Claudia Schiffer über Karl Lagerfeld: «Er war wie Feenstaub»

Neue Doku mit Daniel Brühl, Anna Wintour und Nadja Auermann porträtiert den legendären Modeschöpfer

Karl Lagerfeld (Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)
Karl Lagerfeld (Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)

Der Modeschöpfer Karl Lagerfeld hat sich zeitlebens hinter seiner Kunstfigur und einer Sonnenbrille versteckt.

Im Jahr 2019 ist er gestorben (MANNSCHAFT berichtete). Jetzt läuft auf 3sat eine Doku, die sensationell und gut gemacht ist. Hier erfährt die Welt, wer Karl Lagerfeld – «Der Mann hinter der Maske» – wirklich war.

Wenn jemand das Handwerk – oder besser die Kunst – des Dokumentarfilms und Prominenten-Porträts versteht, dann ist es wohl Gero von Boehm. In einem kleinen, aber feinen Film geht der 71-Jährige jetzt dem Mann, Mythos und Modeschöpfer Karl Lagerfeld (1933-2019) auf den Grund. 

Allerhand prominente Stimmen hat der Filmemacher für die Doku gewinnen können, darunter die US-«Vogue»-Chefredakteurin Anna Wintour, Model und Muse Nadja Auermann, der Schauspieler und «Becoming Karl Lagerfeld»-Darsteller Daniel Brühl, der Designerkollege Wolfgang Joop und der F.A.Z.-Journalist und Biograf Alfons Kaiser («Karl Lagerfeld - Ein Deutscher in Paris»).

Zum Beispiel das Supermodel Claudia Schiffer, die über Jahre als sein Lieblingsmannequin galt: «Karl war wie mein magischer Feenstaub und mein Mentor», sagt sie. «Er verwandelte mich von dem schüchternen deutschen Mädchen in das Supermodel.»

Lebensende

Sébastian Jondeau, engster Vertrauter in den letzten Lebensjahren, gewährt Einblick in die Stunden vor Lagerfelds Tod im Februar 2019. Er erzählt auch, dass mit der Asche auf Wunsch des Designers etwas ganz Bestimmtes passieren sollte – und warum es weder Grabstein noch Gedenkort gibt.

Viele kleine Geschichten etwa über die frühen Pariser Jahre ergeben ein spannendes Bild von dem Mann, der es nahezu perfekt verstand, sich in Szene zu setzen, dabei viel redete, aber kaum etwas sagte (jedenfalls nichts Privates). Er gehöre zu keiner Generation, zu keinem Milieu, passe überallhin, behauptete Lagerfeld von sich selbst.

Glamour

Es gibt Anekdoten des Jugendfreundes Peter Bermbach, wie Karl Lagerfeld als junger Deutscher in Paris in den 50er Jahren in enger Badehose im Schwimmbad stolziert sein soll oder sein Mercedes-Cabrio gern im Quartier Saint-Germain-des-Prés vor dem «Café de Flore» oder dem «Deux Magots» parkte, um gesehen zu werden. 

Bei einem Modewettbewerb Mitte der 50er Jahre gewann er zwar den ersten Preis für einen Mantelentwurf, die wohl wichtigere Auszeichnung für das beste Kleid ging jedoch an den erst 18-jährigen Yves Saint Laurent, der in den folgenden Jahrzehnten stets eine Art Rivale blieb. Viel später dann war Lagerfeld der erste große Name aus der Welt der Haute-Couture, der mit einer Fast-Fashion-Marke wie H&M zusammenarbeitete.

Herkunft

Gemutmasst und psychologisiert wird in der Doku auch, jedoch wohlbegründet. So schämte sich Lagerfeld wohl für sein mit der Nazi-Machtergreifung assoziiertes Geburtsjahr 1933, das er gern mal verschwieg oder änderte. Er soll als junger Mann auch Lügengeschichten erfunden haben, von einem schwedischen Baron abzustammen. 

Dass seine Unternehmereltern beide einst in der NSDAP Mitglied waren, passte nicht gut zum Lebenslauf eines Mannes von Welt, der international durchstarten und vor allem in seiner Wahlheimat Frankreich akzeptiert werden wollte.

Liebe

Seine einzige grosse Liebe, der Dandy Jacques de Bascher, starb 1989 mit nur 38 Jahren an Aids. Caroline Lebar, Karls Kommunikationschefin, verrät, dass sich Lagerfeld damals mit den verhassten Themen Krankheit und Verfall auseinandersetzen musste, dass er die letzten Tage mit Bascher verbrachte und danach gleich wieder hochdiszipliniert weiterarbeitete, etwa bei Anproben.

Originalzitate zu diesem dunklen Kapitel hat die Doku auch parat: Natürlich habe er sich damals um seinen Freund gekümmert, er sei ja nicht eiskalt, sagt Lagerfeld. «Je besser Sie mit sich selbst leben, desto besser können Sie sich um andere kümmern.» Wohl auch aus Trauer und Kummer sei Lagerfeld damals in den Folgejahren in die Breite gegangen, sagen Vertraute.

«Ich möcht' auch nicht gesehen werden, wenn ich tot bin, find' ich furchtbar – Tuch drüber und weg. In den Mülleimer. Aus. Vorbei.»

Karl Lagerfeld

Ikone

Um die Jahrtausendwende erfand sich Lagerfeld noch mal neu. Er veränderte sein Aussehen, nahm in 13 Monaten Radikaldiät 42 Kilogramm ab, auch um in die schmal geschnittenen Klamotten des Designers Hedi Slimane zu passen. 

Lagerfeld machte sich immer mehr zur eigenen Marke – und wurde endgültig zu dem Weltstar, an den sich auch viele junge Leute heute noch erinnern können.

Schliesslich ereilte ihn der Prostatakrebs. Schon 2015 wäre Lagerfeld beinahe gestorben, doch der gebürtige Hamburger ignorierte die Krankheit, solang es eben ging. Arbeit, Arbeit, Arbeit - das war sein Leben. 

Den Tod wollte er nicht akzeptieren. «Ich möcht' auch nicht gesehen werden, wenn ich tot bin, find' ich furchtbar – Tuch drüber und weg. In den Mülleimer. Aus. Vorbei.»

«Karl - Der Mann hinter der Maske» (60 Minuten) ist am Samstag (24.5.) um 20.15 Uhr bei 3sat zu sehen – und auch in der Mediathek.

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