Spanien fordert Israel-Boykott beim ESC
Die EBU lehnt das Ansinnen ab
Spanien macht Druck, Israel vom Eurovision Song Contest (ESC) im Mai in Basel auszuschliessen.
Angesichts des Vorgehens Israels im Gazastreifen fordert der spanische öffentlich-rechtliche Sender RTVE von der Europäischen Rundfunkunion EBU eine offene Diskussion über die Teilnahme Israels. Zuletzt hat Israels Armee ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen ausgedehnt und drängt nach UN-Angaben Hunderttausende Palästinenser in ein immer kleineres Gebiet an der Mittelmeerküste. Israel will nach eigener Darstellung eine grössere Pufferzone entlang seiner Grenze schaffen.
«RTVE hält es für angemessen, dass die EBU die Existenz dieser Debatte anerkennt und einen Raum für Reflexion unter den Mitgliedssendern der EBU über die Teilnahme des öffentlich-rechtlichen Senders KAN schafft», heisst es in einem Schreiben des Generaldirektors des spanischen Senders, José Pablo López, der zu den fünf grössten in Europa zählt. Weil Spanien mit Deutschland, Italien, Grossbritannien und Frankreich sorgen für die meisten Zuschauer*innen sorgt, geben diese Big Five dem Event auch das meiste Geld. Deshalb sind sie auch stets für das Finale qualifiziert.
In Spanien fordern linke Politiker*innen gar das Ende der diplomatischen Beziehungen zu Israel. Es werden Vergleiche zu Russland gezogen, das nach dem Einmarsch in der Ukraine ausgeschlossen worden sei. Im vergangenen Dezember verlangte bereits die slowenische Rundfunkanstalt RTVSLO, Israel nicht teilnehmen zu lassen.
Die EBU antwortete in einer Erklärung, sie schätze «die Bedenken (…) zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten», fügte jedoch hinzu, dass alle ihre Mitglieder berechtigt seien, an dem Musikwettbewerb teilzunehmen.
Zuvor hatten sich mehr als 10'000 Menschen in Finnland mit ihrer Unterschrift gegen die Teilnahme Israels beim ESC ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Zwei Petitionen forderten, Druck auf die Europäische Rundfunkunion auszuüben, dass Israel vom Wettbewerb in Basel ausgeschlossen werde. Sollte das nicht passieren, sollte Finnland seinen Teilnahme in diesem Jahr zurückziehen.
In den beiden Petitionen wird die Forderung mit dem Vorgehen des Lands im Gazastreifen begründet. Wörtlich heisst es: «Es widerspricht unseren Werten, dass ein Staat, der einen Völkermord verübt hat und eine Besatzungspolitik ausübt, eine prominente Möglichkeit bekommt, unter dem Deckmantel der Musik sein Image zu verbessern.» Vom Angriff der Hamas auf Israelis am 7. Oktober 2023 (MANNSCHAFT berichtete), bei dem 1200 Menschen starben, war keine Rede.
Auch beim ESC 2024 in Schweden hatte es Proteste gegen Israels Teilnahme gegeben (MANNSCHAFT berichtete). Diese blieben jedoch folgenlos für die Durchführung des Wettbewerbs.
Israel wird beim diesjährigen ESC in Basel von Yuval Raphael vertreten. Sie ist eine Überlebende des Massakers vom 7. Oktober 2023. Der finnische Sender wird das ESC-Finale am 17. Mai übertragen und entsendet auch den finnischen Beitrag. In diesem Jahr vertritt Erika Vikman (MANNSCHAFT berichtete) Finnland beim ESC und ihr Lied hat ausgerechnet einen deutschen Titel: «Ich komme».
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