«Musterbeispiel der Widersprüche» – Von Weidel und Co. «nicht täuschen lassen»
Die New York Times nennt sie ein «Musterbeispiel der Widersprüche», denn Alice Weidel von der queerfeindlichen, einwanderungsfeindlichen AfD lebt in der Schweiz und ist mit einer in Sri Lanka geborenen Frau verpartnert.
Auch deutsche Medien befassen sich wenige Tage vor der Wahl mit ihrem Familienstand und ihrem Wohnort.
«Hört man Alice Weidel so reden, ist schwer vorstellbar, dass die AfD für homophobe Inhalte steht», kommentierten die Stuttgarter Nachrichten am Dienstag. «Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen. Eingetragene Lebenspartnerschaften, für die Weidel sich ausspricht, wären ein Rückschritt für homosexuelle Paare. Seit 2017 dürfen in Deutschland Männer Männer und Frauen Frauen offiziell heiraten – was die AfD-Fraktion 2018 versuchte, aufzuheben.
Auch sonst dominieren homophobe Positionen. Der Thüringer Landesverbandschef Björn Höcke kritisierte das Adoptionsrecht Homosexueller, sprach von ,familienpolitischem Relativismus' – abwertende Worte für die Lebensrealität seiner Parteichefin und all derer, die dieses Modell leben. Weidel mag manchmal vergessen lassen, für welche diskriminierenden Inhalte die AfD antritt. Man sollte sich nicht davon täuschen lassen.»
In der Südwest Presse war jetzt zu lesen: «Alice Weidel fordert, Lebenspartnerschaften müssten erbrechtlich und auf allen anderen Gebieten der Ehe gleichgestellt werden. Das ist schon deswegen schräg, weil es in vielerlei Hinsicht bereits erfüllt ist. Lebenspartnerschaften zwischen Homosexuellen werden im Steuerrecht identisch mit der Ehe behandelt, auch im Erbrecht. Jede eingetragene Lebenspartnerschaft kann zur Ehe umgewandelt werden.
«Deutschland ist im Umgang mit Schwulen und Lesben deutlich weiter als die Partei, die Alice Weidel repräsentiert. Und das ist auch gut so.»
Südwest Presse
Doch genau das will Weidel nicht, schliesslich sei die heterosexuelle Familie die Keimzelle der Gesellschaft - so wie es ihre Partei ins Wahlprogramm geschrieben hat. Doch auch hier gibt es gute Nachrichten: Es zwingt sie und ihre Partnerin ja auch niemand. Deutschland ist im Umgang mit Schwulen und Lesben deutlich weiter als die Partei, die Alice Weidel repräsentiert. Und das ist auch gut so.»
Wo sie genau lebt, möchte die Politikerin aber nicht so gerne thematisieren. Für die ZDF-Dokumentation «Alice Weidel – Ein Porträt» begleitete sie kürzlich der Journalist David Gebhard unter anderem in Überlingen, dem Hauptwohnsitz, wie Weidel es angibt.
Wie viele Einwohner*innen ihr Wahlkreis hat, kann Weidel aber nicht sagen. Antwort: «Ja, schon viele». Zwar sei sie in Überlingen zu Hause, doch wie oft sie an ihrem vermeintlichen Hauptwohnsitz im vergangenen Jahr übernachtet habe, diese Frage macht sie wütend. «Das ist eine suggestive Frage, die Sie hier stellen. Beantworte ich so nicht, wenn sie so gestellt ist. Können wir jetzt weitermachen?», so Weidel. Doch dann brach sie das weitere Gespräch ab. Keine Lust mehr, sagte sie.
Nun sind 5 Tage vor der Wahl neue Vorwürfe gegen die Partei aufgetaucht. Nach der millionenschweren Sachspende eines AfD-Unterstützers aus Österreich in Form von Wahlplakaten prüfen Ermittler im Nachbarland nach Medienberichten die Herkunft des Geldes. Nach Recherchen von Spiegel, Standard und ZDF besteht der Verdacht, dass es lediglich weiterleitet wurde und von einem Dritten stammen könnte.
Die AfD weist die Berichte zurück. Der Sprecher von Weidel teilte mit, die AfD halte sich streng an die rechtlichen Vorgaben bei der Entgegennahme von Parteispenden. Der Spender habe im Vorfeld auf Nachfrage der Bundespartei mitgeteilt, dass die Spende aus seinem Vermögen stamme «und insbesondere nicht im Auftrag von Dritten erfolgte.»
Einen scheinbaren Erfolg konnte die AfD in Berlin verbuchen: Am Mittwoch beschlagnahmte die Polizei «ohne Rechtsgrundlage», so das Zentrum für politische Schönheit, ein Plakat, das CDU-Chef Merz und Weidel in inniger Umarmung zeigt.
Die Polizei liess aber kurz darauf mitteilen: «Es wurden nach eingehender Prüfung keine strafechtsrelevanten Inhalte festgestellt», so eine Sprecherin gegenüber der Morgenpost. Das Plakat sei wieder zurückgegeben worden und dürfe auch wieder aufgehangen werden.
In seinem Debütroman «Paradiesstrasse» macht Sina Kiyani auf das Leid homosexueller Männer im Iran aufmerksam. Seit der islamischen Revolution wurden dort zwischen 4000 und 6000 Schwule hingerichtet (MANNSCHAFT berichtete).
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