Nach der Wahl: Diese queeren Abgeordneten sitzen im Bundestag

Neben Ricarda Lang und Jens Spahn gibt es auch neue Gesichter

Wolfgang Stefinger und Ricarda Lang
Wolfgang Stefinger (CSU) und Ricarda Lang (Grüne) (Bild: dpa)

Die Union siegt und dürfte den nächsten Kanzler stellen. Die SPD erleidet eine historische Pleite. Die queerfeindliche AfD verdoppelt sich und ist in allen ostdeutschen Flächenländern stärkste Kraft. Die Linke bleibt im Parlament, die FDP ist raus, das BSW ebenso.

Auch im neuen Bundestag sind wieder einige queere Abgeordnete vertreten, vor allem für die Grünen.

Regierungswechsel in Deutschland: Die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz hat die Bundestagswahl klar gewonnen. Der CDU-Chef kündigte eine Regierungsbildung bis spätestens Ostern an – noch ist unklar, mit wem. Kanzler Olaf Scholz gestand die Niederlage seiner SPD ein. Sie liegt noch hinter der AfD, die ihr Ergebnis verdoppelt. An vierter Stelle folgen nach den Hochrechnungen von ARD und ZDF die Grünen. Die Linke ist erneut im Bundestag vertreten. Die FDP verpasst voraussichtlich den Wiedereinzug. Parteichef Christian Lindner kündigte sein Ausscheiden aus der Politik an. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verpasst knapp die Fünf-Prozent-Hürde.

Zu den queeren Abgeordneten, die dem Bundestag erhalten bleiben, gehört die frühere Grünen-Chefin Ricarda Lang. Zwar hat sie bei der Bundestagswahl eine Niederlage in ihrem Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd einstecken müssen. Doch sie bleibt über die Landesliste abgesichert und weiter Bundestagsabgeordnete. Die 31-Jährige kam bei der Wahl auf 10,68 Prozent der Erststimmen, wie aus dem vorläufigen Ergebnis für den Wahlkreis hervorging.

Auch Nyke Slawik von den Grünen zieht über die Landesliste in den Bundestag. Es wird für die trans Politikerin die zweite Legislaturperiode (zum MANNSCHAFT-Interview), Tessa Ganserer, ebenfalls trans, war nicht mehr angetreten.

Sven Lehmann von den Grünen hat im Wahlkreis 93 - Köln II die Mehrheit der Erststimmen gewonnen. Er kommt auf 34,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sven Lehmann wurde 1979 geboren und ist Staatssekretär. Sven Lehmann ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2021 Queer-Beauftragter der Bundesregierung. Aus Bochum zieht Max Lucks von den Grünen in den Bundestag.

Weitere queere Grünen-Abgeordnete im Bundestag sind die frühere Vorsitzende des Vereins Queer in Niederbayern, Marlene Schönberger, sowie Ulle Schauws und Andreas Audretsch.

Des weiteren ist SPD-Generalsekretär Matthias Miersch im neuen Bundestag vertreten. Er setzte sich zum sechsten Mal im Wahlkreis Hannover-Land II durch und hat dort die meisten Erststimmen erhalten.

Im Wahlkreis Hamburg-Mitte konnte sich Falko Droßmann (SPD) mit 27,4 Prozent bei den Erststimmen die Mehrheit sichern. Der Oberstleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr ist seit September 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages, er ist ebenso queer-politischer wie verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Auch der Heidelberger Lars Castellucci hat es über die Landesliste in den Bundestag geschafft.

Bei der CDU hat der schwule Virologe Hendrik Streeck im Wahlkreis Bonn die meisten Erststimmen erhalten. Nach Angaben der Stadt entfielen auf ihn 33,31 Prozent. Während der Corona-Pandemie war der Mediziner durch zahlreiche Auftritte in den Medien zu einem der bekanntesten Wissenschaftler des Landes geworden.

HIV-Experte Hendrik Streeck (Foto: Frank Burkhardt / CC BY 2.5)
Hendrik Streeck

Auch Jens Spahn (CDU) hat in seinem Wahlkreis im Münsterland mit Abstand die meisten Stimmen errungen. Er zieht per Direktmandat ins Parlament ein, wie aus einer Übersicht der Bundeswahlleiterin hervorgeht. Der schwule Ex-Gesundheitsminister, der in der Corona-Pandemie deutschlandweit bekannt wurde, erreichte im Wahlkreis Steinfurt I/Borken I 41,8 Prozent der Erststimmen. Für die CSU wird Wolfgang Stefinger im Bundestag sitzen.

Die lesbische AfD-Chefin Alice Weidel – von der keine queerpolitischen Impulse zu erwarten sind – landete in ihrem Wahlkreis am Bodensee deutlich hinter dem CDU-Kandidaten Volker Mayer-Lay. Weidel kam nur auf 20,36 Prozent der Stimmen, so das vorläufige Ergebnis für den Bodenseekreis. Sie bleibt aber über die Landesliste abgesichert und damit auch weiterin Bundestagsabgeordnete.

Österreich bekommt nun doch keine queerfeindliche Regierung. Für LGBTIQ wird es wohl keine Schlechterstellungen zu befürchten (MANNSCHAFT berichtete).

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