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