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Ungarns Präsidentin blockiert homofeindliches Gesetz

Erstmals seit 13 Jahren stellt sich ein Staatsoberhaupt gegen Ministerpräsident Orban

Ungarn
2020: Proteste gegen die neuen Anti-LGBTIQ-Gesetze in Budapest (Bild: Rémy Bonny)

Die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novak hat überraschend ein neues Gesetz abgelehnt, das Rechte von homosexuellen und transsexuellen Menschen einschränkt.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Bürger*innen gleichgeschlechtliche Paare, die gemeinsam Kinder aufziehen, anonym anzeigen können (MANNSCHAFT berichtete). Der entsprechende Gesetzestext stehe nicht im Einklang mit EU-Rechtsnormen, die sogenannte Whistleblower in Institutionen und Unternemen schützen sollen, schrieb Novak in einem Brief ans Parlament, wie am späten Freitagabend in Budapest bekannt wurde.

Es war dies das erste Mal, dass ein Staatsoberhaupt in der seit 2010 währenden Amtszeit des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban Einspruch gegen ein Gesetz erhoben hat, das für Orbans ultra-konservative Ideologie von grosser Bedeutung ist. Novak kommt – ebenso wie ihre Vorgänger seit 2010 – aus der Orban-Partei Fidesz.

Das beanstandete Gesetz hatte die Fidesz-Mehrheit im Parlament in diesem Monat gebilligt. Neben – Kritikern zufolge eher schwachen – Bestimmungen zum Schutz von Bürger*innen, die auf Missstände und Gesetzesverstösse in Institutionen und Unternehmen hinweisen wollen, enthält es auch einen Abschnitt, der es ermöglicht, dass Menschen ihre Mitbürger*innen aus ideologischen Gründen anzeigen können.


Dies kann etwa erfolgen, wenn jemand die in der Verfassung festgeschriebenen traditionellen Geschlechterrollen und Familienideale oder das Recht eines Kinder auf seine «Identität gemäss des bei der Geburt empfangenen Geschlechts» in Zweifel zieht. Insbesondere sollen dem Gesetz zufolge gleichgeschlechtliche Paare anonym angezeigt werden können, die gemeinsam Kinder aufziehen.

Unter dem rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban hat das Parlament auch schon früher Gesetze beschlossen, die die Rechte von homosexuellen und transsexuellen Menschen einschränken (MANNSCHAFT berichtete). In einem Verfassungszusatz liess Orban das Diktum festschreiben: «Der Vater ist ein Mann, die Mutter eine Frau.»

Das Veto der Präsidentin bedeutet, dass das Parlament das Gesetz neu verhandeln muss. Grundsätzlich kann es dieses aber auch in unveränderter Fassung neu beschliessen, wogegen die Präsidentin dann keine Handhabe mehr hätte.



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