Was die Stadt Wien für LGBTIQ tun will

Es geht u.a. um Wohnen und queere Geflüchtete

Porträt eines grauhaarigen älteren kaukasischen Mannes mit Bart und Sonnenbrille, der eine Regenbogen-Flagge hält.
Symbolbild (Bild: Adobestock)

Die Stadt Wien sieht sich als queeres Gegenmodell zum weltweiten Backlash. Daher haben die Wiener SPÖ und die Neos im neuen Regierungsprogramm wichtige Massnahmen für LGBTIQ-Personen beschlossen.

Ein medizinischer Versorgungsplan für LGBTIQ-Personen, die Prüfung eines Zentrums für Trans-medizin, die Umsetzung von queerfreundlichen und generationsübergreifenden Wohnformen, Traumatherapien für queere Geflüchtete: Diese und viele weitere Verbesserungen für queere Menschen plant die neue Wiener Stadtregierung.

Im April wurde in Wien ein neuer Stadtrat gewählt. Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich jetzt die Wiener Sozialdemokraten und die liberalen Neos auf ein neues Regierungsprogramm geeinigt. Für queere Menschen ist das von grosser Bedeutung. Denn in keiner anderen österreichischen Stadt leben so viele queere Menschen wie in Wien.

«Wien ist stolze Regenbogenhauptstadt Österreichs», heisst es dazu im Regierungsprogramm. «Wir deklarieren uns bewusst als ,LGBTIQ+ Freedom Zone'. Wir verstehen uns als das sichtbare und positive Gegenmodell zum weltweit um sich greifenden Backlash», betonen die Wiener SPÖ und die Neos. «Menschenunwürdigen Anfeindungen begegnen wir mit einem solidarischen, liberalen und wissenschaftsbasierten Ansatz.»

Die Wiener Stadtregierung bekennt sich ausdrücklich zur Regenbogenparade und zur Vienna Pride. Auch das erste queere Jugendzentrum Österreichs, das sich in Wien befindet, sowie der neue und vergrösserte Standort von Qwien - Zentrum für queere Kultur und Geschichte - sollen von der Stadt weiterhin unterstützt werden. Dieses Bekenntnis ist wichtig. Denn die rechtsextreme FPÖ und die konservative ÖVP haben sich gegen öffentliche Subventionen für das queere Jugendzentrum und für Qwien ausgesprochen.

Daneben plant die neue Wiener Stadtregierung noch viele weitere Verbesserungen. Im Abschnitt Gesundheit heisst es: «Um die medizinische Versorgung von LGBTIQ Personen weiter zu verbessern, soll ein bedarfsorientierter Versorgungsplan entwickelt werden.» Dieser Plan soll die Prüfung für den Aufbau eines Zentrums für Trans-Medizin sowie die Etablierung eines interdisziplinären Netzwerks aus verschiedenen medizinischen und psychologischen Fachrichtungen umfassen.

«Neben der medizinischen Versorgung soll auch Beratung und Unterstützung in psychosozialen Belangen ein integraler Bestandteil dieses Plans sein», betonen die Wiener SPÖ und die Neos.

Zusätzlich haben die Wiener Regierungsparteien vereinbart:

  • Wir sprechen uns gegen reine Geschlechtsangleichungsoperationen an inter Kindern aus und treten für ein österreichweites Verbot ein.
  • Wir schützen die körperliche und psychische Integrität von intergeschlechtlichen Kindern vor medizinisch nicht notwendigen Operationen. Das erreichen wir unter anderem durch niederschwellige Information, Unterstützung von Selbstvertretungsorganisationen, die Förderung von Beratungsangeboten und Aus- und Weiterbildung von beim Geburtsvorgang involvierten Berufsgruppen, wie Hebammen und Sozialarbeiter*innen.
  • Wir sprechen uns gegen Konversionstherapien aus und unterstützen das Anliegen der Bundesregierung für deren österreichweites Verbot. Wir unterstützen Beratungsangebote für Betroffene.
  • Wir bieten psychosoziale und gesundheitliche Unterstützung für queere Geflüchtete durch Traumatherapie und Sicherstellung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung.
  • Wir bekennen uns zum Ausbau des österreichischen Diskriminierungsschutzes (Levelling-up).
  • Die Studie «Queer in Wien II» stellen wir fertig. Eine Projektgruppe wird Ableitungen von Massnahmen ausarbeiten.
  • Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Abschnitt «Älter werden unter dem Regenbogen». Hier hat die neue Wiener Stadtregierung vereinbart:

    • Als Grundlage für unser Handeln setzen wir uns für eine wissenschaftlich begleitete Bedarfsstudie ein, um die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse älterer Menschen der LGBTIQ-Community in Wien zu verstehen.
    • Aufbauend auf diesen Erkenntnissen prüfen wir die Umsetzung von queerfreundlichen, generationenübergreifenden Wohnformen, die Vielfalt im Alter sichtbar machen und Einsamkeit entgegenwirken.
    • Wir verankern queere Themen im Senior*innenbeirat durch regelmässigen Austausch mit der Seniorenbeauftragten und der Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten (WASt).
    • Wir setzen uns für die Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen in Pflege- und Betreuungseinrichtungen ein.

    Russland soll Berichten zufolge eine elektronische Datenbank gestartet haben, um alle LGBTIQ-Personen im Land umfassend zu erfassen (MANNSCHAFT berichtete).

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