Gegen Hass und Gewalt: Queere Kundgebung in Berlin

Rund 250 Menschen nahmen teil

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Ufuk Erol, Betreiber des Romeo & Romeo (Bild: Facebook/Ralph Ehrlich)

Im Berliner Regenbogenkiez fand am Montag eine Kundgebung gegen Gewalt und Hass statt. Laut RBB-Informationen nahmen rund 250 Menschen teil.

Der Betreiber des Romeo & Romeo in der Motzstrasse, Ufuk Erol, war am Wochenende mit einer Flasche angegriffen worden. Viele Berliner Queers zeigten sich am Montagabend solidarisch.

Die offen lesbische Anwältin Sissy Kraus erklärte gegenüber dem RBB: «Ich sehe das in meiner Kanzlei, die Zahlen queerfeindlicher Gewalt sind in den letzten fünf Jahren explodiert. Die Menschen haben wahnsinnig Angst, kommen zu mir und machen dann doch keine Anzeige.» Das Täterfeld auf der rechten Seite werde ermutigt durch die AfD.

«Da sind Menschen, die sich ein Deutschtum anmassen und meinen, wir können da jetzt mal draufhauen», so die Rechtsanwältin. Das andere Extrem seien junge Männer, die einen friedlichen Glauben missbräuchten und dann meinten, mit dieser Rechtfertigung zuschlagen zu können.

Laut Polizei sassen gegen 22:30 Uhr drei Männer im Alter von 28, 56 und 58 Jahren an einem Tisch vor dem Café in der Motzstrasse, als ein 23-Jähriger an den Tisch herangetreten und die Männer angesprochen haben soll. Im weiteren Verlauf baten die drei Männer den jungen Mann, sich vom Tisch zu entfernen. Plötzlich habe der 23-Jährige die Männer beleidigt, woraufhin sie ihn erneut aufforderten zu gehen. Der Aufforderung kam der Tatverdächtige zunächst nach, kam dann aber zurück und soll dem 56-jährigen Betreiber des Cafés eine Bierflasche gegen den Kopf geschlagen haben. Anschliessend flüchtete der Angreifer.

Zeugen und der Betroffene folgten ihm, hielten ihn fest und übergaben ihn hinzugerufenen Polizeikräften, die den Mann festnahmen. Aufgrund seines auffälligen Verhaltens wurde der Tatverdächtige in ein Krankenhaus mit einer psychiatrischen Abteilung gebracht und einer Ärztin vorgestellt. Der Verletzte, der ein Hämatom erlitten hatte und über Kopfschmerzen klagte, wurde von Rettungskräften zur ambulanten Behandlung in eine Klinik gebracht.

Der Queerbeauftragte von Berlin, Alfonso Pantisano, war ebenfalls zu der Kundgebung gekommen.

Sebastian Walter, der queerpolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, erklärt ebenfalls seine Solidarität mit Ufuk Erol und fordert, den Schutz queerer Räume zu stärken: «Ich bin erschüttert über den brutalen Angriff auf Ufuk Erol. Meine volle Solidarität gilt ihm – ebenso wie allen queeren Menschen, die täglich mit Hass, Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert sind. Was in Berlin passiert, ist kein Einzelfall. Es ist Ausdruck einer besorgniserregenden Entwicklung, die wir nicht hinnehmen dürfen.»

Es reiche nicht, einmal im Jahr Flagge zu zeigen. Der Schutz queerer Menschen müsse zur politischen Priorität werden und zwar jeden Tag. «Wer in Zeiten steigender queerfeindlicher Übergriffe bei queerer Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit den Rotstift ansetzt, handelt fahrlässig. Diese Kürzungen sind nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Community - sie gefährden Menschenleben», so Walter.

René Powilleit, Landeschef der LSU Berlin, schlägt ebenmfalls Alarm. «Wir stehen unter Beschuss. Jeden Tag - zu jeder Zeit», schrieb er in einer Pressemitteilung. «Die gewalttätigen Übergriffe der letzten Tage rund um die Tipsy Bear Berlin und das Romeo und Romeo sind nicht nur Angriffe auf eine Location oder eine Person. Das sind Angriffe auf unser vielfältiges Leben, auf Freiheit auf Würde.»

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