Missbrauchsverfahren gegen Berliner HIV-Arzt eingestellt
Von mindestens 30 mutmasslichen Opfern ist die Rede
Nach über 10 Jahren hat das Berliner Landgericht das Missbrauchsverfahren gegen einen renommierten HIV-Mediziner gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.
Der heute 67 Jahre alte Arzt und Spezialist für die Behandlung von Geschlechtskrankheiten muss insgesamt 25'000 Euro zahlen, wie eine Sprecherin des Gerichts sagte. Davon sollen 12'500 Euro an eine Person gehen, die Anzeige erstattet hatte. Die restliche Summe soll an zwei gemeinnützige Einrichtungen gehen, wie u.a. die Siegessäule berichtet.
Das Magazin zitiert die Pressestelle des Gerichts: «Bei einer Verfahrenseinstellung handelt es sich um eine Verfahrensbeendigung ohne Urteil – und damit ohne Entscheidung über Schuld oder Unschuld.» Die Unschuldsvermutung gelte fort.» Nach Paragraf 153a bestehe die Möglichkeit, das «öffentliche Interesse gegen eine Geldauflage zu beseitigen» und das Verfahren einzustellen. Die 45'000 Euro, zu denen der Mediziner 2021 verurteilt wurde, entfallen. Beim Urteil berücksichtigte das Gericht die lange Verfahrensdauer, sodass 30 Tagessätze als vollstreckt galten.
Seit 2014 hatte die Staatsanwaltschaft gegen den Arzt mit Praxis im Berliner Regenbogenkiez ermittelt. 2016 dann wurde Anklage wegen sexuellen Missbrauchs erhoben. Vor Gericht bestritt der Mediziner alle Vorwürfe.
Im November 2021 folgte die Verurteilung durch das Amtsgericht Tiergarten: 45.000 Euro Geldstrafe! Das Urteil bezog sich auf einen Betroffenen. Doch es wurde nie rechtskräftig, da beide Seiten in Berufung gegangen waren.
Im Fall drei weiterer Männer, die Missbrauchs-Vorwürfe gegen den Arzt erhoben hatten, gab es einen Freispruch. Ein fünfter Fall wurde abgetrennt, da ein Zeuge nicht verhandlungsfähig war.
Im vergangenen Jahr wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 3'259 HIV-Neudiagnosen gemeldet. Damit liegen die für Deutschland erfassten Zahlen (Datenstand 1. April 2025) laut RKI auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr, für das 3'332 neue Infektionen gezählt wurden.
Rund drei Viertel der Infizierten (73 Prozent) waren Männer, 27 Prozent Frauen – letzteres entspricht dem HIV-Jahresbericht des RKI zufolge einem Rückgang um 10 Prozent.
Das Infektionsgeschehen bei HIV werde in Deutschland massgeblich bestimmt von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), schreibt das RKI in seinem neuen Bericht. Sie machten im vergangenen Jahr 35 Prozent der Neuinfektionen aus. Die Zahl dieser Infektionen stieg zuletzt leicht an, nachdem sie zuvor jahrelang rückläufig war.
Für MANNSCHAFT schreiben: Wir brauchen Verstärkung! Unser Online-Team sucht Autor*innen mit Vorkenntnissen und/oder Video Creator*innen
Das könnte dich auch interessieren
Baden-Württemberg
Homofeindliche Hetze: Prediger wehrt sich erneut gegen Urteil
Trotz Ermittlungen und Durchsuchungen hält eine umstrittene Baptistenkirche an radikalen Ansichten fest. Nun befasste sich ein zweites Gericht mit einem Prediger, der gegen Homosexuelle hetzte.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Religion
News
Justiz
Bühne
Blinded by Heteronormativität: Warten auf das Entzücken
Für eine Show in der selbsternannten Regenbogenhauptstadt sind die Story und die Umsetzung erstaunlich unqueer.
Von Kriss Rudolph
Musik
People
Berlin
Schwulenfeindliches Mobbing: Bildungsverwaltung erneut in der Kritik
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Neukölln bekommt nachts anonyme Anrufe und wird beleidigt. Stecken Schüler dahinter? Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
Oft gegen CSDs: Rechtsextreme Straftaten junger Leute nehmen stark zu
Die Behörden registrieren mehr als doppelt so viele rechtsextreme Delikte junger Menschen wie noch 2020. Die Bundesregierung sieht neue Gruppierungen und soziale Medien als Treiber.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News