Rekord: Rechte in Brandenburg haben Zulauf
U.a. treten sie gegen Christopher Street Days an
Es gibt eine Rekordzahl von Rechtsextremist*innen in Brandenburg: Dies zeigt der neue Verfassungsschutzbericht. Innenminister Wilke zeigt sich besorgt über mehrere Entwicklungen.
Die Zahl der Rechtsextremist*innen in Brandenburg hat im vergangenen Jahr nach Einschätzung des Verfassungsschutzes einen neuen Höchststand erreicht. Erfasst wurden 3.650 Personen - fast ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor, wie Innenminister René Wilke (parteilos, für SPD) bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2024 berichtete. Er nannte die Entwicklung besorgniserregend. Vier von zehn Rechtsextremist*innen gelten als gewaltorientiert, diese Zahl stieg um ein Zehntel.
Der Verfassungsschutz zeigte sich besorgt über rechtsextremistische Jugendgruppierungen. Dazu zählten «Jung & Stark», die «Letzte Verteidigungswelle» sowie «Deutsche Jugend Voran», die auch beim Christopher Street Day am Samstag in Falkensee vertreten war, wie der kommissarische Leiter des Verfassungsschutzes, Axel Heidrich, sagte. Sie seien gewaltbereit, antisemitisch und verherrlichten den Nationalsozialismus. Er sieht auch Verbindungen zur AfD, etwa bei einer AfD-Veranstaltung in Brandenburg an der Havel.
Das Personenpotenzial rechtsextremistischer Parteien liegt laut dem Bericht in Brandenburg einschliesslich des Verdachtsfalls AfD bei 1.600 Personen – der Grossteil entfällt auf die AfD. Der Verfassungsschutz hatte die Partei als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, dies liegt aber wegen eines offenen Verfahrens auf Eis.
Die frühere Innenministerin Katrin Lange (SPD) hatte im Mai den damaligen Verfassungsschutzchef Jörg Müller entlassen: Er soll sie zu spät über die Einstufung der Landes-AfD als gesichert rechtsextremistische Bestrebung unterrichtet haben. Daran wurden Zweifel laut, es gab innerparteilich Kritik an Lange, sie trat zurück.
Der neue Innenminister sieht noch Hürden, dass die Hochstufung der AfD als rechtsextremistische Partei gerichtlich bestätigt wird, zeigte sich aber zuversichtlich. Es gebe eine Reihe herausgehobenen Protagonisten, die «besorgniserregende Dinge von sich geben», sagte Wilke. «Ob es am Ende für die endgültige Einstufung ausreicht, da müssen wir schauen, was mit dem Verdachtsfall passiert und dann eben mit der Einstufung.»
Wilke sagte aber: «Ich kann mir gut vorstellen, dass es standhält.» Allerdings sei noch eine gerichtliche Entscheidung über die Einstufung der AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall offen. Auf die Frage, ob er die Entscheidung der Hochstufung mitgetragen hätte, sagte Wilke: «Ja.»
Die AfD habe auch im vergangenen Jahr «hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte» dafür geliefert, dass sie eine Bestrebung gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung sei, sagte der kommissarische Verfassungsschutzchef. «Von besonderem Gewicht ist hierbei das stark ausgeprägte völkisch-nationalistische Lager.»
Fünf der 30 AfD-Abgeordneten im Brandenburger Landtag hält der Geheimdienst für rechtsextremistisch. Heidrich nannte Fraktionschef Hans-Christoph Berndt, der Parlamentarische Geschäftsführer Dennis Hohloch sowie die Abgeordneten Lars Günther, Daniel Freiherr von Lützow und Jean-Pascal Hohm. Neu ist dabei Hohm. Weitere rechtsextremistische Parteien sind Die Heimat (früher NPD), und Der Dritte Weg.
Der Minister warnte auch vor Angriffen anderer Art. Es habe Drohnenüberflüge über Einrichtungen der Bundeswehr, der Polizei und über das Innenministerium gegeben. «Das sind militärische Drohnen», sagte er. «Auch an Fensterscheiben werden hier Drohnen gesichtet.»
«Reichsbürger», Linksextremismus und Islamismus Die Zahl der sogenannten Reichsbürger*innen und Selbstverwalter ist nicht weiter gewachsen: Der Geheimdienst geht von 1.000 potenziellen Personen aus.
Die Zahl der Linksextremist*innen blieb laut dem Bericht im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei 550. Darunter seien 200 gewaltbereite Autonome. Der Verfassungsschutz zählte für 2024 ausserdem 225 Islamisten, das war ein Plus von 5 Menschen. Die islamistisch-nordkaukasische Szene verbreite antisemitische Inhalte zum Nahost-Konflikt.
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