Dieser Zürcher Arzt vertritt die Schweiz bei «Mr. Gay Europe»
Michael Esteves Pereira kandidiert bei der «Mr. Gay Europe»-Wahl in Amsterdam. Mit seinem Projekt «Safe to Grow» will der Kinderarzt Safe Spaces im Gesundheitswesen für Kinder und Jugendliche schaffen.
Vom 29. Juli bis 2. August 2025 findet in Amsterdam die 16. Ausgabe der «Mr. Gay Europe»-Wahl statt. Im Rahmen der Amsterdam Pride treten elf Kandidaten aus verschiedenen europäischen Ländern gegeneinander an. Für die Schweiz geht Michael Esteves Pereira ins Rennen. Der Assistenzarzt am Kinderspital Zürich möchte mit seinem Projekt «Safe to Grow» queeren Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort bieten – etwas, das er selbst in seiner Kindheit vermisst hat.
«Ich wurde als Kind oft ausgegrenzt und gemobbt», erzählt der 29-Jährige, der ursprünglich aus Portugal stammt und in Zermatt aufgewachsen ist. Heute lebt er in Zürich und befindet sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. «Damals hatte ich niemanden, der mir wirklich zur Seite stand. Genau das möchte ich nun ändern, indem ich anderen den Support gebe, den ich selbst nicht hatte.»
Ein Projekt für sichere Räume Im Rahmen des Wettbewerbs muss jeder Teilnehmer ein soziales Projekt vorstellen. Bei Michael Esteves Pereira entstand daraus «Safe to Grow». Ziel des Projekts ist es, sichere Räume für queere Kinder und Jugendliche zu schaffen, insbesondere im Gesundheitswesen, aber auch in der Schule und im familiären Umfeld.
«Kinderärzt*innen sind oft die erste Anlaufstelle, wenn es um die Identität von Kindern geht», erklärt Pereira. Deshalb sollen medizinische Fachpersonen sowie Lehrpersonen in Zukunft gezielt geschult werden, um queere Kinder besser zu begleiten. Auch Familien sollen stärker einbezogen und sensibilisiert werden.
Sein Projekt befindet sich aktuell in der Konzeptionsphase. Pereira ist daran, konkrete Vorschläge zu entwickeln und sich mit Organisationen zu vernetzen. Langfristig soll «Safe to Grow» zu einem Netzwerk werden, das queeren Jugendlichen Sicherheit, Information und Austausch bietet.
Mehr als ein Schönheitswettbewerb Ursprünglich war Pereira skeptisch gegenüber dem Wettbewerb. «Ich dachte zuerst, es sei nur ein Schönheitswettbewerb», sagt er. Doch nachdem er sich eingehender damit beschäftigt hatte, überzeugte ihn die Idee, aktiv etwas für die queere Community zu bewirken. In einem internen Auswahlverfahren wurde er im Februar offiziell zum Schweizer Kandidaten ernannt.
In Amsterdam erwartet ihn ein intensives Programm: Neben der Präsentation seines Projekts stehen Interviews, eine schriftliche Prüfung zur LGBTIQ-Geschichte, eine Social-Media-Challenge, sportliche Aufgaben und ein Laufsteg-Auftritt auf dem Programm. Höhepunkt ist die grosse Finalshow auf dem Dam-Platz. Der Wettbewerb wird organisiert von Produzent Bram Bierkens und dem amtierenden Titelträger Tim Küsters aus der Niederlande.
Ein Netzwerk für die Zukunft Für Pereira steht bei seiner Teilnahme nicht der Titel im Vordergrund, sondern die Chance, auf sein Anliegen aufmerksam zu machen. «Ich hoffe, dass mein Projekt langfristig Wirkung zeigt. Dass queere Kinder merken: Ich bin nicht allein. Es gibt Menschen, die mich verstehen und unterstützen.»
Unterstützung für sein Projekt ist laut Pereira willkommen – sei es durch Kooperationen, Ideen oder Kontakte zu Organisationen. «Wenn ihr jemanden kennt, der jemanden kennt, der helfen kann: Spread the message.»
Wer Michael Esteves Pereira auf seinem Weg unterstützen möchte, kann die «Mr. Gay Europe»-Wahl Ende Juli in Amsterdam verfolgen: Ein öffentliches Online-Voting ist Teil des Wettbewerbs und fliesst in die Gesamtwertung ein. Informationen zur Abstimmung werden auf der offiziellen Website von Mr. Gay Europe veröffentlicht. Für den jungen Arzt ist klar: «Ich freue mich am meisten auf den Austausch mit den anderen Teilnehmern. Und darauf, gemeinsam etwas zu bewegen.»
Mehr: Geplantes Verbot von Behandlungen für trans Jugendliche in der Schweiz. «SVP greift LGBTIQ-Rechte sehr koordiniert und frontal an» (MANNSCHAFT berichtete)
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