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17-Jähriger will seine Sexualität mit 17-Zenti­meter-Dildo erkunden

Der Roman «Secondhand Toyfriend» erzählt die Geschichte von Damian und Emil

Secondhand Toyfriend
Marik (Mik) Roeder aka DarkViktory (l.) und Kostas Weiss aka Kostas Kind (Foto: Instagram / @koschtaaas)

Der Fischer Verlag gilt vielen als Synonym für hochwertige deutschsprachige Literatur. Jetzt hat Fischer den Young-Adult-Roman «Secondhand Toyfriend» des Autorenduos DarkViktory und Kostas Kind herausgebracht – über einen 17-Jährigen, der sich einen gebrauchten Dildo kaufen will.

Der Teenager Damian lebt in einer norddeutschen Kleinstadt und ist in einer Beziehung mit seiner Schulfreundin Emma. Allerdings ist er nur «semi-glücklich» mit dem Gedanken, mit ihr Sex zu haben und damit seine «Jungfräulichkeit» zu verlieren. Er überlegt, ob er möglicherweise homosexuell sein könnte – und will das testen, indem er sich einen Dildo in den Hintern steckt.


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Denn er hat sich gefragt, was «das Schwulste ist», was er sich «vorstellen» könne: «Und so’n Ding reingeschoben zu bekommen ist das, woran ich denken musste», sagt Damian. Er erklärt seinen Gedankengang weiter: «Reinstecken und geil = gay. Reinstecken und nicht so geil = hetero.»


«Sad-Boy-Tragödie»
Um möglichst unauffällig an das Sextoy zu kommen, reagiert Damian auf eine Ebay-Kleinanzeige, wo ein Secondhand-17-Zentimer-Dildo angeboten wird. Während er mit dem Verkäufer über die Versanddetails hin und her mailt, kommt er seinem anonymen Gegenüber immer näher. Und verliebt sich schliesslich in «Enno», der eigentlich Emil heisst, offen schwul und nur wenig älter ist. Er wird zu einer Art Sexualitäts-Coach für Damian – bis alles sehr aus dem Ruder läuft.

Die Verfasser des Buchs – einer immerhin ein Spiegel-Bestseller-Autor – haben ihre Geschichte komplett in sogenannter Jugendsprache verfasst. Das heisst, alle reden sich immerfort als «Babe», «Bro», «Dude», «Girl» oder mit «Hellu» an. Auf gefühlt jeder zweiten Seite kommt das Wort «cringe» vor. Es ist von «Mood» und «Vibes» und «Flow» die Rede, davon, dass man «cute» in die Kamera gucken sollte, wenn man halbnackt Selfies schiesst, um sie beim Sexting zu verschicken, dass der Film «Call Me By Your Name» eine «Sad-Boy-Tragödie» ist, die’s zu vermeiden gilt. Und dass Teenager einfach nur «am Handy chillen» wollen.

Man könnte fragen, für wen solche Sprache eigentlich gedacht ist – für andere 17-Jährige? Oder für ältere Leser*innen, die es interessant finden, in einem vermeintlichen Jugenduniversum unterwegs zu sein?


«Gesellschaftliche und emotionale Themen»
Immerhin gibt es von diesem neuen Buch auch gleich eine Hörbuchfassung, von den Autoren selbst im Wechsel eingelesen, so wie das Buch auch immer perspektivisch wechselt zwischen Damian und Emil. Dazu kommen die vielen abgedruckten Chat- und Sexting-Verläufe (MANNSCHAFT+ berichtete über Sexting als neue Form der Intimität ).

«Secondhand Toyfriend»
Der Roman «Secondhand Toyfriend» (Foto: Fischer Verlag)

Kostas Weiss aka Kostas Kind ist mit seinem Youtube-Kanal «Kostas Kind» bekannt geworden: «Als Content Creator lädt er unterhaltsame Videos über das Schwulsein und seine Beziehung zu Mik hoch und beschäftigt sich viel mit gesellschaftlichen und emotionalen Themen», verrät der Klappentext.

Mik ist Marik Roeder aka DarkViktory, ein Drehbuchautor und Videoproduzent, der 2014 mit der Zeichentrickserie «TubeClash» bekannt wurde und 2019 mit seinem Jugendbuchdebüt «One Exit» auf der Spiegel-Bestsellerliste landet (auf Platz 9).

Ob «Secondhand Toyfriend» einen realistischen Einblick ins Gefühls- und Sexleben von Jugendlichen bietet, bleibt zu hinterfragen. Ob Jungs, die noch nie mit jemand anderem Sex hatten, tatsächlich zuerst mit Dildos zugange sind, wäre auch ein grösseres Fragezeichen. Wieso dieses Buch mit seiner amüsant-trashigen Geschichte ausgerechnet beim Fischer Verlag rausgekommen ist, ebenfalls.

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