Weltoffen, politisch, einfühlsam – queere Filme bei der Berlinale
Das Programm ist in diesem Jahr vielfältiger denn je
Am 16. Februar beginnt die 73. Berlinale. Wir stellen zehn queere Filme vor, die bei dem Festival zu sehen sind.
«Drifter» Regisseur Hannes Hirsch erzählt die Geschichte von Moritz, der gerade von seinem Freund verlassen wurde. Für die Liebe war der 22-Jährige nach Berlin gezogen, jetzt lernt er die Satdt alleine kennen. Er taucht in die Partyszene ein, lebt dabei seine unterdrückten Sehnsüchte und sexuellen Fetische aus, verliert sich aber auch zunehmend in Drogenexzessen und emotionaler Entfremdung.
«20.000 Species of Bees» Ein acht-jähriges Kind leidet darunter, dass es die Leute bei seinem Geburtsnamen Aitor nennen. Sein Spitzname Cocó fühlt sich nicht ganz so eindeutig verkehrt, aber auch nicht richtig an – in ihrem Debüt-Film thematisiert Estibaliz Urresola die komplexe Erkundung von Identität und zeigt derweil unterschiedliche Formen des Frauseins auf.
«All the Colours of the World Are Between Black and White» Der Film von Babatunde Apalowo aus Nigeria ist eine humorvolle Reflexion einer Liebesbeziehung. Als Lieferfahrer Bambino den charismatischen Fotografen Bawa kennenlernt, verändert sich seine Welt. Aus Bekanntschaft wird Freundschaft, in der letztlich weitere Sehnsüchte erwachen – und das in einer Gesellschaft, die gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen tabuisiert und strafrechtlich verfolgt.
«Knochen und Namen» Schauspieler Boris (gespielt von Regisseur und Autor Fabian Stumm) und Schriftsteller Jonathan leben in einer Beziehung, in der beide eigentlich auch gut alleine auskommen. Während Boris sich immer tiefer in die Proben zu einem neuen Film wühlt und dabei reale und fiktive Charaktere zu vermischen beginnt, versucht Jonathan, seine Stimme als Schriftsteller neu zu definieren. Auf der Suche nach sich selbst erkunden beide dabei, was sie noch miteinander verbindet und wo die Dissonanzen in ihrer Beziehungen liegen.
Green Night Unterschiedlicher könnte die Begegnung kaum sein. Am Flughafen in Seoul trifft die chinesische Immigrantin Jin Xia, die bei der Sicherhgeitskontrolle arbeitet, auf eine grünhaarige Frau. Ihr Gegenüber – jung, extrovertiert, unaufgeregt – fasziniert Jin Xia. Beide fühlen sich auf unbekannte Weise von einander angezogen und begeben sich, auf der Jagd nach dem grossen Coup, der sie von allen Abhängigkeiten (und vor allem ihren Ehen) befreien könnte, in Südkoreas Unterwelt. Dort behaupten sie sich gegen Männer, die sie dominieren, besitzen und benutzen wollen.
«Perpetrator» In dieser blutgetränkten Coming-of-Age Geschichte vermischen sich mehrere Genres miteinander. Jonny, die von ihrem Vater in die Obhut ihrer strengen Tante übergeben wird, versucht das Verschwinden von fünf Mädchen aufzudecken. Gleichzeitig beginnt an ihrem 18. Geburtstag eine radikale Metarmorphose, die von Regisseurin Jennifer Reeder mit einem queer-feministischen Blick erzählt wird. Wie bereits in ihren vorherigen Werken blickt sie dabei vor allem durch die Augen ihrer jungen Protagonistin, die der Welt der Erwachsenen mit bissigem Humor und ungebrochenem Gerechtigkeitssinn begegnet.
«Manodrome» Ralphie, gespielt von Jesse Eisenberg, ist jung und gesund. Seine Freundin ist schwanger. Doch er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Sein Job als Uber-Fahrer ist weder erfüllend noch bietet er finanzielle Sicherheit. Auch über das Verhältnis zum seinem eigenen Körper ist er sich nicht vollkommen im Klaren. Als er in einen libertären Männlichkeitskult eingeweiht wird, drängen aufgestaute innere Konflikte an die Oberfläche.
«Bis ans Ende der Nacht» In dem queeren Krimi soll Polizist Robert als verdeckter Ermittler über die fingierte Beziehung mit Leni das Vertrauen eines Kriminellen gewinnen. Er schwul, sie trans entwickelt sich ein emotionales Verhältnis zwischen den beiden, das die Frage aufwirft, ob bei der vorgetäuschten Liebe nicht auch echte Gefühle im Spiel sind.
«Passages» Franz Rogowski, der bereits in «Grosse Freiheit» überzeugte (MANNSCHAFT berichtete), spielt in dem neuen Film von Ira Sachs Tomas, dessen Ehe eine Krise durchlebt. Obwohl mit Martin (Ben Whishaw, «James Bond») verheiratet, verbringt er eine Nacht mit Agathe (Adèle Exarchopoulos, «Blau ist eine warme Farbe») – und das Beziehungsdrama beginnt.
«TÁR» In dem lesbischen Musikdrama von Regisseur Todd Field spielt Cate Blanchett die Dirigentin Lydia Tár, die sich in der männerdominierten klassischen Musikszene durchsetzt (MANNSCHAFT berichtete). Mit der Ernennung zur ersten Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker erreicht sie den Höhepunkt ihrer Karriere, ihre Beziehung aber wird unaufhörlich auf die Probe gestellt. Blanchett wurde für die Rolle unter anderem mit dem Golden Globe ausgezeichnet.
Die Auswahl an queeren Filmen bei der Berlinale ist in diesem Jahr grösser denn je. Das gesamte Programm gibt es auf berlinale.de.
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