Zürich: Rickli will Geschlechtsangleichungen bei Jugendlichen verbieten
TGNS wirft der SVP-Politikerin Symbolpolitik vor
Geht es nach SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli, sollen Minderjährige im Kanton Zürich keine geschlechtsangleichende Behandlungen mehr erhalten dürfen. LGBTIQ-Organisationen und Fachpersonen kritisieren ihre Forderung scharf.
Im Kanton Zürich will Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) die medizinische Versorgung für trans Jugendliche massiv einschränken. Sie fordert vom Bund ein Verbot geschlechtsangleichender Operationen bei Minderjährigen sowie eine strengere Handhabung bei Pubertätsblockern, die künftig nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Studien eingesetzt werden sollen.
Als Begründung nennt Rickli eine steigende Zahl an Eingriffen sowie Rückmeldungen besorgter Eltern. Tatsächlich fanden im Jahr 2024 im Kanton Zürich lediglich vier geschlechtsangleichende Operationen bei Minderjährigen statt – drei davon bei Jugendlichen aus anderen Kantonen. Dass Rickli daraus eine nationale Gesetzesänderung ableitet, sorgt in der LGBTIQ-Community für Kopfschütteln.
Transgender Network Switzerland (TGNS) wirft der Zürcher Gesundheitsdirektion vor, unter dem Vorwand des «Schutzes» politische Symbolpolitik zu betreiben. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit weiteren Organisationen heisst es, es gebe keinerlei Nachweis für Missstände oder Fehlbehandlungen im Kanton Zürich. «Das System funktioniert», heisst es in der Mitteilung. Die bestehende medizinische Praxis sei rechtlich, ethisch und medizinisch umfassend geprüft und erfülle hohe Qualitätsstandards. Dies bestätige bereits Raphaël Guillet vom Checkpoint Bern im Interview mit MANNSCHAFT.
TGNS betont, dass geschlechtsangleichende Behandlungen bei Jugendlichen nur in sehr wenigen Fällen nach sorgfältiger Abklärung und unter Einbezug von Fachpersonen und Familien erfolgen. Die häufigsten Massnahmen seien die Gabe von Pubertätsblockern und Hormontherapien. Chirurgische Eingriffe würden meist erst kurz vor dem 18. Lebensjahr vorgenommen und stellten die Ausnahme dar.
Besonders scharf verurteilt TGNS eine Äusserung Ricklis an der Medienkonferenz, wonach sie ein Verbot solcher Behandlungen mit dem Schutz vor sexuellem Missbrauch und weiblicher Genitalbeschneidung verglich. Dies sei eine «schockierende Abwertung» und stelle eine Missachtung der körperlichen Selbstbestimmung von trans Jugendlichen dar, so TGNS.
Fachpersonen weisen gemäss dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF darauf hin, dass junge Menschen mit Geschlechtsinkongruenz ohne angemessene Unterstützung einem erhöhten Risiko für psychische Belastungen ausgesetzt seien. Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass betroffene Jugendliche besonders häufig unter Depressionen leiden und eine deutlich höhere Suizidrate aufweisen als Gleichaltrige. Eine frühzeitige medizinische und psychologische Betreuung könne hier helfen.
Da ein Verbot auf kantonaler Ebene rechtlich nicht möglich ist, ruft Rickli den Bund dazu auf, nationale gesetzliche Regelungen zu schaffen. Ob und in welchem Umfang der Bundesrat auf diese Forderung eingehen wird, ist derzeit offen.
Mehr: Beim Pride Walk in Basel bespuckt und mit Zigarette beschmissen. Flavio Miletta erzählt (MANNSCHAFT berichtete)
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