«Wirklich so schlimm?» – Romeo verteidigt Wahlumfrage

Die AfD lag klar vorne

Wahlplakaten mit Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD)
Wahlkampf in Deutschland im Februar 2025 (Bild: Kay Nietfeld/dpa)

Einer Romeo-Umfrage zufolge wählen queere Männer die AfD auf Platz 1 (MANNSCHAFT berichtete). Jetzt wehrt sich die Dating-App: Es wurde nichts manipuliert.

Der Kulturanthropologe Patrick Wielowiejski erklärte im MANNSCHAFT-Interview Befragungen wie jene von Romeo für «dilettantisch» und «wertlos». Andere sprachen davon, es habe Manipulationen gegeben.

Man habe die Reaktionen genau verfolgt und «gewartet, bis sich die Wogen der deutschen Wahl etwas geglättet haben, um weitere Informationen bereitzustellen», erklärt nun der CEO von Romeo, Jens Schmidt, in einer Mitteilung.

Die grösste Sorge bzw. Hoffnung, die geäussert worden sei – bis hin zu Verschwörungstheorien – sei gewesen, dass der Umfragelink weitergegeben und die Ergebnisse gezielt manipuliert wurden, etwa in Telegram-Gruppen, schreibt Schmidt.

Man teile diese Bedenken und sei sich der Verantwortung bei der Durchführung solcher Umfragen bewusst. «Deshalb kündigen wir sie nicht im Voraus an, halten das Zeitfenster kurz und nutzen ein Umfragetool, das einfache Mehrfachabstimmungen von einem einzigen Gerät blockiert», so CEO und Gründer Schmidt.

Schmidt sieh zwei Gründe an, warum er überzeugt ist, dass die Ergebnisse nicht manipuliert wurden. Romeo-Nutzer stimmten nämlich «zu schnell ab». Und: Die Ergebnisse vom ersten Tag blieben im Wesentlichen während der gesamten Umfrage unverändert. Der Anteil der AfD nahm im Laufe der Zeit «auf natürliche Weise kontinuierlich» ab.

Zudem sei man vom Medienunternehmen Correctiv gebeten worden, den Umfragelink zu teilen, um zu überprüfen, ob er weiter verbreitet würde. Man habe aber nichts mehr von Correktiv gehört, darum «gehen wir mal davon aus, dass nichts gefunden wurde».

«Wir möchten queere Vertreter ermutigen, ohne Mauer im Kopf zuzuhören – insbesondere der Jugend. Mit einem Aufruf zum Sex-Boykott zu antworten, erscheint uns wenig hilfreich».

Schmidt stellt fest, dass Romeo-Nutzer mehr oder weniger ähnlich wie der Rest des Landes abgestimmt hätten. Insbesondere wenn man berücksichtige, dass die meisten User Männer seien. Basierend auf den Diskussionen in den sozialen Medien habe er jedoch den Eindruck, dass der Schock in den Nachrichten grösser war als in den Kommentarspalten.

Unabhängig von den endgültigen Prozentzahlen sieht Schmidt die Umfrage-Ergebnisse als einen Hilferuf. «Wir möchten queere Vertreter ermutigen, ohne Mauer im Kopf zuzuhören – insbesondere der Jugend. Mit einem Aufruf zum Sex-Boykott zu antworten, wie es der Berliner Queer-Beauftragte ins Gespräch gebracht hatte (MANNSCHAFT berichtete), erscheine da «wenig hilfreich».

Schliesslich fragt Schmidt: «Wäre es wirklich so schlimm, wenn wir wie alle anderen abstimmen? Oder zeigt es nicht vielmehr, wie viel Gleichberechtigung bereits erreicht wurde?»

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