Ernst Busch Hochschule: Queerfeindlicher Angriff mitten im Unialltag
«Das war kein ‹Vandalismus›. Das war Gewalt - auf alles, was unsere offene Gesellschaft ausmacht»
In Berlin wurde die Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst mitten im Unterrichtsalltag attackiert – eine Progress-Pride-Flagge wurde von der Gebäudefassade heruntergerissen, es flogen Steine und queerfeindliche Beleidigungen.
Auf den Vorfall am Donnerstag dieser Woche wies der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano (SPD) in einem Social-Media-Post hin.
Darin heisst es: «Zwei Männer haben (…) - mitten im Unialltag - die Pride-Flagge der Hochschule, die an der Hausfassade angebracht war, mehrfach attackiert. Sie spuckten sie an, warfen Steine, rissen sie schliesslich herunter. Hochschulangehörige wurden angegangen, ein*e Student*in queerfeindlich beleidigt.»
Und weiter: «Das war kein ‹Vandalismus›. Das war ein Angriff, das war Gewalt - auf queere Menschen, auf unsere Demokratie, auf alles, was unsere offene Gesellschaft ausmacht.»
«Tägliche Zielscheibe» Pantisano kommt zu diesem Fazit: «(E)s reiht sich ein in eine erschütternde Realität: Queere Menschen werden derzeit täglich zur Zielscheibe. Mit Worten, mit Hass, mit Gewalt. Unsere Lebensrealitäten werden infrage gestellt, unsere Sicherheit wird angegriffen, unsere Sichtbarkeit bekämpft» (MANNSCHAFT berichtete). Pantisano zeigte sich «erschüttert».
Am Folgetag setzten die Studierenden dann «ein starkes Zeichen»: Sie haben sich versammelt, schreibt Patnisano weiter, mit der Flagge, mit Stolz und mit Haltung. «Sie haben gesagt: Wir lassen uns nicht einschüchtern. Und ich stand gerne an ihrer Seite.»
«Dort, wo Angst geschürt wird, braucht es mehr Mut», sagt Pantisano. «Dort, wo Menschen queerfeindlich handeln, braucht es uns alle – solidarisch, laut, sichtbar» (MANNSCHAFT berichtete über Berlins Regierenden Bürgermeister von der CDU und sein Bekenntnis zu einer Regenbogenhauptstadt).
«Würde und Menschlichkeit» Inzwischen hänge die Flagge wieder. Und mit ihr wehe ein Versprechen: «Wir werden nie aufhören, für queere Rechte, für Würde und für Menschlichkeit einzustehen», so Pantisano.
Auch die Hochschule selbst hat ein Bild der Protestaktion vom Freitag samt Stellungnahme auf dem eigenen Social-Media-Kanal veröffentlicht. Da heisst es: «Am 10.07.2025 wurde die Pride-Flagge an unserer Hochschule von externen Personen beschädigt und Hochschulangehörige queerfeindlich angegriffen. Das hat viele von uns getroffen – emotional, persönlich, politisch.»
Hass und Ausgrenzung hätten demnach an der Schule keinen Platz, «Vielfalt, Respekt und Freiheit für alle Menschen schon». Es gebe jedoch noch viel zu tun (MANNSCHAFT berichtete über den Kulturkampf an Unis in den USA).
«Zusammen stehen» «Aber was wir haben, ist eine starke Studierendenschaft, engagierte Lehrende und Mitarbeitende, die zusammenstehen, wenn es zählt. Dieses Foto ist unsere Antwort: Wir zeigen Flagge. Wir bleiben solidarisch – mit allen queeren Menschen an unserer Hochschule und darüber hinaus. Sichtbar bleiben. Zusammen stehen.»
Mehrere Institutionen wie beispielsweise die Filmuni Babelsberg sprachen in den Kommentaren ihre Solidarität aus.
Pantisano hatte zuvor betont, dass Hochschulen Orte der Freiheit seien: «Wenn selbst diese Orte attackiert werden, dann muss uns allen klar sein: Der Angriff auf queeres Leben ist ein Angriff auf uns alle.»
Die Sprache gehört uns allen und wenn sie sich ändert, bricht Streit aus. Die einen schreien «Gender-Terror», die anderen fordern «Gleichheit». Dabei sollte es längst nicht mehr um das Ob gehen, sondern um das Wie. Und um die Fakten (MANNSCHAFT berichtete).
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