Nach SRF-Doku: Zurich Film Festival beendet Läderach-Sponsoring
Nicht die ersten Negativ-Schlagzeilen für das Schoggi-Unternehmen
Das Zurich Film Festival und der Schokoladen-Hersteller Läderach haben entschieden, ihre Zusammenarbeit zu beenden. Grund sind schockierende Vorwürfe gegen eine von Ex-CEO Jürg Läderach gegründete Privatschule.
Die Entscheidung sei «nach einem offenen Austausch» getroffen worden und gemeinsam erfolgt, hiess es am Wochenende in der Mitteilung des Zurich Film Festival (ZFF). Der SRF-Dokumentarfilm vom Donnerstag über körperliche und psychische Misshandlungen von Kindern an einer vom ehemaligen CEO Jürg Läderach mitgegründeten evangelikalen Privatschule (MANNSCHAFT berichtete) habe «alle aufgewühlt».
Jahr 1995 hatte Jürg Läderach mit einigen Weggefährten den «Hof Oberkirch» im sankt-gallischen Kaltbrunn übernommen und sich dort eine evangelikale Freikirche samt Privatschule und Internat eingerichtet. Die Kinder sollten an der «Domino Servite», die mittlerweile «Christliche Schule Linth» heisst, zu «Ehrfurcht vor dem dreieinigen Gott erzogen werden» hiess es damals, und auch heute noch steht es in den Statuten so geschrieben. Aktuell besuchen 48 Kinder die Einrichtung. Wie das SRF jetzt nach zweieinhalbjähriger Recherche offenlegte, sind die Kinder dort nicht nur religiös erzogen, sondern auch gezüchtigt wurden.
Beereits 1999 hatte ein Aussteiger derartige Vorfälle gemeldet. Passiert ist damals nichts, denn es fehlten Aussagen weiterer Betroffener. Im aktuellen Bericht sind diese nun gegeben. Eine Userin weist denn auch bei Instagram darauf hin: «So viel war bereits vor der Doku bekannt. Dass das ZFF überhaupt diese Sponsoring-Beziehung eingegangen ist, wird nicht vergessen.» Läderach stand zuvor bereits in der Kritik, weil man den Kampf gegen Abtreibung und die Eheöffnung finanziell unterstützt hatte.
In dem aktuellen Bericht ist von Schlägen aller Art die Rede, von Gewaltritualen und auch davon, dass sich die Kinder nackt oder halbnackt ausziehen mussten. Mutmasslich sei es zu Missbrauch und sexuellen Grenzüberschreitungen gekommen.
Es hat nicht aufgehört nach zwei, drei Schlägen. Es ging immer weiter und weiter.
Unter den Zeugen ist Jeol W., der elf Jahre auf dem Hof Oberkirch war. «Man musste sich übers Bett bücken, die Hose herunterlassen und dann gab es Schläge. Ich habe jeweils versucht, mich aus dem Körper zu mogeln, damit man nichts mehr spürt. Denn es hat nicht aufgehört nach zwei, drei Schlägen. Es ging immer weiter und weiter», berichtet er von den Drangsalierungen, die oft mit einem Gurt durchgeführt worden seien.
2018 hatte Aktivist Michael De Silva gegen Läderach protestiert (MANNSCHAFT berichtete). «Boykottiert einen den grössten Sponsoren von Anti-Frauen- und Anti-LGBTIQ-Rechten, auch wenn die Schokolade gut ist», protestierte er vor der Läderach-Filiale in Stadelhofen, Zürich. Damit wollte er ein Zeichen gegen die Unternehmensfamilie setzen, die sich mit dem «Marsch fürs Läbe» und dem Verein «Christianity For Today» gegen Abtreibung und gegen die Ehe für alle engagiert.
Die vermehrte Kritik an dem Unternehmen hatte schliesslich auch dazu geführt, dass Swiss seine Zusammenarbeit mit der Schokoladenfirma beendete (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Hamburg
Homofeindliche Attacke nach CSD: Polizei ermittelt Tatverdächtigen
Gut ein Jahr nach einem mutmasslich schwulenfeindlichen Angriff auf einen Mann in Hamburg hat die Polizei jetzt einen Tatverdächtigen ermittelt. Der 19-Jährige lebt in Niedersachsen.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Polizei
Berlin
Schwulenfeindliches Mobbing in Berlin: Schulaufsicht in der Kritik
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Neukölln berichtet über monatelanges Mobbing gegen ihn. Nun steht der Leiter der Schulaufsicht in der Kritik. In einem Artikel des Tagesspiegel wird er «König von Mitte» genannt.
Von Newsdesk Staff
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
Geständnis vor Gericht: Nach dem Sex über 70-mal zugestochen
Weil er geglaubt haben soll, sein Sexpartner könne seine Gedanken lesen, soll ein 50-Jähriger im Wahn zum Messer gegriffen haben. Nun hat er vor Gericht seine Tat gestanden.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Schwul
News
Deutschland
Mann soll anderen aus Fenster gestossen und vergewaltigt haben
Vor dem Landgericht Tübingen hat der Prozess gegen einen 30-Jährigen begonnen, der einen Mann aus dem Fenster gestossen und anschliessend vergewaltigt haben soll.
Von Newsdesk Staff
News
Justiz