Homophober Kommentar zu Polyhochzeit von 4 Männern? Aufregung in der CDU
Ein langjähriges Mitglied tritt aus der Partei aus
Eine Pfarrerin hat vier Männer im Rahmen einer «Polyhochzeit» miteinander verheiratet. Ein CDU-Mann schreibt darauf: «Es gab Zeiten, da hatten sie so viel Respekt und hätten sich selbst angezündet.» Aus Ärger tritt ein Parteifreund aus.
Der Fall der Pfarrerin Lena Müller von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), die wegen der Segnung einer Polyhochzeit von vier Männern in die Kritik geraten und angefeindet worden war (MANNSCHAFT berichtete), sorgt in der Potsdamer CDU für Aufregung. Anlass ist eine Äusserung des Stadtverbandsvorsitzenden Jan Jacobi in einem parteiinternen WhatsApp-Chat: «Es gab Zeiten, da hatten sie so viel Respekt und hätten sich selbst angezündet.» So lautete sein Kommentar zu einem Bild-Artikel, auf den er sich bezog.
CDU-Mitglied Ulrich Magerl, ebenfalls aus dem Stadtverband Drewitz-Stern-Kirchsteigfeld, machte das öffentlich: Er trage «menschenverachtende, homophobe Äusserungen» nicht mit und begründete damit seinen Parteiaustritt. Jacobi bestätigte die Wortwahl, doch ihm zufolge soll sie als «eine sarkastische Bemerkung» verstanden werden. Gemeint habe er mit seinem Kommentar ausschliesslich die Pfarrerin, «die nicht nur strafrechtlich relevante Polygamie propagiert [...] und damit die Werte der Kirche mit Füssen tritt».
Nachdem ihm «fälschlicherweise» unterstellt worden sei, dass seine Worte homophob motiviert seien, habe er sie sofort gelöscht. «Um Missverständnissen vorzubeugen», wie er sagt.
Auf Facebook erklärt Magerl zudem, wie sein Parteifreund Jacobi intern auf seine Kritik reagiert habe: «Auf meine direkte Reaktion, in der ich ihn u.a. fragte, ob dies die Werte der CDU seien, für die er stehe, erntete ich ein tränenlachendes Emogy und wurde als Mitglied des Stadtbezirksvorstandes aus der WhatsApp-Gruppe entfernt.»
Dies sei am 8. November passiert. Am Tag drauf sei er dann nach über 36 Jahren aus der CDU ausgetreten. «Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen», so Magerl.
Der Fall der Polyhochzeit hatte vor ein paar Tagen für viel Schlagzeilen gesorgt. Diese sei jedoch keine echte Hochzeit gewesen, hatte die Landeskirche in einer Stellungnahme klargestellt: «Bei der Feier, die Pfarrerin Lena Müller in Kreuzberg durchführte, handelte es sich nicht um eine kirchliche Trauung oder Hochzeit.»
Müller, die sich auf Instagram als Feministin und Pfarrerin beschreibt und queerfreundliche Theologie als Schwerpunkt nennt, hatte im Sommer vor der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg ein «Pop-up-Hochzeitsfestival» organisiert. Menschen konnten spontan vorbeikommen, um sich von der Pfarrerin mit den pinkfarbenen Haaren segnen zu lassen – auch vier Männer nutzten dieses Angebot gemeinsam (MANNSCHAFT berichtete).
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