Nach Zürich: Kanton Bern fordert Verbot von OPs an trans Jugendlichen
Nach Zürich plant nun auch der Kanton Bern Einschränkungen bei geschlechtsangleichenden Eingriffen für trans Jugendliche. Auch hier stammt der Vorstoss aus den Reihen der SVP – Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg ist Parteikollege von Natalie Rickli.
Nach der umstrittenen Forderung der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP), geschlechtsangleichende Behandlungen bei trans Jugendlichen einzuschränken (MANNSCHAFT berichtete), kündigt nun auch der Kanton Bern Schritte in dieselbe Richtung an. Wie Der Bund berichtet, wandte sich der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (ebenfalls SVP) bereits zu Jahresbeginn in einem Schreiben an die Spitäler des Kantons. Darin fordert er, irreversible Behandlungen nur noch bei volljährigen Personen vorzunehmen. Minderjährige sollten stattdessen «mit nicht medizinischen und reversiblen Ansätzen» begleitet werden, so Schnegg.
Die politische Debatte in Bern ist bereits weiter fortgeschritten als in Zürich: Der Grosse Rat des Kantons Bern hat im Dezember 2023 mit 76 zu 75 Stimmen eine Richtlinienmotion überwiesen, die geschlechtsangleichende Operationen bei Minderjährigen verbieten will (MANNSCHAFT berichtete). Die Initiative wurde von Vertreter*innen der EVP, SVP und EDU getragen. Motionär Tom Gerber (EVP) erklärte damals, Jugendliche könnten die Tragweite eines solchen Eingriffs nicht erfassen und seien zu stark durch soziale Medien beeinflusst. Die grüne Grossrätin Rahel Ruch widersprach: Urteilsfähige Jugendliche hätten laut Bundesrecht das Recht, über ihren Körper selbst zu entscheiden.
Der Regierungsrat hat sich seither grundsätzlich hinter das Anliegen gestellt, die konkrete Umsetzung steht jedoch noch aus. Gemäss NZZ erklärte Schnegg, er unterstütze Ricklis Vorstoss in Zürich – im Kanton Bern sei man sogar bereits einen Schritt weiter, da die Regierung sich bereits 2023 zum Vorhaben bekannt habe.
Rickli hatte eine nationale Regelung gefordert. Im Kanton Zürich will sie geschlechtsangleichende Eingriffe bei Minderjährigen sowie den Einsatz von Pubertätsblockern massiv einschränken. Letztere sollen künftig nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Studien verabreicht werden dürfen. Ihre Begründung: Die Zahl der Eingriffe nehme zu, ausserdem gebe es besorgte Rückmeldungen von Eltern. Laut offiziellen Zahlen wurden 2024 im Kanton Zürich allerdings nur vier solche Operationen durchgeführt – drei davon bei Jugendlichen aus anderen Kantonen.
In der Schweizer LGBTIQ-Community regte sich Protest (MANNSCHAFT berichtete). Transgender Network Switzerland (TGNS) kritisierte Ricklis Vorschlag scharf und warf ihr Symbolpolitik vor. In einer Stellungnahme heisst es: «Das System funktioniert.» Die medizinische Versorgung trans Jugendlicher erfolge sorgfältig und unter Einbezug von Fachpersonen und Familien. Operationen seien die Ausnahme und würden fast nur bei Volljährigen durchgeführt. Der Checkpoint Bern bestätigte dies bereits im Interview mit MANNSCHAFT.
Besonders scharf verurteilt TGNS eine Äusserung Ricklis, in der sie ein Verbot geschlechtsangleichender Behandlungen mit dem Schutz vor sexuellem Missbrauch und weiblicher Genitalbeschneidung verglich. Dies sei eine «schockierende Abwertung» und eine Missachtung der körperlichen Selbstbestimmung trans Jugendlicher. Über 25 queere Organisationen unterstützen eine Petition mit dem Titel «Kein Verbot – Kein Rückschritt: Für kompetente und sichere Gesundheitsversorgung». Es solle keine Symbolpolitik auf dem Rücken von Jugendlichen geben!
Laut der Berner Gesundheitsdirektion wurden im Jahr 2023 insgesamt 37 geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt – jedoch keine an Minderjährigen. Für das laufende Jahr liegen noch keine Zahlen vor.
Ein juristisches Gutachten, das der Kanton Zürich in Auftrag gegeben hat, hält fest: Ein kantonales Verbot wäre unzulässig, da es dem Bundesrecht widerspricht. In der Schweiz wird urteilsfähigen Jugendlichen ein hohes Mass an Selbstbestimmung eingeräumt. Ob der Bund dennoch auf die Forderungen von Rickli und Schnegg eingeht, ist derzeit offen.
Mehr: Michael Esteves Pereira kandidiert bei der «Mr. Gay Europe»-Wahl in Amsterdam. Mit seinem Projekt «Safe to Grow» will der Kinderarzt Safe Spaces im Gesundheitswesen für Kinder und Jugendliche schaffen (MANNSCHAFT berichtete).
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