«Wer Vielfalt opfert, verliert Talente» – Kritik an SAP

Anlass ist die US-Politik unter Trump

Das Logo des Software-Unternehmens SAP hängt an der Fassade eines Standortes in Hamburg
Softwareriese SAP (Bild: Foto: Marcus Brandt/dpa)

US-Präsident Donald Trump führt einen Feldzug gegen Diversität und Inklusion – nun fügt sich der Softwarehersteller aus Walldorf. Und wird von Aktionär*innen kritisiert.

Der Softwareriese SAP will mit Blick auf die Politik von US-Präsident Donald Trump den Frauenanteil im Konzern nicht weiter gezielt fördern. Die angepeilte Quote von 40 Prozent in der Belegschaft werde aufgegeben, heisst es in einer internen E-Mail, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet.

«Wer Vielfalt opfert, verliert nicht nur Talente, sondern auch und vor allem Glaubwürdigkeit. Vielfalt ist ein Wettbewerbsvorteil.»

Christiane Hölz, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Aufgrund der neuesten juristischen Entwicklungen müssten die eigenen Initiativen bei Diversität und Inklusion angepasst werden, um damit im Einklang mit geltendem Recht zu stehen, hiess es. Neben der Abschaffung der Gesamt-Frauenquote im Konzern werden Frauen bei SAP auf bestimmten Ebenen künftig nicht mehr gezielt in Führungspositionen gefördert.

Nun wird SAP von Aktionär*innen kritisiert. Sicherlich minimiere SAP mit dieser Kurskorrektur kurzfristige Risiken für das wichtige Geschäft in den USA, sagte die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Christiane Hölz, auf der SAP-Hauptversammlung: «Aber wer Vielfalt opfert, verliert nicht nur Talente, sondern auch und vor allem Glaubwürdigkeit. Vielfalt ist ein Wettbewerbsvorteil».

Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre warf den Walldorfern Opportunismus vor. Das Unternehmen habe zentrale Elemente der firmeneigenen Diversitätspolitik abgeschafft. Das müsse doch ziemlich für Erstaunen oder Entrüstung sorgen. «Schon klar: SAP verdient (...) sehr viel Geld mit seinem US-Geschäft. Aber kann es richtig sein, mit Blick auf die Politik von Präsident Trump, Programme für mehr Geschlechtervielfalt und Frauenförderung zu streichen?», fragte Dufner. Er forderte das Management auf, den Umgang mit den Diversitätskriterien zu überdenken.

Auf Handelsblatt-Anfrage bestätigte SAP kürzlich, dass es eine Änderung bei den Kriterien für die Vorstandsvergütung gibt. Wie es weiter in der internen Mail heisst, werden zudem die Diversitäts- und Inklusionsanlaufstelle und der Bereich «Corporate Social Responsibility» - ein Bereich, der für gesellschaftliche Verantwortung steht - zusammengeführt.

Mit Diversitätsprogrammen sollen eigentlich benachteiligte Personengruppen gefördert werden. US-Präsident Trump und seine Regierung führen aber seit ihrem Amtsantritt einen Feldzug gegen die Programme, die in den USA unter der Abkürzung DEI (Diversity, Equity and Inclusion) bekannt sind.

Als Argument wird behauptet, durch Bevorzugung einiger Bevölkerungsgruppen würden andere wiederum benachteiligt. Trump, seine Minister und auch Tech-Milliardär Elon Musk führen an, durch solche Initiativen leide die Kompetenz. Belege dafür gibt es nicht.

Auch andere Unternehmen mit grossem US-Geschäft hatten in jüngster Vergangenheit Zugeständnisse gemacht: Anfang April war bekannt geworden, dass die Telekom-Tochter T-Mobile US ihre DEI-Initiativen weitgehend aufgibt. In einem Schreiben an die US-Regulierungsbehörde FCC hiess es, dass spezifische Ziele verworfen werden sollten. Am Tag nach dem Schreiben genehmigte die Federal Communications Commission (FCC) die von T-Mobile US angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos. «T-Mobile US zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Mitarbeitenden und Zulieferer eine Vielzahl von Fähigkeiten und Hintergründen einbringen», betonte ein Konzernsprecher auf Anfrage.

Aktuell richtet sich Trumps Politik vor allem gegen trans Personen im Militär (MANNSCHAFT berichtete). Er erliess gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit «Executive Orders», die die Rechte von trans Personen einschränken. So werden sie unter anderem aus dem U.S.-Militär ausgeschlossen, mit der Begründung: «Der Ausdruck einer falschen ‚Genderidentität', die vom Geschlecht einer Person abweicht, kann nicht den strengen Anforderungen genügen, die für den Militärdienst erforderlich sind.»

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