Streit um den ESC: Österreichs Chefdiplomatin schaltet sich ein

Der Contest findet nächstes Jahr in Wien statt

ARCHIV - 10.07.2025, Österreich, Wien: Beate Meinl-Reisinger, Außenministerin von Österreich, spricht auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesaußenminister Wadephul und dem israelischen Außenminister Saar im Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich.  (zu dpa: «Streit um ESC: Außenministerin mischt sich ein») Foto: Katharina Kausche/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Österreichs Aussenministerin Beate Meinl-Reisinger (Bild: (c) Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

Um den 70. Eurovision Song Contest 2026 in Wien gibt es schon Monate vor dem Start immensen politischen Wirbel. Anlass ist der Gaza-Krieg. Jetzt meldet sich Österreichs Chefdiplomatin zu Wort.

In die Debatte um einen etwaigen Boykott des Eurovision Song Contests (ESC) durch mehrere Länder hat sich nun Österreichs Aussenministerin Beate Meinl-Reisinger eingemischt (MANNSCHAFT berichtete). Ein von Ländern wie Slowenien, Spanien, Niederlande und Belgien zumindest angedachter Boykott als Reaktion auf die Teilnahme Israels würde «die Möglichkeiten für einen wichtigen Dialog zwischen Künstlern und der Bevölkerung verunmöglichen - ohne die Lage vor Ort in Israel und Gaza zu verbessern», schrieb Österreichs Chefdiplomatin an ihre Amtskolleg*innen.

Österreich trägt im Mai 2026 den ESC aus. Er gilt als grösster Musikwettbewerb der Welt und findet in Wien statt (MANNSCHAFT berichtete).

Verschiedene Länder erwägen einen Boykott, um gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Streifen zu protestieren. Als Aussenministerin des Gastgeberlandes sei sie «zutiefst besorgt über die Gefahr einer Spaltung zwischen den Mitgliedern der Europäischen Rundfunkunion in dieser Frage», so die Ministerin.

Ministerin: ESC falsches Forum für politische Debatten Zwar dürften politische Entwicklungen, gerade wenn sie mit humanitärem Leid einhergingen, nicht ignoriert werden. Sie sei aber überzeugt, dass der ESC sich nicht für Sanktionen eigne, so die Aussenministerin. Solche Debatten würden in etablierte politische Foren gehören.

Kunst und Kultur könnten Brücken bauen. Sie halte es deshalb für unerlässlich, den Dialog mit den Künstlern und der Bevölkerung Israels aufrechtzuerhalten, von denen sich viele offen von den Handlungen ihrer Regierung distanzierten, schrieb Meinl-Reisinger weiter.

Die Europäische Rundfunkunion (EBU) will voraussichtlich im Dezember über den Umgang mit Israel entscheiden. Die EBU in Genf betrachtet den ESC als unpolitisches künstlerisches Ereignis. Kriterium für die Teilnahme sei die Unabhängigkeit der jeweiligen Rundfunkanstalten, die die Künstler*innen entsendeten. Der israelische Kan-Sender werde diesen Anforderungen gerecht, hiess es zuletzt.

Der CDU-Politiker Steffen Bilger sieht die Boykottdrohungen gegen Israel beim Eurovision Song Contest als Ausdruck einer wachsenden antisemitischen Stimmung in Europa und hat unterdessen die Teilnahme Deutschlands infrage gestellt. «Ich finde, wenn Israel ausgeschlossen wird, dann können wir da nicht mehr dabei sein, ganz klar», sagte Bilger gegenüber RTL/Ntv (MANNSCHAFT berichtete). Der Politiker ist Mitglied im CDU-Bundesvorstand und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag.

Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte bei dem in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song «Wasted Love» als JJ die meisten Punkte geholt und die internationale Musikshow gewonnen (MANNSCHAFT berichtete). Er hatte sich im Frühjahr einen Ausschluss Israels beim nächsten Song Contest gefordert, war damit aber auf taube Ohren bei Veranstaltenden und Ausrichtenden gestossen.

Auch Nemo aus der Schweiz hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer*innen in einem offenen Brief kürzlich geäussert.

Immer mehr Länder erkennen mittlerweile einen Staat Palästina an. Neben Paris haben auch etwa Belgien und Neuseeland eine Anerkennung gegen den Widerstand Israels angekündigt oder angedeutet. Grossbritannien, Kanada und Australien hatten den vor allem symbolischen Schritt als erste grosse westliche Wirtschaftsnationen bereits am Sonntag verkündet, ebenso wie Portugal. Nun wollen neben Frankreich unter anderem auch Belgien, Neuseeland, Luxemburg und San Marino diesen Schritt gehen, was die Isolation Israels weiter vorantreibt.

Queere Geschichte ist nicht nur eine Erzählung von Leid und Unterdrückung, auch von Liebe und Widerstand. Der 28-jährige Can und der 62-jährige Andreas blicken aus zwei Perspektiven auf eine Geschichte, die noch lange nicht auserzählt ist (MANNSCHAFT-Story).

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare