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Wismar würdigt schwules NS-Opfer Fritz Stein

Der Rosa-Winkel-Häftling trug einst die Nummer 25182

Wismar würdigt das schwule NS-Opfer Fritz Stein mit einem Stolperstein. Er wurde im KZ Auschwitz im Alter von 38 Jahren ermordet.

Am 9. November 2022 wurde in Wismar ein Stolperstein zur Würdigung von Fritz Stein verlegt, der als Homosexueller verfolgt und verurteilt wurde und im KZ Auschwitz ermordet wurde. Fritz Stein wurde im Siegerland im südlichen Westfalen geboren, sein letzter freiwilliger Wohnort war in Wismar an der Ostsee.

Fritz Stein wurde 1904 in Kredenbach, einem Stadtteil von Kreuztal im Siegerland geboren. In den 1920er Jahren war er zunächst als Lehrer tätig, studierte dann in Siegen Kulturbautechnik und Wasserwirtschaft mit Abschluss als Kulturbautechniker und trug nach einer gesetzlichen Änderung den Titel Bauingenieur. Über viele berufliche Stationen wie Basel und Brandenburg gelangte er nach Wismar, seinem letzten freiwilligen Wohnort.

Es erfolgte eine Verurteilung nach §175 RStGB (vermutlich Anfang 1940) zu einer Haftstrafe. Der Haftort ist unbekannt. Infolge der Verurteilung als Homosexueller wurde er im September 1940 aus dem Reichsverband Deutscher Ingenieure, der gleichgeschalteten Berufskammer in der NS-Diktatur, ausgeschlossen, was faktisch ein Berufsverbot bedeutete.



Gunter Demnig macht seit Ende der 1960er Jahre Kunst. Dann kam das Projekt «Stolpersteine» zur Erinnerung u.a. an homosexuelle Opfer des Nazi-Terrors. Es wurde sein Lebenswerk. 


Nach Ende und voller Verbüssung seiner Haftstrafe wurde er nicht entlassen, sondern in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde er Anfang Januar 1942 registriert, zur Nummer 25182 gemacht und auch fotografiert. In Auschwitz starb er bereits am 31.3.1942 im Alter von 38 Jahre, angebliche Todesursache sei Herzwassersucht gewesen. Hinter dieser verschleiernden Formulierung verbarg sich ein qualvoller Auszehrungsprozess: Mangelhafte Ernährung, desolate hygienische Verhältnisse, schwerste Arbeit im Winter, Schikanen, Gewalt, Folter und oftmals von den SS-Wachmannschaften inszenierte, angebliche Fluchtversuche. «Ein System der Entmenschlichung». so Jürgen Wenke, der das Schicksal von Fritz Stein recherchiert hat: «Es ist berechtigt, von Mord zu sprechen.»

Mit der Würdigung durch Bericht und Stolperstein erhält Fritz Stein seinen Namen zurück, ist nicht länger nur der Rosa-Winkel Häftling mit der Nr. 25182.


Bei der Verlegung des Stein hielt Dorothee Stähler eine Rede, die Grossnichte Steins, in der sie sich u.a. bei Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) bedankte, die die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat.

Stähler sagte: «Mit dem Wissen der Wahrheit bezüglich Fritz‘ Schicksal kommen unsere Gedanken, besonders die meines Vaters, zur Ruhe. Wir sind aber heute auch hier, um ein Zeichen zu setzen  für Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung. Dies erscheint uns wichtiger denn je.» Als Beispiele nannte sie, dass rechtsgerichtete Parteien Wahlen in Europa gewinnen (MANNSCHAFT berichtete), dass antisemitisch motivierte Straftaten in Deutschland  einen neuen Höchststand erreichen, aber auch, dass «Schwule und Lesben beim Besuch der Fussball-WM in Katar um ihr Leben fürchten müssen».

Der Stolperstein solle neben dem Gedenken an Fritz Stein darum stets auch ein Zeichen gegen das Vergessen sein und Aufrufen, gerade in heutiger Zeit gegen Hass und Vorurteile sein.

Mehr unter www.stolpersteine-homosexuelle.de


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