«Pride ist kein Partyhut»: Wiener Regenbogen­­parade deutlich politischer

«Gerade in Zeiten wie diesen» feiert Wien zwei Wochen lang LGBTIQ-Sichtbarkeit

Wien: Seit 1996 wird der CSD als Regenbogenparade abgehalten und 2007 kam die Vienna Pride dazu.
Die Regenbogenparade in Wien findet in diesem Jahr zum 29. Mal statt. (Bild: Vienna Pride)

Die Regenbogenparade wird in diesem Jahr am 14. Juni durch die Stadt führen. Das Motto lautet: «Unite in Pride».

Am Montag wurden in Wien Einzelheiten zu den diesjährigen Pride-Festlichkeiten bekannt gegeben. Sie werden zwei Wochen dauern, es wird eine Konferenz, einen Lauf und ein eigenes Pride Village am Rathausplatz geben. Insgesamt wird auch deutlich, dass die Veranstaltung wieder deutlich politischer wird.

Gerade erst war bekannt geworden, dass in Österreich in diesem Jahr die Zahl der Pride-Veranstaltungen zum ersten mal auf 23 gestiegen ist (MANNSCHAFT berichtete). Da verkündet Wien, wie die grösste Demonstration des Jahres ablaufen wird: Sie startet wie in den Jahren zuvor am 14. Juni um 12 Uhr auf dem Rathausplatz und umrundet dann einmal die Wiener Ringstrasse.

Ann-Sophie Otte, Obfrau vom Veranstalter HOSI Wien, verkündet am Montag auch das Motto des Pride: «Unite in Pride». Das sei nicht nur ein Appell zur Solidarität, «sondern ein klarer Auftrag: Gemeinsam, laut und entschlossen für unsere Rechte einzustehen». Schweigen sei keine Option, sagt sie, «in einer Zeit, in der LGBTIQ-Personen zunehmend Ziel von Hass und Hetze werden».

Darüber hinaus fordern die Veranstalter von der Politik konkrete Massnahmen gegen Hassrede und queerfeindliche Gewalt. Mehr als 30 Organisationen aus ganz Österreich haben gemeinsam einen Nationalen Aktionsplan gegen Hate Crime erarbeitet. Unter dem Slogan #NAPjetzt! fordern die Pride-Organisationen die Bundesregierung Österreichs auf: «Schluss mit Ankündigungen, her mit echtem Schutz!» Dazu gehöre ein Verbot von sogenannten Konversionstherapien sowie mehr Schutz für trans Personen. «Schöne Worte reichen nicht», sagt Ann-Sophie Otte. «Jetzt ist Zeit für Taten.» 

Für die Co-Veranstalterin der Vienna Pride, Katharina Kacerovsky-Strobl, ist die Parade mehr als ein Fest: «Es ist eine politische Bewegung», sagt sie am Montag in Wien. Sie beobachtet in einigen Länder massive Rückschritte bei LGBTIQ-Rechten. «In einer Zeit, in der Gleichberechtigung erneut infrage gestellt wird, brauchen wir Stärke durch Gemeinschaft.» Pride bedeute, sagt sie, anzuerkennen, dass wir alle unterschiedlich sind und trotzdem gleiche Rechte und Akzeptanz verdienen. 

Das besondere an der Wiener Regenbogenparade ist auch bei ihrer 29. Ausgabe, dass sie auch dieses Jahr wieder Dutzende Veranstaltungen zusammenführt. Auf dem Rathausplatz wird für drei Tage (12.-14. Juni) ein Pride Village errichtet, das «Regenbogenherz Wiens». Auf einer dort aufgebauten Bühne werden Stars wie Conchita Wurst oder Mel C von den Spice Girls sowie die Sängerin Rose May Alaba auftreten. 

«Die Regenbogenflagge ist ein Versprechen»

Bettina Emmerling, Vizebürgermeisterin von Wien

Die lesbische Vizebürgermeisterin Wiens, Bettina Emmerling, nennt Wien eine «Regenbogenhauptstadt». Auf dem Village wird sich auch das erste queere Jugendzentrum Österreichs vorstellen. «Als queere Feministin und lesbische Frau sehe ich mit grosser Sorge», sagt Emmerling, «wie unsere hart erkämpften Rechte weltweit unter Druck geraten – ob in den USA oder gleich ums Eck in Ungarn.»

Die Regenbogenflagge am Rathaus sei mehr als ein Symbol – «Sie ist ein Versprechen», sagt sie, «ein Versprechen dafür, dass Wien als Regenbogenhauptstadt den Wiener Weg geht: mit Solidarität statt Spaltung, mit Haltung statt Hass, mit der Förderung von queeren Leben in allen Bereichen.» 

«Pride ist Protest – und bleibt notwendig»

Susanne Haase, SPÖ

Eine Woche vor der Pride findet im Wiener Rathaus die Vienna Pride Konferenz statt. Dazu sind Experten und Gäste eingeladen, über politische, gesellschaftliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Inhalte zu diskutieren. Am 6. Juni soll so ein breiter Diskurs zwischen Community, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Kooperationspartner*innen ermöglicht werden. Die Wiener SPÖ-Gemeinderätin Susanne Haase sagt, dass es gerade in Zeiten wie diesen ein vereintes Zeichen brauche. Wörtlich sagt Haase: «Pride ist kein Partyhut. Pride ist Protest – und bleibt notwendig, bis niemand mehr seine Liebe verstecken muss.»

Insgesamt werde es zwei Wochen lang Dutzende Pride-Veranstaltungen in ganz Wien geben. Dazu zählt der Pride Run am 13. Juni, der Pride Beach Day, das Pride Happening am Badeschiff, der Drag Beach in der Strandbar Hermann sowie die Miss*ter Vienna Pride Wahl und die Official After Pride Events am 14. Juni unter anderem in der Ottakringer Brauerei, der Grellen Forelle, dem Camera Club oder dem Fluc. Weitere Informationen unter www.viennapride.at.

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