Sorge vor Abschiebungen: Queer-Ally Bad Bunny meidet US-Bühnen
Der 30-jährige Musiker setzt sich vehement für LGBTIQ-Rechte ein
Bad Bunny startet im Dezember seine Welt-Tournee. Konzerte im US-Festland wird es aber nicht geben – aus Sorge vor der US-Einwanderungsbehörde ICE.
Sänger Bad Bunny spielt aus Sorge vor der US-Einwanderungsbehörde ICE auf seiner Welt-Tournee keine Konzerte im US-Festland. Das sagte der 31-Jährige in einem Interview dem i-D-Magazin. Der Puerto Ricaner tritt seit Juli und bis Mitte September mit insgesamt 30 Stadion-Shows in der Hauptstadt San Juan auf und startet im Dezember auf Welt-Tournee.
Im Interview wurde der Sänger («DTMF», «Baile Inolvidable») gefragt, ob das Fehlen von Konzerten im US-Festland mit den zahlreichen Abschiebungen von Latinos aus den USA zusammenhänge. «Ehrlich gesagt ja», sagte der Grammy-Gewinner. «Es gab mehrere Gründe, warum ich nicht in den USA auftrete, aber keiner davon war aus Hass», so Bad Bunny (gebürtig Benito Antonio Martínez Ocasio).
«Es gab das Problem, dass die verdammte ICE vor meinem Konzert stehen könnte. Und das war etwas, das uns sehr beunruhigt hat.»
Bad Bunny
Er geniesse es, mit Latinos zusammenzukommen, die in den USA lebten. «Aber besonders hier in Puerto Rico, wo wir ein Aussengebiet der USA sind ... Menschen aus den USA sollten hierherkommen, um die Show zu sehen.» Sie könnten auf die ganze Welt reisen. «Aber es gab das Problem, dass die verdammte ICE vor meinem Konzert stehen könnte. Und das war etwas, worüber wir gesprochen haben und das uns sehr beunruhigt hat.»
Die Einwanderungsbehörde ICE geht verstärkt in Kalifornien, aber auch in anderen US-Staaten, gegen Einwander*innen vor, die sich ohne Papiere in den USA aufhalten. Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf versprochen, das grösste Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte zu starten.
Er zählt zu den meistgehörten Künstler*innen des Planeten, wird für seine Originalität gefeiert und engagiert sich auch politisch. Die New York Times nennt ihn einen «globalen Superstar». Das Time-Magazin beschrieb ihn als «legitimen Erben» von Frank Sinatra, Michael Jackson oder Beyoncé, und nach Ansicht des Rolling Stone führt er gar eine Revolution des Latin Pop an:2020, 2021 und 2022 führte der - ausschliesslich auf Spanisch singende - Künstler das Ranking sogar an - vor Stars wie Drake oder Taylor Swift.
Dass das «böse Häschen» gerade in aller Munde ist, liegt an seinem neuesten Album. Kritiker*innen und Fans sind begeistert von «Debí tirar más fotos» (dt. «Ich hätte mehr Fotos machen sollen»). Der Rolling Stone nennt es ein «atemberaubendes Werk». Die Grundlage bildet der Reggaeton, diese Mischung aus Reggae, Hip-Hop und elektronischer Tanzmusik, mit der seine Landsleute Luis Fonsi und Daddy Yankee im Jahr 2017 «Despacito» zu einem weltweiten Ohrwurm machten.
Nicht nur als Musiker hat sich Bad Bunny einen Namen gemacht. So erhielt er jüngst eine Rolle in dem geplanten Thriller «Caught Stealing» von Regisseur Darren Aronofsky («The Whale», MANNSCHAFT berichtete). Sein Debüt als Schauspieler hatte er mit einer Nebenrolle in der Netflix-Serie «Narcos: Mexico». 2022 spielte er an der Seite von Brad Pitt in der Actionkomödie «Bullet Train», gefolgt von «Cassandro» mit Gael Garcia Bernal, wo er einen bisexuellen Verführer spielt (MANNSCHAFT berichtete).
Einsatz für Frauen- und LGBTIQ-Rechte Bad Bunny engagiert sich auch sozial. Er prangert Gewalt gegen Frauen an und tritt für die Rechte der LGBTIQ-Community ein. Im Video zu «Yo perreo sola» (etwa: «Ich twerke alleine») tanzte er 2020 im Drag-Outfit, und bei Modepräsentationen oder Fotoshootings zeigt er sich auch mal im pinkfarbenen Kleid oder mit lackierten Fingernägeln. Bei einem Konzert drückte er einem seiner Tänzer einen Kuss auf den Mund.
Nachdem Jacob Elordi in «Saltburn» der von Barry Keoghan gespielten Figur den Kopf verdrehte und diese sogar dazu brachte, sein vollgewichstes Badewasser zu trinken, spielt er in «On Swift Horses» in einer schwulen Liebesgeschichte mit (MANNSCHAFT berichtete).
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