Ein 25-Jähriger wurde in Wien schwulenfeindlich beleidigt und getreten. Zeug*innen griffen nicht ein.
Es war am Freitag vergangener Woche: Ein 25-jähriger Mann war mit Freunden unterwegs, als er von einem unbekannten Mann beleidigt und angegriffen wurde. Sie standen im 1. Bezirk, der Inneren Stadt, bei einer Zigarette zusammen, als gegen 1.00 Uhr früh der andere Mann auftauchte und ein Gespräch mit ihnen anfing.
Plötzlich wollte er wissen, ob die jungen Männer schwul seien. Dies wurde bejahte – und der Mann rastete aus. Erst beschimpfte er die Gruppe als «Scheiss-Schwuchteln» und bespuckte sie. Einem der Freunde trat er in den Schritt. Danach flüchtete er. Zeugen, so heisst es in dem Bericht auf ggg.at, hätten nicht eingegriffen.
«Ich hatte das ganze Wochenende noch Schmerzen im Intimbereich», erzählt der 25-Jährige. Anzeige hat er nicht erstattet. Aber es sei ihm wichtig, den Vorfall öffentlich zu machen. Sowas dürfe man nicht dulden, sagt er.
«Ich glaube, solche Angriffe passieren häufig, und die Dunkelziffer ist sehr hoch, weil viele Schwule so etwas schon gewohnt sind», so der junge Mann gegenüber ggg.at. Im vergangenen Oktober war ein Mann im U-Bahnhof beleidigt und geschlagen worden (MANNSCHAFT berichtete).
Vorurteilsmotivierte Hasskriminalität wie Homophobie oder Frauenfeindlichkeit werden in Österreich nicht von der Polizei erfasst. Auch auf der Ebene der Staatsanwaltschaften und Gerichte werden Delikte mit Ausnahme etwa von Volksverhetzung nicht statistisch erfasst. Immerhin: Dafür dass Hate Crimes an LGBTIQ nachhaltig erfasst werden, gab es im Juli grünes Licht im Innenausschuss (MANNSCHAFT berichtete).
Der offen schwule SPÖ-Politiker Mario Lindner erklärte sich via Twitter solidarisch und erklärte: «Ich will ein friedliches Land, ein gewaltfreies Land, ein Land in dem sich gegenseitig geholfen wird und Solidarität gezeigt wird.»
Und ich hab es schon einmal gesagt, ob als Privatperson oder Politiker, als Nationalrat oder Bundesratspräsident, bin gespannt wer mir wegen diesem Foto die Fresse poliert. Das habe ich 2016 gesagt und das sage ich heute noch viel lauter. Wir leben im Jahr 2020. (3/3)
— Mario Lindner (@MarioLindner82) September 27, 2020
Für den 25-Jährigen sei es bereits das zweite Mal, dass er homofeindlich beschimpft wurde. Beim letzten Mal, im Frühjahr, habe er mit einem Mann in einem Club gekutscht.
Bei einer Demonstration gegen die Corona-Massnahmen in Wien Anfang September zerrissen Aktivist*innen vor versammeltem Publikum eine Regenbogenfahne und bezeichneten die LGBTIQ-Community als «Kinderschänder» (MANNSCHAFT berichtete).