«Heated Rivalry»: Keine Zensur für schwulen Sex
Serienschöpfer Jacob Tierney verrät, dass Produzenten Angst vor Pornovorwürfen hatten - und die Geschichte ändern wollten
Die TV-Produzenten der internationalen Seriensensation «Heated Rivalry» hatten zunächst Bedenken wegen der ausufernden Menge an schwulen Sexszenen. Serienschöpfer Jacob Tierney widersetzte sich Änderungswünschen und blieb dem Ton der Originalromane von Rachel Reid treu.
Zur Erinnerung: Die kanadische Dramaserie folgt den professionellen Eishockeyspielern Shane (Hudson Williams) und dem russischen Rivalen Ilya (Connor Storrie). Ihre Beziehung entwickelt sich zu einer geheimen sexuellen Affäre. Die Serie feierte Premiere am 28. November und wurde schnell zu einem der meistgesehenen Titel auf Crave und HBO Max. Die fünfte Folge erreichte bei Rotten Tomatoes sogar die perfekte Bewertung von 10 Punkten – ein seltenes Ereignis, das in Branchenportalen ausführlich berichtet wurde.
Die letzte Folge wird am 26. Dezember ausgestrahlt.
Der Serienschöpfer, Jacob Tierney, ist zuvor vor allem für seine Arbeit als Schauspieler und Regisseur kanadischer Komödien bekannt geworden, etwa für Filme wie «The Trotsky». Mit «Heated Rivalry» wagt er sich erstmals an eine explizit erotische MM-Romance-Adaption und kombiniert Drama mit sexueller Direktheit, die im Mainstream-TV selten zu sehen ist.
Tierney erklärte gegenüber Slate, dass einige Verantwortliche beim Netzwerk Crave mit der ausufernden Menge an gezeigten schwulen Sexszenen unwohl waren. Ein ranghoher Executive schlug sogar vor, diesen Aspekt der Beziehung zwischen Ilya und Shane auf eine mögliche zweite Staffel zu verschieben.
Tierney reagierte entsetzt: «Ich dachte nur: ‹Wovon redest du?!› Diese Bücher sind Pornografie. Du glaubst doch nicht, dass das Publikum trotz oder ohne diese Szenen hier ist. Genau dafür kommen sie. Das wollen sie!»
Der US Comedian Jordan Firstman hatte die Intimität der Hauptfiguren in einem Interview als unrealistisch oder nicht «wie echte schwule Menschen Sex haben» bezeichnet, was eine Debatte über Authentizität auslöste; später entschuldigte er sich teils bei der Besetzung, als ihm eine Welle des Protestes von Fans entgegenschwappte.
Bemerkenswert ist, dass die Fan-Base zu sehr grossen Teilen aus heterosexuellen Frauen besteht, die von der Liebesgeschichte mit vielen sexuellen Benefits nicht genug bekommen können. Das haben viele schwule Influencer ausführlich kommentiert, ebenso etliche lesbische Filmexpertinnen, die ebenfalls begeistert auf die Serie reagierten.
Letzte Woche wurde dann angesichts des überwältigenden Erfolgs offiziell bestätigt, dass «Heated Rivalry» eine zweite Staffel erhält. Diese wird auf dem sechsten Band der Game Changers-Reihe, «The Long Game», basieren. Darin versuchen Shane und Ilya, ein Leben miteinander zu führen, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt – mit dramatischen und spektakulären Folgen.
Und wenn überhaupt, gibt es im zweiten Buch noch mehr Sex als im ersten, allerdings – und das ist das spannende – mit neuen Rahmenbedingungen.
Aktuell laufen weltweit intensive Verhandlungen zwischen Sendern, um «Heated Rivalry» ebenfalls zu übernehmen von Crave, allerdings sind für den deutschen Sprachraum (leider) noch keine Ergebnisse bekannt. Denn bei einem solchen Hit geht es letztlich - um viel Geld. Auch der deutsche Verlag, Second Chances, der «Heated Rivalry» (also das zweite Buch der Serie) rausgebracht hat, verhandelt aktuell darüber, die Lizenz für alle sechs Bücher zu bekommen. Vermutlich ist das inzwischen ebenfalls ein Bieter*innen-Krieg geworden. Das Buch und die ganze Reihe ist aktuell ein weltweiter Bestseller und vieler Orts ausverkauft.