Mamma Mia! – Meryl Streep wird 75
Ein Blick auf ihre Karriere
Kämpferisch, romantisch, witzig, arrogant oder singend – Meryl Streep kann einfach alles. Ihre Wandelbarkeit ist legendär. Am 22. Juni feiert die Hollywood-Ikone ihren 75. Geburtstag.
Glücklicherweise ist eine Befürchtung von Meryl Streep über ein frühes Ende ihrer Karriere nicht eingetroffen. Als die Hollywood-Ikone Mitte Mai bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Ehrenpalme erhielt, erinnerte sie an ihr Festival-Debüt im Jahr 1989, als sie für ihre Rolle in dem Drama «Ein Schrei in der Dunkelheit» den Schauspielpreis gewann. «Vor 35 Jahren, als ich zum ersten Mal hier war, war ich bereits Mutter von drei Kindern», sagte Streep auf der Bühne. «Ich war kurz davor, 40 zu werden, und dachte, dass meine Karriere vorbei sei. Das war keine unrealistische Erwartung für Schauspielerinnen zu dieser Zeit.»
In gewohnt bescheidener Manier dankte der Star in Cannes Kolleg*innen und Fans. «Der einzige Grund, warum ich heute hier bin und dass es weiterging, liegt an den sehr begabten Künstler*innen, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Und an Ihnen, jedem einzelnen von Ihnen im Publikum, denn ich bin so dankbar, dass Sie mein Gesicht noch nicht satt haben.»
Von der Verwandlungskünstlerin Streep, die bald 75 Jahre alt wird, kann man einfach nicht genug bekommen. Dafür sprechen auch diese Zahlen: Mit 21 Oscar-Nominierungen hat sie in Hollywood mit Abstand die Nase vorn. Katharine Hepburn und Jack Nicholson folgen abgeschlagen mit je zwölf Nominierungen auf Rang zwei.
In ihrer fast 50-jährigen Leinwandkarriere hat Streep drei Oscars und acht Golden-Globe-Trophäen gewonnen. Streep hat durchaus Chancen, den vierfachen Oscar-Rekord von Hepburn als meist dekorierte Schauspielerin noch einzuholen.
Ihr Privatleben hält Streep unter Verschluss Ihre künstlerische Vielfalt ist verblüffend. Ob Thriller, Psychodrama, Komödie oder Musical – sie fesselt mit einer unglaublichen Bandbreite, von Star-Allüren und Skandalen keine Spur. Aus ihrer langen Ehe mit dem Bildhauer Don Gummer hat sie vier Kinder. Ihre älteste Tochter Mamie (40), ebenfalls Schauspielerin, machte sie 2019 zur Grossmutter.
Streep hält ihr Privatleben allerdings unter Verschluss. Erst kürzlich wurde bekannt, dass sich das Ehepaar schon vor einigen Jahren getrennt hat. Eine Anfrage bei ihrem Sprecher, wie die Schauspielerin ihren 75. Geburtstag begehen wollte, blieb unbeantwortet.
Doch eins steht fest – vom Ruhestand ist sie noch weit entfernt. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Oscar-Preisträgerin auch bei der vierten Staffel der Serie «Only Murders in the Building» wieder dabei sein wird. In der Mystery-Comedy-Serie mimt sie eine wenig erfolgreiche Schauspielerin, die in einer Broadway-Show auftritt. Streep war im Januar mit ihrer Fernseh-Nebenrolle für einen Golden Globe im Rennen – es war ihre 33. Globe-Nominierung.
Ihr Handwerk lernte Streep früh. Nach einem Drama-Studium am Elite-College Vassar legte sie ihren Master of Fine Arts an der berühmten Universität Yale ab. Gleich mit ihrer ersten grösseren Rolle in dem Vietnam-Drama «Die durch die Hölle gehen» (1978) an der Seite von Robert De Niro holte sie eine Oscar-Nominierung.
Das Liebesdrama «Jenseits von Afrika» (1985), einer von Streeps und Robert Redfords grössten Erfolgen, gewann sieben Oscars. Als dänische Schriftstellerin Tania Blixen findet sie in Kenia in dem von Redford gespielten Grosswildjäger Denys Finch Hatton die Liebe ihres Lebens. In Cannes erinnerte Streep an eine ikonische Liebesszene aus dem Filmklassiker, als ihr Redford an einem Fluss die Haare wäscht. Dies habe sie als so intim empfunden, dass es einer Sex-Szene gleichgekommen wäre, sagte die Schauspielerin.
Drei Mal hat Streep den Oscar gewonnen: als Nebendarstellerin in dem Scheidungsdrama «Kramer gegen Kramer» (1980), in dem sie mit Leinwand-Ehemann Dustin Hoffman um das gemeinsame Kind kämpft; als Hauptdarstellerin in «Sophies Entscheidung» (1983) sowie für ihre Hauptrolle als britische Premierministerin Margaret Thatcher in «Die Eiserne Lady» (2012). Der starke Auftritt in der Rolle der Power-Frau Katharine Graham in Steven Spielbergs Politfilm «Die Verlegerin» brachte Streep 2018 ihre 21. Oscar-Nominierung ein. Darin spielte sie die frühere Herausgeberin der Washington Post.
Unterricht in Operngesang als Kind Streep verblüfft mit ihrer Wandelbarkeit. In der Bestsellerverfilmung «Der Teufel trägt Prada» (2006) ist sie die zickige Mode-Chefin. Mit Mut zur Hässlichkeit spielte sie in dem Familiendrama «Im August in Osage County» (2013) die tablettensüchtige Matriarchin.
In «The Hours» spielt sie eine Lektorin im New York, die eine lesbische Beziehung führt und den an Aids erkrankten Schriftsteller Richard Brown (Ed Harris) pflegt, mit dem sie einst eine kurze, heftige Liebesaffäre hatte.
Als unbegabte Opernsängerin schlug sie in «Florence Foster Jenkins» (2016) völlig schräge Töne an. Dass sie tatsächlich mitreissend singen kann, hatte Streep 2008 in der Musicalverfilmung «Mamma Mia!» mit Abba-Klassikern gezeigt. Hier ist auch eine weitere Fortsetzung geplant: «Mamma Mia 3». Gegenüber Deadline erklärte sie: «Natürlich möchte ich es machen. Aber ich weiss nicht, wie sie es machen. Es steht in meinem Kalender und ich werde bald davon erfahren.»
«Ich liebe es zu singen», sagte sie im Mai am Rande der Filmfestspiele Cannes. «Als Kind habe ich Opern-Unterricht genommen. Ich hatte eine geschulte, reife Stimme. Dann fing ich in der Highschool mit Cheerleading und Rauchen an. Diese beiden Dinge haben es irgendwie ruiniert.»
Sie ist auch für ihren Perfektionismus und für ihr Geschick mit Akzenten und Dialekten bekannt. So lernte sie Polnisch, um die junge KZ-Überlebende in «Sophies Entscheidung» noch überzeugender spielen zu können. In dem Liebesdrama «Die Brücken am Fluss» spricht sie mit einem leichten italienischen Akzent. Mitreissend spielt sie die aus Italien stammende Francesca, die mit ihrer Familie im ländlichen Iowa lebt und eine leidenschaftliche Affäre mit einem durchreisenden Fotografen (Clint Eastwood) beginnt.
Sie teilte gegen Trump aus Kämpferisch und engagiert ist Streep nicht nur vor der Kamera. 2017 machte sie in einer Dankesrede auf der Golden-Globe-Bühne mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für Toleranz, Pressefreiheit und den Schutz von Minderheiten Schlagzeilen.
Kurz vor der Vereidigung von Donald Trump als Präsident der USA teilte sie scharf gegen ihn aus. «Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle», warnte die bekennende Demokratin. Trump liess das nicht lange auf sich sitzen. Streep sei eine der «überbewertetsten» Schauspielerinnen in Hollywood, feuerte er damals auf Twitter zurück.
Mit herrlichem Witz spielte Streep übrigens in der Katastrophen-Satire «Don’t Look Up» (2022) selbst mal die Chefin im Weissen Haus. Als die eitle US-Präsidentin Janie Orlean sorgt sie sich nur um die eigene Popularität, während ein Killer-Komet auf die Erde zurast.
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