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«Grosse Freiheit» für Deutschen Filmpreis vorausgewählt

Die Preisverleihung findet Ende Juni statt

Grosse Freiheit
Foto: Filmladen

Die Deutsche Filmakademie hat die vorausgewählten Spiel-, Kinder- und Dokumentarfilme bekannt gegeben. Darunter sind auch queere Kandidaten.

Der Deutsche Filmpreis wird am 24. Juni verliehen – und das Auswahlverfahren ist in vollem Gange. Die drei Vorauswahlkommissionen haben nach Sichtung aller eingereichten Filme heute die 46 Titel umfassende Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2022 bekanntgegeben. Zu den vorausgewählten Filmen gehört u.a. «Grosse Freiheit» und «Toubab».

Franz Rogowski spielt in «Grosse Freiheit» Hans, der zunächst von den Nationalsozialisten und auch die folgenden Jahrzehnte regelmässig wegen seiner Homosexualität verurteilt wird. Im Gefängnis trifft er auf Viktor (Georg Friedrich), der ihn anfangs verachtet. Dann aber nähern sich die Männer an und es entsteht eine enge Bindung. Regisseur Sebastian Meise zeigt, wie Hans menschenunwürdig behandelt wird, sich nach Liebe und Nähe sehnt – und ihm all das verwehrt wird, nur weil er Männer mag (MANNSCHAFT berichtete).

Vornominiert ist auch der Film «Glück/Bliss», der von zwei Frauen erzählt, die sich in einer Welt begegnen, in der weibliche Körper Waren sind: Sascha arbeitet schon seit Jahren im Berliner Bordell Queens. Maria ist die Neue, unangepasst, autark, queer. Sascha fühlt sich sofort von dieser Andersartigkeit angezogen, Maria wiederum ist fasziniert von Saschas Souveränität. Aus der Anziehung wird eine Liebe, die anders funktioniert, als alles, was beide bisher kannten.


Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis freut sich Babtou (Farba Dieng) in «Toubab» auf einen Neuanfang: Mit seinem Kumpel Dennis (Julius Nitschkoff) will er die Freiheit genießen, die Welt umarmen und sich nie wieder mit deutschen Behörden herumschlagen müssen. Doch als seine spontane Willkommensparty eskaliert, findet sich Babtou noch am selben Abend in Handschellen wieder. Wegen wiederholter Straftaten soll er in den Senegal, abgeschoben werden. Doch Babtou kennt den Senegal nur aus den Erzählungen seines Vaters, er ist in Deutschland geboren, seine Heimat ist Frankfurt. Um die drohende Abschiebung in letzter Sekunde zu verhindern, gehen die Männer eine Scheinehe ein.

Nominiert ist auch die Dokumentation «Genderation»: Über zwei Jahrzehnte nach «Gendernauts» (1999) kehrt Monika Treut nach Kalifornien zurück, um die Protagonist*innen ihres queeren Filmklassikers wiederzutreffen. Sandy Stone, Susan Stryker, Stafford und Max Wolf Valerio waren einst die jungen Pionier*innen der Trans-Bewegung und lebten fast alle in der damaligen Aussenseitermetropole San Francisco. Heute sind sie zwischen 58 und 84 Jahre alt, und kaum eine*r kann es sich noch leisten, in der Stadt zu wohnen. Doch die Energie der Gendernauten und ihrer Unterstützer*innen Annie Sprinkle und Beth Stephens ist ungebrochen.

Die in diesem Jahr aus 17 Mitgliedern bestehende Vorauswahlkommission Spielfilm hat 25 Spielfilme in die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2022 aufgenommen. Die 12 Kommissionsmitglieder der Kategorie Kinderfilm haben 6 Filme ausgewählt, die zehnköpfige Dokumentarfilmkommission 15 Dokumentarfilme. Teilnahmeberechtigt waren deutsche Filme mit einem Kinostart zwischen dem 4. März 2021 und dem 30. Juni 2022.


Mit der Bekanntgabe der Vorauswahl ist der erste Schritt im dreistufigen Auswahlverfahren abgeschlossen. Nun können die über 2.200 Akademiemitglieder sichten und über die Nominierungen abstimmen, die am 12. Mai bekanntgegeben werden. Der Deutsche Filmpreis wird am 24. Juni im Palais am Funkturm verliehen und am gleichen Abend im Ersten ausgestrahlt.

Der Deutsche Filmpreis – die renommierteste und höchstdotierte Auszeichnung für den deutschen Film – ist mit Preisgeldern der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in einer Gesamthöhe von knapp 3 Mio. Euro dotiert und wird nach der Wahl durch die Mitglieder der Deutschen Filmakademie von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) verliehen. Die Verleihung ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), produziert von der Deutschen Filmakademie Produktion GmbH.

Im April endet die Amtszeit von Akademie-Präsident Ulrich Matthes (MANNSCHAFT berichtete).


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