Wenn Israel ausgeschlossen wird: Kanzler Merz für deutschen ESC-Verzicht
Der Contest findet nächstes Jahr in Wien statt
Sollte Israel vom Eurovision Song Contest (ESC) ausgeschlossen werden, sollte Deutschland nach Ansicht von Kanzler Friedrich Merz Konsequenzen ziehen.
Auf die Frage, ob Deutschland bei einem Israel-Ausschluss freiwillig auf die Teilnahme verzichten sollte, antwortete der Kanzler und CDU-Chef Merz in der ARD-Sendung «Caren Miosga» am Sonntagabend: «Das würde ich befürworten. Ich halte es für einen Skandal, dass darüber überhaupt diskutiert wird. Israel gehört dazu.»
Laut ARD-«Deutschlandtrend» sind 65 Prozent der Deutschen der Meinung, israelische Künstler*innen und Sportler*innen dürften nicht für das Handeln der Regierung Israels bestraft werden. Sie sollten daher nicht von internationalen Grossveranstaltungen wie dem ESC und von Sportwettkämpfen ausgeschlossen werden.
Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap hat für die Erhebung vom 29. September bis zum 1. Oktober 1'306 Menschen ab 18 Jahren telefonisch wie online befragt.
In der laufenden Kontroverse um die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest 2026 beruft die Veranstalterin, die Europäische Rundfunkunion (EBU), eine virtuelle Sondersitzung der Mitglieder ein. Dabei soll im November eine Abstimmung über die Teilnahme erfolgen. Israel wird allerdings in der Stellungnahme nicht erwähnt.
«Wir können bestätigen, dass der Vorstand der Europäischen Rundfunkunion einen Brief an die Generaldirektoren aller unserer Mitglieder geschickt hat, in dem er sie darüber informiert, dass eine Abstimmung über die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 im Rahmen einer ausserordentlichen Sitzung der EBU-Generalversammlung stattfinden wird, die Anfang November online abgehalten wird», teilte die EBU auf Anfrage mit. «Derzeit haben wir nichts Weiteres hinzuzufügen.» Der nächste ESC findet 2026 in Wien statt (MANNSCHAFT berichtete).
Bericht: EBU setzt auf «demokratische Entscheidungsgrundlage» Über die geplante Abstimmung hatte zuvor die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtet. Sie zitierte aus dem Brief an die Mitglieder. Darin werde auf die «beispiellose Meinungsvielfalt» der EBU-Mitglieder bezüglich der Teilnahme Israels Bezug genommen, wie die APA berichtet. Weil keine einvernehmliche Position zu erreichen sei, setze man auf eine breitere, demokratische Entscheidungsgrundlage in einer Abstimmung, bei der alle Mitglieder eine Stimme haben sollen, zitiert die APA weiter aus dem Schreiben.
2024 und 2025 hat es wegen des Gaza-Kriegs Strassenproteste gegen die Teilnahme Israels gegeben. Mehrere Länder haben inzwischen angekündigt, beim Wettbewerb 2026 nicht teilzunehmen, wenn Israel nicht ausgeschlossen wird.
Der Gaza-Krieg hatte mit dem beispiellosen Überfall der Hamas und anderer Gruppierungen auf das israelische Grenzgebiet begonnen. Dabei wurden rund 1'200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Binnen zwei Jahren wurden dann laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 65'400 Palästinenser*innen getötet. Israel ist wegen seiner harten Kriegsführung international zunehmend isoliert.
Auch der deutsche CDU-Politiker Steffen Bilger sieht die Boykottdrohungen gegen Israel beim Eurovision Song Contest als Ausdruck einer wachsenden antisemitischen Stimmung in Europa und hat unterdessen die Teilnahme Deutschlands infrage gestellt. «Ich finde, wenn Israel ausgeschlossen wird, dann können wir da nicht mehr dabei sein, ganz klar», so Bilger (MANNSCHAFT berichtete). Der Politiker ist Mitglied im CDU-Bundesvorstand und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag.
Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte bei dem in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song «Wasted Love» als JJ die meisten Punkte geholt und die internationale Musikshow gewonnen (MANNSCHAFT berichtete). Er hatte sich im Frühjahr einen Ausschluss Israels beim nächsten Song Contest gefordert, war damit aber auf taube Ohren bei Veranstaltenden und Ausrichtenden gestossen.
Auch Nemo aus der Schweiz hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer*innen in einem offenen Brief kürzlich geäussert.
Queere Geschichte ist nicht nur eine Erzählung von Leid und Unterdrückung, auch von Liebe und Widerstand. Der 28-jährige Can und der 62-jährige Andreas blicken aus zwei Perspektiven auf eine Geschichte, die noch lange nicht auserzählt ist (MANNSCHAFT-Story).
Das könnte dich auch interessieren
Österreich
Qwien eröffnet neuen Standort in Wien
Mit neuen Räumlichkeiten und gesicherter Finanzierung baut Qwien seine Rolle als queeres Kultur- und Forschungszentrum in Wien weiter aus.
Von Newsdesk Staff
News
LGBTIQ-Organisationen
Wissenschaft
Geschichte
Kultur
Kommentar
Europa darf Uganda nicht für seinen rigiden Anti-LGBTIQ-Kurs belohnen!
Die niederländische Regierung hat mit Uganda vereinbart, abgelehnte Asylsuchende in das afrikanische Land abzuschieben. Auch Deutschland und Österreich hegen Sympathien für die Idee. Für queere Menschen ist es eine Horrorvorstellung, schreibt unser Autor in seinem Kommentar.
Von Kriss Rudolph
Queerfeindlichkeit
Politik
Österreich
Deutschland
Bühne
«Als Anderssein nicht irritierte, sondern inspirierte»
In seinem neuen Programm «Tanz auf dem Vulkan» taucht Sven Ratzke ein in die verruchten 1920er Jahre der brodelnden Metropole Berlin. An seiner Seite die virtuosen Streicher*innen des renommierten Matangi Quartets.
Von Kriss Rudolph
Geschichte
Queerfeindlichkeit
Musik