«Attraktiv für beide Geschlechter» – Ein Star für Kino, Klima und queere Rechte
Robert Redford war einer von den Guten
Robert Redford ist am Dienstag im Alter von 89 Jahren gestorben. Die Trauer ist gross, auch unter Queers.
Mit ihm verliert die Filmwelt nicht nur einen ihrer grössten Talente, sondern auch einen beharrlichen Verbündeten für Umwelt, Menschenrechte und LGBTIQ-Gleichstellung (MANNSCHAFT berichtete).
Schon früh liess Redford erkennen, dass er mehr sein wollte als ein klassischer Mann mit breitkrempigem Hut: Sein künstlerisches Schaffen, sein politisches Engagement und nicht zuletzt sein Beistand für queere Rechte machten ihn zur herausragenden Figur eines Jahrhunderts.
Im Jahr 1965 übernahm Redford in «Inside Daisy Clover» die Rolle des Wade Lewis – eine Figur, die Redford selbst so beschrieb: «mysteriös, charmant und attraktiv für beide Geschlechter». Diese subtile Hinweisgebung war nicht nur eine ästhetische Entscheidung, sondern ein Signal: dass Liebe und Anziehung eben komplex sind. Viele junge schwule Zuschauer sahen damals darin zum ersten Mal eine Figur im Kino, die direkt sie auch ansprach.
Sein öffentlicher Einsatz für Gleichberechtigung wurde im Jahr 2013 deutlich, als er beim «Equality Utah Allies Dinner» eine Rede hielt. Hier sagte er auf einer grossen Bühne ganz wörtlich: «Ich glaube, dass es in unserer Welt keinen Platz für Diskriminierung gibt.» Seitdem gilt er als Ally, also als Verbündeter der LGBTIQ-Bewegung.
Redfords Filmkarriere ist überall ausreichend beschrieben worden, queere Rollen waren nie wirklich sein Ding: «Butch Cassidy and the Sundance Kid», «The Sting», «The Way We Were», «The Natural». Aber diese Filme zeigen ihn als vielseitigen Schauspieler, der sich schwer festlegen liess auf einen Typen. Auch in seinem berühmten Regie-Debüt «Ordinary People» erzählt er keine queere Geschichte. Aber Redford zeigt hier, wie ein schlimmer Schmerz, der Tod eines Kindes, eine ganze Familien durchdringt – und beinahe sprengt. Wieder ein Mann in der Hauptrolle, der seinen Schmerz nicht einfach hinunterschluckt.
Sein grösstes Vermächtnis bleibt das Sundance Film Festival: Mit der Gründung dieser Institution für Filmschaffende im Jahr 1981 schuf er eine Bühne für unabhängige Stimmen, die vorher häufig im Mainstream untergingen. Das Film Festival ist noch heute ein Raum für queere Filmkunst – die sonst oft ungehört blieben. Hier lief zuerst Filme wie «Paris is Burning», «The Times of Harvey Milk», «Boys Don't Cry», «Disclosure: Trans Lives on Screen» – und «Call My By Your Name».
Robert Redford war ein Mensch, der sich im Zweifel für Prinzipien entschied und seine Bekanntheit für Aktivismus nutzte. Er kämpfte gegen den Klimawandel, machte auf Rechte indigener Völker aufmerksam und setzte sich gegen Ausgrenzung von Minderheiten ein. In einem Interview betonte er, dass er durch sein Aussehen auch seine Freiheit gewonnen habe, sich für andere Belange einzusetzen.
Einerseits war er ein typischer Held, der immer gewinnt, doch in Filmen wie «Jenseits von Afrika» konnte er auch Männer porträtieren, die grosse Gefühle nicht verstecken, sondern ausleben – ein Mann kann Schönheit, Stärke mit Mitgefühl und Schwäche verbinden. Für viele queere Menschen war er kein Idol, sondern ein Teil jener Veränderung, die sichtbar machte: Männer können auch zuhören und sogar weinen.
Redford hat es in fast neun Jahrzehnten nicht nur zu einem Weltstar geschafft, sein Vermächtnis wird weiterleben in jeder Stimme, die er stärkte, in jedem Film, der eine unterdrückte Perspektive eine Bühne gibt – und in jedem Menschen, der sich so wie er traut, auf grosser Bühne anders zu sein, als es von ihm erwartet wird.
Mehr People-News: Sorge vor Abschiebungen: Queer-Ally Bad Bunny meidet US-Bühnen (MANNSCHAFT berichtete)
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