Ob Berlin, Köln oder Zürich: Die CSD-Zukunft ist unsicher
Trumps Kampf gegen Vielfalt und Minderheiten hat auch Auswirkungen auf die Christopher Street Days. Das hatte zuerst die Cologne Pride beklagt. Nun wird bekannt: Auch der Berliner CSD kann nicht mehr auf alle Sponsor*innen zählen.
Der Christopher Street Day in Berlin steht vor massiven finanziellen Problemen. Weil die Unterstützung vieler Sponsor*innen dieses Jahr ausbleibe, fehle es an etwa 200'000 Euro bei den geplanten Einnahmen, wie der Tagesspiegel berichtet. Dass sich US-Sponsor*innen zurückziehen, hatte zuvor auch schon der Kölner CSD beklagt (MANNSCHAFT berichtete).
Dass gerade mehrere Unternehmen ihr Engagement deutlich zurückfahren, führt man in Berlin vor allem auf das veränderte politische Klima unter Donald Trump zurück: «Wir stellen fest, dass US-amerikanische Unternehmen ihre Aktivitäten im Bereich Diversity, Equity & Inclusion (DEI) nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland bereits massiv zurückgefahren haben», so CSD-Berlin-Vorstand Thomas Hoffmann gegenüber der Zeitung.
Auch deutsche Unternehmen, die in den USA aktiv sind, würden Events wie die Pride weniger fördern. «Wir halten es für hoch problematisch, dass aus Amerika Einfluss auf deutsche Unternehmen genommen wird – und dass so Druck auf Minderheiten ausgeübt wird», sagt CSD-Vorstand Voges. Er sei enttäuscht, dass viele Firmen sich nun zurückziehen. «Jetzt zeigt sich, wer wirklich an der Seite der Community steht», sagt er. Konkrete Unternehmen, deren Unterstützung fehlt, wurden nicht genannt
Dass das Engagement von Firmen abnehme, lasse sich auch auf die angespannte wirtschaftliche Lage hierzulande zurückführen. «Das Geld ist bei vielen knapp, gespart wird dann vor allem im Bereich Diversity», so Voges. Man werde den diesjährigen CSD aber in gewohnter Grösse veranstalten und finanzieren können. Allerdings, so CSD-Vorstand Hoffmann: «Langfristig wird das nicht reichen.»
Nachfrage bei der Zurich Pride. Dort hätten die Veranstalter*innen bisher keine Partnerschaften aufgrund der Anti-DEI-Politik der US-Regierung verloren, teilte man uns mit. «In den vergangenen Wochen haben wir und das Swiss LGBTI-Label, das unsere Main- und Co-Partner tragen müssen, mit mehreren Partnern Gespräche geführt. Darunter US-Unternehmen und in den Vereinigten Staaten tätige Schweizer Unternehmen. Sie alle haben uns versichert, dass die Anstrengungen im Bereich Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der Schweiz nicht zurückgefahren würden und es sich bei den Änderungen in Geschäftsberichten und auf Firmenwebsiten lediglich um den Schutz vor Klagen in den USA handle.»
Trotz der Zusicherungen überdenke die Zurich Pride aber gerade ihr Finanzierungsmodell, denn: «Die Zukunft ist unsicher. Bereits dieses Jahr ist eine Veränderung spürbar, so konnten wir keine neuen Partnerschaften hinzugewinnen, um die üblichen Rückzüge zu kompensieren. Uns fehlt deshalb mindestens ein Main Partner und ein Co-Partner. Wie einige andere Pride- und CSD-Veranstaltungen möchte die Zurich Pride in den kommenden Jahren vermehrt auf Spenden aus der Community setzen.»
Bei der Vienna Pride konnte man unsere Anfrage nicht beantworten. Alle CSD-Termine des Jahres 2025 findest Du im MANNSCHAFT-Kalender.
In München betrachtet man die Ankündigung, wie sie die CSDs andernorts jetzt öffentlich gemacht haben, mit Sorge. «Das sind beunruhigende Entwicklungen, wenn sich Sponsoren zurückziehen», so der Pressesprecher vom CSD München, Conrad Breyer, gegenüber MANNSCHAFT. «Weniger Sponsoren bedeuten weniger Gelder, dadurch werden CSDs kleiner und das wieder bedeutet: Es gibt weniger Sichtbarkeit.»
Der CSD in München kann auf US-Firmen verweisen, die sich angemeldet haben (zur Liste). Unternehmen wie Microsoft und Amazon sind darunter. Interessant: Anmelden konne man sich erst ab 18. März (und noch bis 23. Mai). Am Stichtag 18. März hatte beispielsweise der Facebook-Konzern Meta seine Massnahmen für Chancengleichheit und Diversität längst zurückgefahren. Begründet wurd der Schritt demnach mit dem Wandel der «rechtlichen und politischen Landschaft» in den USA nach dem Wahlsieg von Trump (MANNSCHAFT berichtete).
Und bereits seit knapp einem Monat hatte Google in seinen Kalendern Hinweise zu Aktionsmonaten von Minderheiten wie Queers entfernt. Möglicherweise hatten sich US-Unternehmen Microsoft und Amazon im März davon nicht beeindrucken lassen und es bei dem CSD-Sponsoring belassen, zumindest für dieses Jahr.
Der Hamburger CSD erkärte gegenüber MANNSCHAFT, dass dort die grössten Sponsor*innenen aus Deutschland kämen. Ob sich noch US-Unternehmen für die Demo anmelden, werde man erst im Juli sehen.
Was den CSD in Stuttgart betrifft, so stösst auch dort die Entwicklung wie in Berlin und Köln auf Sorge. Doch vor Ort komme der grösste Teil der Sponsoringpartner*innen aus Stuttgart oder Baden-Württemberg, eher weniger aus dem US-Ausland. Mit den meisten der Partner*innen arbeite man schon über Jahre zusammen. So sei man unabhängig von potentiellen Budgetkürzungen.
In «Bagger Drama» steht der schwule Sohn in der Pflicht, den traditionsreichen Familienbetrieb zu übernehmen. Noch vor der Schweizer Premiere gewann der Film von Regisseur Piet Baumgartner international mehrere Preise. Zum MANNSCHAFT-Interview.
Das könnte dich auch interessieren
Schweiz
Kanton Bern: Wer steckt hinter der neuen rechtsextremen Partei?
Das Rassemblement romand patriote (RRP) tritt am 18. Mai in zwei Verwaltungskreisen des Kantons Bern an. Die neue Partei macht unter anderem mit sexistischen und gewaltverherrlichenden Inhalten von sich reden.
Von Greg Zwygart
News
Politik
Lust
Dr. Gay – Dreier: Der andere Typ macht mich geiler als mein Freund
Elias und sein Freund haben ihre Beziehung geöffnet und ihren ersten Dreier gehabt. Bei Elias macht sich nun ein schlechtes Gewissen breit.
Von Dr. Gay
Liebe
Dr. Gay
Sport
Frauenfussball: viel geerdeter, aber «nicht ohne Scharmützel»
Bremens Frauen-Coach Horsch kennt auch die Fussball-Welt der Männer. Vor dem Endspiel im DFB-Pokal zieht er Vergleiche.
Von Newsdesk/©DPA
News
Lesbisch
Gesellschaft
Deutschland