Muslim, Dragqueen und schwul – Jakob polarisiert
Er möchte Vorbild für junge Menschen sein
Jakob geht als Dragqueen und schwuler Muslim auf die Strasse. Dabei erfährt er Hass hautnah. Trotzdem lässt sich der Kölner nicht einschüchtern.
Ein Team von Stern TV begleitet Jakob als Dragqueen durch Köln. Sein Auftritt erregt die Gemüter mancher Menschen auf den Strassen, denn der 24-Jährige trägt nicht nur Make-up, Kleid und Perücke, sondern auch zwei Schilder. «Muslim und homosexuell» steht auf dem einen, «Ich bin gläubiger Muslim» auf dem anderen.
Vor allem am zweiten Schild nehmen viele, vor allem noch sehr junge Menschen Anstoss. Vor laufender Kamera beleidigen sie Jakob, knallen ihm um die Ohren, dass er weder ein echter Muslim, noch ein echter Kurde sei. Doch es gibt auch Lichtblicke: Einige Menschen gratulieren ihm zu seinem mutigen Auftritt oder erklären, dass alle so leben sollten, wie sie möchten.
Homosexualität und Religion werden noch oft als Gegensätze verstanden. Im Mai zerstörten Vandalen in Berlin Plakate, die für mehr Akzeptanz unter Muslim*innen werben sollte (MANNSCHAFT berichtete). Die Aktion stammt von der liberalen Imamin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş. Sie gründete eine Moschee mit der Anlaufstelle Islam & Diversity (MANNSCHAFT berichtete).
Jakob kommt aus einer kurdisch-stämmigen Grossfamilie, er ist das jüngste Kind. Schon früh merkte er, dass er anders ist. Er trägt gerne Frauenkleider, spielt mit Barbies und steht auf Jungs. Bei seiner Familie kam das nicht gut an. Seine Eltern verboten ihm das Spielen mit Puppen. Kleider und Make-up versteckte er unter der Matratze und weit unten im Kleiderschrank. «Ich weiss heute gar nicht mehr, wie ich das geschafft habe», sagt er im Video von Stern TV.
Über einen Freund erfährt die Familie dann trotzdem von seiner Homosexualität und dass der 24-Jährige als Dragqueen auftritt. Es folgen tränenreiche Momente; seine Mutter wünscht sogar, dass sie ihn nie geboren hätte.
«Ich habe sie dann gefragt, ob ich mich umbringen soll und sie meinte, es wäre wohl das Beste», erzählt Jakob. Inzwischen hat er seiner Mutter diese Aussage vergeben: sie habe das wahrscheinlich einfach aus dem Augenblick heraus gesagt, glaubt er.
Die Beziehung zur Familie ist trotzdem weiterhin schwierig. Jakob ist ausgezogen und lebt nun alleine, während er sein Studium in sozialer Arbeit weiterverfolgt. Die Auftritte als Dragqueen geben ihm Mut, und sein Kostüm ist die Haut, an der der Hass abprallt. Seine Dragschwestern sind zudem zu seiner neuen Familie geworden.
Jetzt möchte Jakob mit seinen Aktionen auf der Strasse, die er filmen lässt, und seinen Videos bei Instagram, wo er über Politik und Diskriminierung spricht, ein Vorbild für junge Leute sein. «Ich helfe damit anderen Menschen in meiner Situation und das ist mega wichtig, mir hat das gefehlt.»
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