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Misshandlungen an Privatschule: Chocolatier Läderach beschuldigt

Neue Negativ-Schlagzeilen für das Schoggi-Unternehmen

Gewalt
(Symbolbild: Nik Shuliahin/Unsplash)

In der evangelischen Privatschule «Domino Servite» sollen Kinder regelmässig gezüchtigt worden sein. So belegt es das SRF in einer Dokumentation, die auch Chocolatier Jürg Läderach anklagt, der bis 2018 CEO der Aktiengesellschaft war.

Im Jahr 1995 hat Jürg Läderach mit einigen Weggefährten den «Hof Oberkirch» im sankt-gallischen Kaltbrunn übernommen und sich dort eine evangelikale Freikirche samt Privatschule und Internat eingerichtet. Die Kinder sollten an der «Domino Servite», die mittlerweile «Christliche Schule Linth» heisst, zu «Ehrfurcht vor dem dreieinigen Gott erzogen werden» hiess es damals, und auch heute noch steht es in den Statuten so geschrieben. Aktuell besuchen 48 Kinder die Einrichtung. Wie das SRF jetzt nach zweieinhalbjähriger Recherche offenlegte, sind die Kinder dort nicht nur religiös erzogen, sondern auch gezüchtigt wurden.


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Bereits 1999 hatte ein Aussteiger derartige Vorfälle – aussichtslos – gemeldet. Damals fehlten Aussagen weiterer Betroffener. In dem aktuellen Bericht sind diese nun gegeben. Darin ist von Schlägen aller Art die Rede, von Gewaltritualen und auch davon, dass sich die Kinder nackt oder halbnackt ausziehen mussten. Mutmasslich sei es zu Missbrauch und sexuellen Grenzüberschreitungen gekommen.


Unter den Zeugen ist Jeol W., der elf Jahre auf dem «Hof Oberkirch» war. Vom Kindergarten bis zur Oberstufe. «Man musste sich übers Bett bücken, die Hose herunterlassen und dann gab es Schläge. Ich habe jeweils versucht, mich aus dem Körper zu mogeln, damit man nichts mehr spürt. Denn es hat nicht aufgehört nach zwei, drei Schlägen. Es ging immer weiter und weiter», berichtet er von den Drangsalierungen, die oft mit einem Gurt durchgeführt worden seien. Er erzählt davon, dass er vor allem vom damaligen Schulleiter und Prediger der Schule geschlagen wurde. Auch von dessen Frau Helga. Andere Mitglieder der religiösen Gemeinschaft haben mutmasslich ebenso geschlagen.

M. berichtet derweil, er sei dabei gewesen, als Jürg Läderach seine Mitschüler mit seinem Gurt gezüchtigt habe. Er ging Anfang 2000 auf dem «Hof Oberkirch» zur Schule. «Wir mussten zuerst mit ihm beten, und dann hat er die Kinder mit seinem Gurt gezüchtigt. Meine Strafe war, dass ich zuschauen musste», sagt er in der Dokumentation.

Jürg Läderach – der die operative Verantwortung von Läderach vor fünf Jahren abgegeben hatte, seither ist der älteste Sohn Johannes CEO der Läderach-Gruppe – hat die Beschuldigungen unterdessen dementiert. In einer eidesstattlichen Erklärung liess er notariell festhalten, dass er «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder anderweitig misshandelt habe», wie es beim SRF heisst. Er habe erst im Vorfeld von Untersuchung, die von der Schule gemacht worden, davon erfahren. Er bedaure «aus tiefstem Herzen», was an der Schule passiert sei. Jürg Läderach und die damals hauptsächlich Verantwortlichen haben sich in Briefen an die Betroffenen entschuldigt.


Läderach habe zudem SRF DOK über seinen Vertreter mitgeteilt, dass jede Person angezeigt werde, die behaupte, er habe geschlagen. Eine Betroffene, die im Film zu Wort kommt, wurde bereits im Vorfeld der Ausstrahlung rechtlich verfolgt.

2018 hatte Aktivist Michael De Silva gegen Läderach protestiert (MANNSCHAFT berichtete). «Boykottiert einen den grössten Sponsoren von Anti-Frauen- und Anti-LGBTIQ-Rechten, auch wenn die Schokolade gut ist», protestierte er vor der Läderach-Filiale in Stadelhofen, Zürich. Damit wollte er ein Zeichen gegen die Unternehmensfamilie setzen, die sich mit dem «Marsch fürs Läbe» und dem Verein «Christianity For Today» gegen Abtreibung und gegen die Ehe für alle engagiert. Allen voran hatte Jürg Läderach auch gegen Pornos gewettert.

Die vermehrte Kritik an dem Unternehmen hatte schliesslich auch dazu geführt, dass Swiss seine Zusammenarbeit mit der Schokoladenfirma beendete (MANNSCHAFT berichtete).


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