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Thorsten Schorn kommentiert ESC: «Kein Alkohol vorm 5. Song!»

In Malmö tritt der offen schwule Radiomann die Nachfolge von Peter Urban an

Thorsten Schorn
Thorsten Schorn (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Thorsten Schorn führt mit seiner Stimme durch eine beliebte Styling-Show und Günther Jauch bisweilen durch kleine Spiele am Samstagabend. Nun kommentiert er erstmals den ESC. Wer ist der Mann?

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

Thorsten Schorn ist 48 Jahre alt und mit sich im Reinen. Aber bald wird er sich noch einmal an sich selbst gewöhnen müssen. Dann nämlich, wenn er sein erstes Wort als deutscher Kommentator des Eurovision Song Contests (ESC) in ein Mikro spricht. «Es fällt mir selbst schwer, mir vorzustellen, dass da nun nicht mehr die Stimme von Peter Urban zu hören ist», gibt Schorn zu. Urbans Sound, seine Art – all das verbinde er mit dem ESC. «Da geht es mir wie dem Publikum», sagt er. Aber man merkt auch: Er hat grosse Lust auf diese Art Selbstirritation.

Thorsten Schorn tritt beim ESC im schwedischen Malmö die Nachfolge von Peter Urban an, der 25 Jahre lang als jene Stimme gegolten hatte, die das deutsche Publikum durch den Wettbewerb führt. Seit 1997 war dieser für die Kommentierung zuständig gewesen, dann gab er den Job ab (MANNSCHAFT berichtete). Und der innerhalb der ARD zuständigen NDR kürte Schorn zum Nachfolger (MANNSCHAFT berichtete). Am 7. und 9. Mai soll er die Halbfinals begleiten und am 11. Mai das grosse Finale.


Eine Nachricht, die nicht nur in der gut vernetzten ESC-Community für ziemliches Interesse sorgte. «Eine Freundin meinte: Das ist eine nationale Aufgabe, die dir da übertragen wurde», erzählt Schorn. Was es ganz gut zusammenfasst. ESC-Kommentator, das ist wie Fussball-WM-Endspiel-Kommentator, nur ohne Rasen. Er selbst sieht es etwas unaufgeregter: «Es ist zunächst einmal die Fortsetzung dessen, was ich schon immer gemacht habe.»


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Wer ist der Mann also? Zunächst einmal ein ziemlich unkomplizierter. Zum Interview kommt er kurzerhand selbst vorbei, einzige Bedingung: ein halbwegs brauchbarer Kaffee. Den ESC liebt er schon seit Kindertagen, wie er sagt, als das Heissgetränk eingeschenkt ist. Die ersten Erinnerungen setzen 1982 ein, als Nicole mit «Ein bisschen Frieden» den Wettbewerb gewann. «Ich habe mich als Kind gefreut, als wäre Deutschland Fussball-Europameister geworden.»


Von Haus aus ist Schorn Radiomoderator. Geboren in Köln, Ausbildung bei «Radio Neandertal» in Mettmann, was für Unkundige wie eine Erfindung aus einem Hape-Kerkeling-Film klingen kann, tatsächlich aber ein sehr seriöser Sender in einer seriösen Stadt ist. Genau die Kombination, die zu Schorn passt. Beim Fernsehen war er früh als Warm-Upper beschäftigt – das sind die Leute, die ein Studio-Publikum auf Betriebstemperatur bringen, bevor die eigentliche Show losgeht. Eine notwendige Aufgabe für das Gelingen einer Sendung – aber nur möglich mit einem Schuss Lockerheit. Frank Elstner legte ihm dabei einst die Hand auf die Schulter und sagte: «Sie machen das ganz fabelhaft.»

Wer heute aufmerksam Fernsehen schaut – und manchmal auch: hört – dürfte ihn allerdings auch dort bereits erlebt haben – etwa als Reporter von «stern TV» (RTL) oder bei «Zimmer frei!» (WDR). Für Vox ist Schorn die Stimme der Styling-Show «Shopping Queen» mit Guido Maria Kretschmer. Bei RTL führt er als «Spielleiter und Schiedsrichter» durch die Sendung «Denn sie wissen nicht, was passiert!», in der sich Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Günther Jauch in kleinen Spielen befehden.

Es geht da nicht um mich. Ich bin nicht der deutsche Beitrag im Wettbewerb.

Im Fernsehen ist Schorn so oft der Mann, der den Gross-Unterhaltern die Bühne bereitet. Dabei, aber nicht ganz vorne. Er fühlt sich als Sidekick ganz wohl. «Bei den Oscars gibt es auch eine Auszeichnung für den besten Nebendarsteller. Es muss nicht immer die Hauptrolle sein», sagt er. Der Job als ESC-Kommentator steht für ihn in dieser Reihe. «Es geht da nicht um mich, sondern um die Show. Ich bin nicht der deutsche Beitrag im Wettbewerb.»

Schlechte Laune kann man ihm nur schwerlich einreden. Auch nicht mit der deutschen ESC-Misere und den vielen schlechten Platzierungen in den vergangenen Jahren. Dazu verweist er nur auf seine Dauerkarte für den 1. FC Köln. «Ich bin Kummer gewohnt. Stadionbesuche sind für uns Kölner mitunter Lektionen in Demut», sagte Schorn. Gehe er ins Stadion, wäre ein Sieg schön – so oder so sei es aber ein tolles Erlebnis mit Freunden. Schorn versteht das als Metapher für den Eurovision Song Contest.

Hat ihm Peter Urban etwas mitgegeben für den neuen Job? «Peter hat mir die besten Wünsche mitgegeben für Malmö», berichtet Schorn. Man kenne sich. Es sagt aber auch: «Wir wissen gegenseitig voneinander, was wir können und dass es auch immer eine Frage der Persönlichkeit ist, wie man kommentiert.» Einen bestimmten Tipp hat er allerdings bereits abgespeichert, wenn auch nicht von Urban.

«Ein Ratschlag, den ich beherzigen werde, stammt von den britischen Kollegen. Dort kommentiert Graham Norton», sagt Schorn. «Sein Vorgänger soll ihm geraten haben: Fange nicht vor dem fünften Song mit Alkohol an.»

Die Jodelszene hat die Nase gerümpft, als der erste feministische Jodelchor der Schweiz die Bühne betreten hat: Das «Echo vom Eierstock» bekam Ärger und Hass zu spüren. Offenbar hat der Chor einen Nerv getroffen – mit seiner Art die Tradition aus dem Gestrigen ins Morgen zu führen und die Texte, die aus der Zeit gefallen sind, wieder aufzuheben (MANNSCHAFT+).


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