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Mutter der «Drag Story Time»: Zürich ehrt Brandy Butler

Seit über 20 Jahren engagiert sich die gebürtige Amerikanerin in der Schweiz

Brandy Butler
Brandy Butler tourte 2018 mit «Ella 101» durch Europa (Bild: Promo/ Rene Mosele)

Brandy Butler engagiert sich seit über 20 Jahren in der Schweiz, hat hier unter anderem die «Drag Story Time» ins Leben gerufen. Jetzt wurde sie von der Stadt Zürich für ihre «kulturellen Verdienste» ausgezeichnet.

Sängerin, Kulturvermittlerin und Aktivistin – der Lebenslauf von Brandy Butler liest sich überaus vielschichtig. Seitdem sie mit 23 Jahren als Au-pair aus Amerika nach Bonstetten kam hat sich einiges getan. Die Musik wurde zu ihrem Beruf, sie wurde Backgroundsängerin von Steff la Cheffe und Sophie Hunger und sang sich 2012 bei «The Voice of Switzerland» in das Duell mit der späteren Siegerin Nicole Bernegger. Bald veröffentlicht sie ihre zweite Soloplatte.


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Dazu leitete Butler Kinderchöre, organisierte Treffen für queere People of Colour, arbeitet am Theater Neumarkt und sitzt im Ausländer*innenbeirat der Stadt Zürich. Und: Sie rief die «Drag Story Time» ins Leben, die Märchenstunde mit Queens und Kings im Tanzhaus Zürich.


Einfach war das alles nicht. Im Oktober 2022 stürmten beispielsweise Neonazis mit Rauchfackeln eine Lesung (MANNSCHAFT berichtete), immer wieder gab es Proteste gegen die Veranstaltung, die sich speziell an 3- bis 10-Jährige richtet.

 

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Für Butler war das nicht nur ein ohnehin beängstigendes Bild, sondern auch eines, dass sie an Vorfälle ihrer Heimat erinnerte, wie sie nun dem Tagesanzeiger erzählte. Denn als sie 6 Jahre alt war, verbrannte der Ku-Klux-Klan ein Kreuz im Vorgarten von Bekannten der Familie. Ebenso wie ihre Familie damals liess sich aber auch Brandy Butler nicht abschrecken und setzt sich weiter für ihre Prinzipien ein, um «Widerstand zu leisten für eine ganze Community», wie sie sagt.

Doch auch sie hat ihre Grenzen. «Viele glauben, ich sei eine nie versiegende Quelle an Energie und Stärke, aber das stimmt nicht, ich bin oft auch erschöpft und hätte lieber keine Kämpfe», berichtet Butler, die indes anmerkt dass sie als «schwarze, dicke, ausländische, divergente und queere Frau» selten zum Durchatmen komme, dass sie täglich Diskriminierungen ausgesetzt werde.


Insofern ist der mit 20’000 Franken dotierte Preis für besondere kulturelle Verdienste, der ihr nun von der Stadt Zürich verliehen wurde, etwas Balsam für die Seele. Als sie nach einer Probe in München von der Auszeichnung erfuhr, habe sie mitten auf der Strasse weinen müssen. «Es war wegen des Todes meiner Mutter und der Krankheit meines Vaters ein schwieriges Jahr für mich. Und dann so eine Anerkennung zu bekommen, ist schon sehr berührend», sagt Butler.

Im Februar wurden fünf Personen unweit des Zürcher Hauptbahnhofs homophob beleidigt und brutal angegriffen (MANNSCHAFT berichtete). Trotz einer Platzwunde seien sie von der Polizei ratlos zurückgelassen worden, sagt Dragqueen Vio la Cornuta.


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