LGBTIQ-Preis für Polizei Berlin: «Nicht auf dem Erfolg ausruhen!»

Die Tolerantia Awards werden auch in Frankreich und Polen verliehen

Marco Klingberg (VelsPol) Polizei
Marco Klingberg (VelsPol) (Bild: Kriss Rudolph/MANNSCHAFT)

Die diesjährigen Tolerantia Awards wurden bekannt gegeben. Geehrt wird u.a. die Polizei Berlin. Warum das eine gute Wahl ist, erklärt Marco Klingberg von VelsPol Berlin-Brandenburg.

Die Tolerantia Awards werden seit 2006 jährlich von den Projekten und Organisationen Maneo (Deutschland), SOS homophobie (Frankreich), Lambda-Warszawa (Polen) und The Rainbow Project (Nordirland) als Gemeinschaftspreis vergeben. Alle Projekte und Organisationen setzen sich unermüdlich für Menschen ein, die Ausgrenzung, Diskriminierung und gewalttätige Übergriffe erlitten haben und Hilfe suchen.

Die Preisträger*innen sind dieses Jahr neben der Polizei Berlin (Deutschland) Die Schwestern der perpetuellen Indulgenz (Frankreich), die – sie die Begründung – «Scham durch Freude sühnen und Liebe verbreiten wollen, um Hass zu bekämpfen», sowie der Prix Gouincourt (Frankreich), der «lesbische Literatur noch sichtbarer macht»; ferner Mirosława Makuchowska (Polen), Sie entwickelte als Koordinatorin und spätere Direktorin der KPH (Kampagne gegen Homophobie) Strategiekampagnen und Bildungsprogramme, die zu tiefgreifendem Wandel in Polen beitrugen. Und: Lady Portia Di Monte (Nordirland), alias Marcus Hunter-Neill, ist eine «unbestrittene und tragende Säule der Drag-Szene sowie ein Leuchtturm der Liebe und Solidarität innerhalb der nordirischen LGBTIQ-Communities».

Die Polizei Berlin wird für Verdienste um ihr Engagement gegen LGBTIQ-feindliche Diskriminierung und Hassgewalt geehrt, «die wir vorbildlich für ganz Deutschland halten», so Maneo. Gute Entscheidung, findet Marco Klingberg, Vorsitzender des LGBTIQ-Mitarbeiternetzwerks in Polizei und Justiz, VelsPol Berlin-Brandenburg. Auf MANNSCHAFT-Nachfrage teilte er mit:

«Wir als VelsPol Berlin-Brandenburg freuen uns sehr, dass in diesem Jahr der Tolerantia Award an die Polizei Berlin geht. Es war ein langer Weg hin, dass sich die Polizei Berlin als eine queerfreundliche Polizei entwickelte. Dies lag und liegt insbesondere an das Engagement vieler Protagonisten innerhalb der Polizei. Angefangen von Heinz Uth, als ersten Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, über Uwe Löher, Maria Tischbier, Harald Kröger, Sebastian Stipp hinzu Anne von Knoblauch und Michael Späth.

Aber auch die vielen Kolleg*innen der Polizei, die sich intensiv für eine Sensibilisierung gegenüber LGBTIQ einsetzen und sich tagtäglich innerhalb des Dienstes einbringen haben zu diesem Erfolg beigetragen. Hier seien die vielen Multiplikatoren in den Direktionen und auch die Mitarbeitenden im Landeskriminalamt, die im Bereich des polizeilischen Staatsschutzes die angezeigten Straftaten bearbeiten und entsprechende Ermittlungen einleiten oder sich auch im Bereich der Prävention um die Belange der Opfer queerfeindlicher Gewalt kümmern.

Seit Gründung unseres Landesverbandes vor über 30 Jahren haben wir die Polizei Berlin intensiv unterstützt und haben für eine Sichtbarkeit innerhalb der queeren Community gesorgt. Auch wenn wir ab und an Problemfelder ansprechen sorgt dies auch für eine Verbesserung innerhalb der Polizei Berlin. Viele Aktionen innerhalb der Polizei, wie das Hissen der Regenbogenfahne vor dem Polizeipräsidium seit 2008 oder auch das Benefizkonzert Gemeinsam Bunt haben wir unterstützt und werden dies auch weiterhin tun», so Klingberg.

Weiter mahnte er mit: «Nun heisst es aber auch, sich nicht auf den Erfolg auszuruhen. Es gibt weiterhin viel zu tun, um der wachsenden Queerfeindlichkeit entgegenzutreten. Dies zeigen die vielen Angriffe auf unsere queere Infrastruktur oder auch auf queere Personen. Die steigenden Bedrohungen gegen CSD-Veranstaltungen durch rechte Gruppen zeigen dies eindringlich.

Noch einmal herzlichen Glückwunsch an die Polizei Berlin für die Auszeichnung und macht weiter so!»

Mit den Tolerantia Awards werden jährlich Menschen, Einrichtungen oder Gruppen für herausragendes Engagement gewürdigt, die demokratische Prinzipien wie Gleichberechtigung, Solidarität, gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz sowie Einsatz gegen Homophobie, Rassismus, gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im eigenen Land, in Europa und darüber hinaus stärken.

Nominiert werden die Preisträger*innen von unabhängigen Jurys in den jeweiligen Ländern. In Deutschland setzt sich die Jury aus folgenden Mitgliedern zusammen: Christa Arnet, ehem. Mitarbeiterin in der Berliner Senatskanzlei, Pieke Biermann, Schriftstellerin und Übersetzerin, Norbert Bisky, Maler, Thorsten Manske, ehem. Vizepräsident von Hertha BSC und Vizepräsident des Berliner Fussballverbandes, André Schmitz, Kulturstaatssekretär Berlin a.D., Jörg Steinert, LGBTIQ-Aktivist und ehem. Geschäftsführer LSVD Berlin-Brandenburg, Lala Süßkind, ehem. Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Norbert Thormann, Unternehmer, und Bastian Finke, Leiter von MANEO, Vorsitzender der Jury.

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