Die «LGBT-freien Zonen» in Polen sind Geschichte
Ein Drittel aller polnischen Gemeinden hat sich seit 2019 zu «LGBT-freien» Zonen erklärt. Jahrelang haben Aktivist*innen dagegen gekämpft. Nun gehören diese queerfeindlichen Resolutionen der Vergangenheit an.
Im Kreis Łańcut, gelegen in der Woiwodschaft Karpatenvorland im südöstlichen Polen, wurde vergangene Woche die letzte «Charta der Familienrechte» (Samorządowa Karta Praw Rodzin) aufgehoben. Nach 6 Jahren ist in Polen damit nun keine diskriminierende Regelung gegen LGBTIQ mehr in Kraft.
Die Anti-LGBT-Resolutionen in Polen wurden nach und nach zurückgezogen (MANNSCHAFT berichete). Kuba Gawron gehört zu den Aktivist*innen des sogenannten Atlas of Hate, der die «LGBT-freien Zonen» in Polen dokumentierte und bekämpfte – wofür sie von der ultrakonservativen Organisation Ordo Iuris immer wieder vor Gericht gezerrt worden waren (MANNSCHAFT berichtete).
«Ich bin sehr erleichtert und zufrieden», sagte Gawron gegenüber MANNSCHAFT. «Ich bin sehr froh, dass diese sechsjährige Phase nun zu Ende geht. Wir haben mit dem Atlas des Hasses ein grossartiges Abenteuer erlebt – aber das ändert nichts daran, dass es diese Resolutionen überhaupt nicht hätte geben dürfen, geschweige denn Klagen wegen der Berichterstattung darüber.»
Gawron findet, die Europäische Kommission sollte diese Bestimmung, die die Finanzierung von Projekten unter Beteiligung von lokalen Verwaltungseinheiten, die diskriminierende Resolutionen aufrechterhalten, verbietet, in neuen Partnerschaftsabkommen beibehalten und stärken. «Sie hat nicht nur dazu beigetragen, Anti-LGBT-Resolutionen zu bekämpfen, sondern verhindert auch, dass Stadträte weitere diskriminierende Resolutionen verabschieden, beispielsweise gegen Gesundheitserziehung (die auch Elemente der Antidiskriminierungsbildung enthält) und Ausländerintegrationszentren.»
«Die steigende Selbstmordrate unter jungen LGBTIQ während der PiS-Ära ist eine Tatsache.»
Bart Staszewski, Aktivist
Der polnische Aktivist und Filmemacher Bart Staszewski hat ebenfalls jahrelang gegen die Anti-LGBT-Resolutionen gekämpft. Er erklärte bei X: «Nicht alle haben überlebt, nicht alle können diesen Moment geniessen. Die steigende Selbstmordrate unter jungen LGBT-Personen während der PiS-Ära ist eine Tatsache. Lasst den heutigen Tag nicht nur ein Grund zum Stolz sein, sondern auch ein Moment der Besinnung. Lassen Sie uns denjenigen Tribut zollen, die den höchsten Preis bezahlt haben, und alles tun, um sicherzustellen, dass es in Polen nie wieder ,LGBT-freie Zonen' gibt.»
2023 war die rechtskonservative PiS-Partei abgewählt worden (MANNSCHAFT berichtete). Ein Journalist hat sich für die «beschämende» Rolle des öffentlich-rechtlichen Senders TVP bei der Verbreitung von Queerfeindlichkeit entschuldigt (MANNSCHAFT berichtete). An den zahlreichen «LGBT-freien Zonen» im Land gab es europaweit Kritik. Die Europäische Kommission stellte Mittel für polnische Provinzen zurück, die sich zu «LGBT-freie Zonen» erklärt hatten (MANNSCHAFT berichtete)
«Bleibt euch immer selbst treu» – K-Pop-Star Bain outet sich. Während eines Konzerts erklärte sich der Koreaner zum Mitglied der LGBTIQ-Community (MANNSCHAFT berichtete).
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