Zu homophob: Exil-Schweizer Beni Durrer will Berlin verlassen
Nach 30 Jahren hat er die Nase voll
Beni Durrer zählt zu den bekanntesten Visagisten Deutschlands. Der gebürtige Schweizer lebt seit drei Jahrzehnten in Berlin. Nun will er mit seinem Ehemann in die Heimat zurückgehen. Grund: homophobe Gewalt und Kriminalität.
Dass das schwule Paar gehen will, hat verschiedene Gründe: Die schlechte wirtschaftliche Lage führt zu finanziellen Einbussen. Aber auch von der steigenden Kriminalität in ihrer Umgebung haben sie die Nase voll, wie Beni Durrer und sein Mann in der Sendung «SRF bi de Lüt – Heimweh» sagen.
Die schwulen Männer fühlen sich nicht mehr sicher. «Das geht schon bei uns hier vor der Tür los», erklärt Benis Mann, der Friseurmeister und Visagist Rene Durrer-Lehmann. Die beiden seien schon Opfer homophober Gewalt geworden, man habe sie beleidigt und beschimpft. «Die Angst vor den Überfällen sorgt halt auch dafür, dass du einfach nur noch weg möchtest», sagt er in der SRF-Sendung.
Dazu kommt: Wenn es dunkel ist, begleitet er eine Angestellte ihres Beauty-Salons – aus Angst vor sexuellen Übergriffen. Renés Fazit: «Das ist nicht mehr lebenswert, das macht dann hier keinen Spass mehr.»
Beni Durrer, gebürtiger Luzerner, trägt sich schon länger mit dem Gedanken, wieder in die Heimat zurückzukehren (MANNSCHAFT berichtete). Zusammen mit René, dem gebürtigen Berliner.
Beni verliess einst die Schweiz, weil sie ihm zu spiessig war. Seine letzten zehn Jahre dort verbrachte er in Bern. «Die waren da so konservativ und kleinkariert. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Ich war damals schon ein schräger Vogel, ich wollte frei leben.»
Die Männer hatten sich vor sieben Jahren über Grindr kennengelernt. Als sie sich das erste Mal leibhaftig trafen, stieg René aus seinem Auto, und Beni dachte: Den werde ich heiraten! Nur fünf Wochen später machte René ihm den Antrag. Von ihrer Hochzeit schwärmen ihre Freund*innen noch heute. Die Weather Girls kamen und sangen «It’s raining men».
Sie verkaufen die Beni-Durrer-Produkte in die ganze Welt, Make-up, Puder, Wimpernperücken, aber vor allem in die Schweiz und innerhalb Deutschlands. Vor 24 Jahren hat er seine Firma gegründet, damals ging es in der Motzstrasse los, mitten im Regenbogenkiez. Heute hat er seinen Laden in der Pohlstrasse. Vertrieb, Produktion, Make-up-Schule, dazu kam später noch ein Friseurloft.
Hape Kerkeling ist auch schon gegangen. Denn: «Berlin ist homophober geworden». Das habe aber nicht mit der Stadt an sich zu tun (MANNSCHAFT berichtete).
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