Lesbische Sehnsüchte: «Oslo Stories: Träume» kommt ins Kino
Eine Teenagerin verliebt sich in ihre unerreichbare Französischlehrerin – und verarbeitet ihre Fantasien zu einem Roman
Er handelt von der ersten Liebe und ist im Prinzip erzählt wie ein Liebesroman. Der diesjährige Berlinale-Gewinnerfilm «Oslo Stories: Träume» reiht sich in eine Trilogie zu einem komplexen Thema ein.
Das erste Mal verliebt sein, unerwiderte Liebe, Liebeskummer und die Sehnsucht nach Zärtlichkeit: Davon erzählt der diesjährige Gewinnerfilm der Berlinale. Damit reiht sich «Oslo Stories: Träume» thematisch passend in die Trilogie von Dag Johan Haugerud ein.
Der Norweger hat gleich drei Filme den Themen Liebe und Sexualität unter dem Titel «Oslo Stories» gewidmet (MANNSCHAFT berichtete). Einer von ihnen ist bereits in den Kinos gestartet, nun ist auch der Gewinner des Goldenen Bären ab 8. Mai auf der Leinwand zu sehen.
Wovon handelt «Oslo Stories: Träume»?
Die Coming-of-Age-Geschichte (Original: «Drømmer») erzählt von einer jungen Frau, die sich in ihre Französischlehrerin (Selome Emnetu) verliebt. Doch die Gefühle der 17-jährigen Johanne (Ella Øverbye) werden nicht erwidert. Die Unerreichbarkeit verstärkt das Verliebtsein der Teenagerin nur umso mehr.
Sie beginnt, ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Immer wieder besucht sie ihre Lehrerin Johanna - die verwirrenderweise fast genauso heisst wie sie - zu Hause. Dort lernt sie unter anderem stricken.
Während Johannes Mutter und Grossmutter zunächst entsetzt auf die teils sehr intimen Beschreibungen reagieren, entdecken sie schnell deren literarischen Wert. Die Schülerin verarbeitet ihre Fantasien und ihren Liebeskummer zu einem Roman und hat damit einen ersten Erfolg als Autorin.
Was ist der Hintergrund des Films?
Haugerud erzählte bei der Pressekonferenz zu seinem Film während der Berlinale im Februar, er habe versucht, sich an seine eigene Jugend zu erinnern und wie es damals war, sich das erste Mal zu verlieben. Solch eine Erinnerung bleibe das gesamte Leben. Daher sei es ihm nicht schwergefallen, sich in die Gedankenwelt eines Teenagers hineinzuversetzen.
Er habe sich auch gefragt, wie diese Erinnerungen aussehen, wenn man als älterer Mensch auf sie zurückblickt.
Für wen lohnt sich der Film?
Fans von Filmen über das Erwachsenwerden dürfte «Träume» gefallen. Haugerud spielt unter anderem mit der Frage, an welchen Stellen Realität und Fiktion verwischen, wenn es um die Beziehung zwischen Johanne und ihrer Lehrerin geht. Sind ihre Texte wirklich nur jugendliche Fantasien oder kam es tatsächlich auch zu Grenzüberschreitungen?
Grossmutter und Mutter fragen sich zu Beginn etwa, ob Johanne aus Sicht eines Opfers schreibt oder ob ihre Texte nicht sogar feministisch sind. Dabei erinnern sie sich an das eigene Verliebtsein zurück und werden mit eigenen Sehnsüchten konfrontiert.
Autor und Regisseur Haugerud setzt - der Geschichte des Films entsprechend - auf einen fast literarischen Erzählstil. Über weite Strecken wird die Story von Johannes Stimme aus dem Off erzählt. Das wirkt wie ein bebildertes Hörspiel.
Interessant ist der Kniff allemal, weil so auch die Lehrerin lediglich aus der Perspektive der Teenagerin gezeigt wird. Durch viele Dialoge wirkt der Film allerdings an manchen Stellen langgezogen, auch wenn die Gespräche zwischen Mutter und Grossmutter oft unterhaltsam sind.
Wie geht es mit der Trilogie weiter?
Vor «Träume» erschien am 17. April in den deutschen Kinos bereits «Oslo Stories: Liebe» aus der Trilogie. Dieser Film kreist um die Geschichte einer Ärztin und eines schwulen Krankenpflegers. Beide sind ungebundene Menschen und treffen sich an einem Abend zufällig auf einer nächtlichen Fähre.
Abgeschlossen wird die Filmreihe mit «Oslo Stories: Sehnsucht» ab dem 22. Mai. Darin geht es um zwei Schornsteinfeger, die in monogamen, heterosexuellen Ehen leben. Beide geraten aber in Situationen, die ihre Ansichten über Sexualität und Geschlechterrollen infrage stellen.
Es handelt sich bei der Trilogie um eigenständige Filme mit je neuen Figuren und einer unabhängigen Geschichte, die nacheinander gedreht wurden. Sie seien genau für die Schauspielerinnen und Schauspieler geschrieben worden, die in den jeweiligen Produktionen zu sehen sind, sagte Haugerud bei der Berlinale. Geschrieben habe er sie «vor langer Zeit».
Nachdem der australische Schauspieler Jacob Elodi zuletzt in «Saltburn» der von Barry Keoghan gespielten Figur den Kopf verdrehte und diese sogar dazu brachte, sein vollgewichstes Badewasser zu trinken, spielt er in «On Swift Horses» in einer schwulen Liebesgeschichte mit (MANNSCHAFT berichtete).
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