Insolvenzverwalterin nennt Ursachen für Schwuz-Krise

Beim CSD war es zwar voll, aber die Einnahmen blieben trotzdem niedrig

Blick in den Berliner Club Schwuz
Lichtquelle im Schwuz (Bild: Christophe Gateau/dpa)

Einer der ältesten queeren Clubs Deutschlands, das Berliner Schwuz, kämpft ums Überleben.

Nach dem Insolvenzantrag (MANNSCHAFT berichtete) setzt die Geschäftsführerin auf neue Ideen – und hofft auf die Rückkehr der Community.

Unterdessen hat die vorläufige Insolvenzverwalterin Susanne Berner von der Kanzlei «Dr. Berner & Partner Rechtsanwälte» Details zu den Ursachen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten genannt. In einer Mitteilung vom Freitag verweist Berner auf Umsatzrückgänge infolge der Corona-Pandemie sowie gestiegene Personalkosten, aber auch ein allgemein schwieriges Umfeld für Berliner Clubs.

«Die Schwuz Kulturveranstaltungs GmbH sieht sich infolge der anhaltenden Nachwirkungen der Corona-Krise sowie des allgemeinen ,Club-Sterbens' in Berlin mit erheblichen Umsatzrückgängen konfrontiert», heisst es in der Mitteilung.

Obwohl der beliebte Club Massnahmen zur finanziellen Sanierung eingeleitet und auch Personal abgebaut habe (zum MANNSCHAFT-Interview), habe sich die wirtschaftliche Lage dadurch nicht stabilisieren lassen.

Die Einnahmen reichten zuletzt nicht mehr aus, um laufende Verbindlichkeiten zu decken, teilte Berner mit. Beim Christopher Street Day Ende Juli, dem «Kern-Party-Event», lagen die Umsätze demnach rund 15 Prozent unter Plan.

Nach dem Insolvenzantrag hofft Geschäftsführerin Katja Jäger auf die Solidarität der Szene – und auf ein Publikum, das den Club nicht vergessen hat. «Die Insolvenz ist ein letzter Weckruf», sagte sie dem Tagesspiegel. «Wir müssen zeigen, dass es diesen Ort weiterhin braucht – er ist etwas sehr Besonderes in der Berliner Clublandschaft.»

Natürlich freue sie sich darüber, dass queere Menschen heute überall in Berlin feiern könnten, sagt Jäger. Doch gerade deshalb brauche es weiterhin Orte wie das SchwuZ – als explizit queeren Safe Space. «Ich hoffe, viele unserer früheren Gäst*innen geben sich jetzt einen Ruck und kommen zurück.»

Das Schwuz – kurz für «SchwulenZentrum» – wurde 1977 gegründet und ist heute im Rollbergkiez in Neukölln zu Hause. Schon seit über einem Jahr habe sich der wirtschaftliche Druck abgezeichnet, so Jäger, die seit März alleinige Geschäftsführerin ist.

«Wir sind nicht der einzige Club, der kämpft.»

Katja Jäger

Wie überall in der Gastrobranche seien die Konsumzahlen pro Person gesunken. «Wir sind nicht der einzige Club, der kämpft», sagt Jäger, «wir sind in einer Clubkrise.» Erst im Juli wurde bekannt, dass der Club «Die Busche» nach rund 40 Jahren für immer schliessen wird (MANNSCHAFT berichtete). Auch im Schwuz wurde reagiert mit Personalabbau – wohl zu spät, wie Jäger heute einräumt. Künftig sollen neue Veranstaltungsformate und Kooperationen frischen Wind bringen, ein Abo-Modell ist ebenfalls geplant.

Trotz Insolvenz sei die Solidarität aus der Szene gross gewesen. «Die Leute haben auf Social Media gesagt: Das Schwuz muss bleiben – manchmal verbunden mit einem: Ihr müsst aber auch was ändern.» Kritik habe es etwa am Musikmanagement gegeben. «Wenn am Abend dreimal derselbe Katy-Perry-Song läuft, ist das natürlich schlecht», so Jäger. Einige hätten das Schwuz zuletzt vor der Pandemie besucht – seither habe sich vieles verändert. Das laufende Programm soll trotz Insolvenz zunächst wie geplant weiterlaufen.

Alberto Lejárraga hat seinen langjährigen Partner Ruben Fernandez geheiratet. Der einzige offen schwule Spieler im spanischen Männerfussball teilt Fotos der Feier (MANNSCHAFT berichtete).

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