++ Homophober Angriff auf 67-Jährigen ++ Solidarität mit Lisa Poettinger ++

Die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland

Symbolbild: dpa
(Bild: dpa)

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.

Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 10. März 2025.

++ Solidarität mit Anti-AfD-Aktion von Lisa Poettinger ++

++ Homophober Angriff auf 67-Jährigen ++

Am Samstag Nachmittag kam es zu einer Körperverletzung sowie zu einer Beleidigung mit homophobem Hintergrund im Berliner Hansaviertel. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll ein 40-Jähriger den 67-Jährigen gegen Kopf und Rücken geschlagen, auf ihn eingetreten und homophob beleidigt haben. Dieser habe sich seinerseits mit einem Reizgas zur Wehr gesetzt.

Der Angreifer erlitt Augenreizungen, lehnte eine Behandlung jedoch ab. Der 67-Jährige blieb unverletzt. Beide Männer wurden nach Abschluss der Identitätsfeststellungen entlassen. Die weiteren Ermittlungen hat der Polizeiliche Staatsschutz des LKA übernommen.

Die Bundessprecher*innen von Die Linke queer, Maja Tegeler und Frank Laubenbur, haben sich zur Verurteilung von Lisa Poettinger geäussert. Die Aktivistin hatte in München Plakate der AfD beschädigt und einen Sachschaden von drei Euro verursacht, wie die AZ München berichtet. Dazu heisst es nun: «Unsere Genossin Lisa Pottinger ist für Anstand verurteilt worden. Dass die antisemitischen und transfeindlichen Plakate der AfD in München hängen durften, ist ein Skandal. Dass sie von engagierten Menschen beschädigt und entfernt wurden, ist grossartig.»

Und weiter: «Dass die Münchner Staatsanwaltschaft überhaupt ein Strafverfahren gegen Lisa Poettinger eingeleitet hatte, ist inakzeptabel. Es lag noch nicht einmal ein Strafantrag der AfD vor. Die Münchener Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht München haben sich ohne jede Not zu willfährigen Gehilfen menschenfeindlicher Propaganda gemacht.» Die Linke queer will dazu beitragen, dass Poettinger nicht auf den Kosten des Prozesses und auf der Strafe sitzen bleibe, heisst es.

++ Wegner: LGBTIQ-Belange gehören ins Grundgesetz ++

Berlins Regierender hofft, dass sich Union und SPD bei ihren Koalitionsverhandlungen im Bund auf eine Ergänzung des Grundgesetzes um Belange queerer Menschen verständigen. Der schwarz-rote Berliner Senat habe das Ziel, Artikel 3 im Grundgesetz um das Merkmal sexuelle Identität zu erweitern, so der CDU-Politiker im Abgeordnetenhaus (MANNSCHAFT berichtete). «Wir sind in der finalen Ressortabstimmung», schilderte er den aktuellen Sachstand. «Ich gehe davon aus, dass wir das hoffentlich auf den Weg bringen.»

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU)  (Foto: Soeren Stache/dpa)
Kai Wegner

Wegner hatte eine Bundesratsinitiative beim CSD 2023 in Aussicht gestellt. Seither wächst etwa beim CSD-Trägerverein oder bei Grünen und Linken die Ungeduld. Vorhaltungen, der Senat treibe das Thema nicht voran, wies Wegner zurück. Ihm gehe es nicht um eine symbolische Initiative im Bundesrat, sondern darum, dafür auch Mehrheiten und einen breiten Konsens zu organisieren. Das erfordere viele Gespräche und brauche Zeit - auch wenn er sich wünsche, dass manches schneller gehe, so Wegner. (dpa)

++ Demo für queere Bildung ++

Berlin will u.a. zum 1. April rund 116'000 Euro für die trans und inter Beratung der Schwulenberatung streichen. Auch das Projekt Queerformat ist in Gefahr.

Der Protestzug soll am Samstag um 14 Uhr am Lützowplatz starten. Gefordert wird, die Kürzungen in der queeren Bildungs- und Beratungsarbeit sofort zurückzunehmen und Antidiskriminierungsarbeit langfristig zu finanzieren. Das Motto der Demo lautet: «Queere Bildung rettet Leben. Wir lassen uns nicht streichen!».

++ CSD-Störer angeklagt ++

Nach mehreren Gewaltattacken hat die Berliner Staatsanwaltschaft einen 24-Jährigen angeklagt. Sie wirft ihm Bedrohung, räuberische Erpressung sowie besonders schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Zudem soll er im vergangenen Jahr aktiv in einige Störaktionen gegen CSDs involviert gewesen sein, wie MANNSCHAFT auf Nachfrage erfuhr.

Er soll nach den Ermittlungen eine leitende Funktion in der rechten Gruppierung «Deutsche Jugend Voran» einnehmen, die die Staatsanwaltschaft als rechtsextrem einstuft. Er wurde am 23. Oktober 2024 im Rahmen von Durchsuchungen in der rechtsextremen Szene festgenommen. Seitdem befindet sich der Mann in Untersuchungshaft. (dpa)

++ Schau mit Ull Hohn ++

ull hohn schau
Ull Hohn, Untitled (1987)

Zu sehen bis 11. Mai im Berliner Haus am Waldsee: In seinen Werken aus den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren erforscht Ull Hohn die Verbindungen zwischen formalen und politischen Fragen wie Körperlichkeit und Sexualität. Er experimentierte mit malerischen Darstellungsformen, die sich zwischen massenmedialer Aneignung und dem Spannungsfeld von Virtuosität und Amateurhaftigkeit bewegten und die Malerei für Selbstbefragungen öffneten, wie es im Pressetext zur Ausstellung heisst.

Ein wiederkehrendes Thema in Hohns Werk ist die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen malerischen Fragestellungen – insbesondere jener der Landschaftsmalerei. Vorstellungen von Natur und Natürlichkeit wurden bewusst mit aktuellen Debatten zusammengeführt. So thematisierte Hohn etwa explizit seine eigene Homosexualität, befeuert von den in den 1990er-Jahren in New York wütenden Diskursen der Culture Wars und dem Aktivismus der Aids-Epidemie. Hohn starb 1995 im Alter von 35 an den Folgen von Aids.

++ Verletzte nach homophobem Angriff ++

In der Nacht zu Montag in Neukölln die Polizei wegen einer Körperverletzung in ein Lokal gerufen. Kurz vor 3 Uhr soll in der Sonnenallee ein Unbekannter einen 36-jährigen Mann angesprochen und gefragt haben, ob dieser schwul sei, und machte dann eine homophobe Äusserung. Als er die Frage verneinte, soll sich der Mann zunächst von dem 36-Jährigen abgewandt und ihn dann plötzlich mit einem Reizgasspray angegriffen haben. Der bislang unbekannte Tatverdächtige habe dabei auch eine danebensitzende 74-Jährige mit dem Reizgas verletzt und dem Mann ins Gesicht geschlagen.

Der Unbekannte sei in Richtung Schönstedtstrasse geflüchtet. Beide verletzten Personen lehnten eine medizinische Versorgung ab. Die weiteren Ermittlungen führt ein Fachkommissariat der Polizeidirektion 5

++ Stuttgart Pride für Freiheit ++

«Nie wieder still! Laut für Freiheit, stark für Vielfalt» – So lautet das Motto der diesjährigen Stuttgart Pride. Die Demo findet am 11. Juli statt. Das Motto ist Teil der bundesweiten CSD-Kampagne, die Anfang des Jahres gestartet ist, anlässlich der Bundestagswahl (MANNSCHAFT berichtete).

«Die Wahlergebnisse haben bestätigt, was wir schon lange befürchtet haben: Deutschland rückt politisch und gesellschaftlich weiter nach rechts!», so Betina Starzmann vom Vorstandsteam des CSD Stuttgart. «Bei der Bundestagswahl am 23. Februar haben viele Menschen ihre Stimmen Parteien gegeben, die angekündigt hatten, rechtliche Errungenschaften queerer Menschen zurücknehmen zu wollen.» Das zeige, dass auch innerhalb der Community die Meinungen gespalten seien.

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